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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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damit du das Geld für mich zum Fenster hinauswirfst.«
    Heinz wedelte mit den Handschuhen vor den Augen Ilses herum.
    »Freuen sie dich denn nicht?«
    Ilse erlag diesem Bild und fing an zu strahlen.
    »Doch, natürlich, aber …«
    Seine größte Frechheit fiel ihr ein. Sie unterbrach sich: »Was hast du dir überhaupt dabei gedacht, mich als deine Frau zu bezeichnen?«
    »Habe ich das getan?« antwortete er mit seiner unschuldigsten Miene.
    »Die muß doch gemerkt haben, daß das nicht stimmt.«
    »Woran muß sie das gemerkt haben?«
    »Weder du trägst einen Ring noch ich.«
    »Das bringt mich auf eine Idee: Wir suchen uns ein Schmuckgeschäft und kaufen uns welche.«
    »Ringe?«
    »Ehe- oder Verlobungsringe – sehen ja beide gleich aus.«
    Ilse blickte ihn kopfschüttelnd an.
    »Heinz«, sagte sie, »der Wahnsinn nimmt bei dir von Minute zu Minute größere Dimensionen an.«
    »Findest du?«
    »Ja.«
    »Dann ist dir aber sicher auch bekannt, daß Wahnsinn und Genie sehr nahe zusammenliegen?«
    »Ich verstehe. Nun weiß ich, wie du dich selbst siehst – als Genie.«
    »Als eines der größten«, lachte er.
    »Wie Albert Einstein.«
    Wie weggewischt verschwand das Lachen aus seinem Gesicht.
    »Einstein?«
    »Ja.«
    »Der Jude?«
    Sie nickte.
    »Als solcher«, sagte Heinz mit unbewegter Miene, »kann er doch gar kein Genie sein.«
    »Das sagt das Reichspropagandaministerium, ich weiß. Und seine wissenschaftlichen Leistungen? Seine Relativitätstheorie?«
    »Alles von arischen Wissenschaftlern gestohlen.«
    »Glaubst du das?«
    »Du?«
    »Ich habe dich gefragt.«
    »Und ich frage dich.«
    Nach diesem verbalen, typisch deutschen Eiertanz im Dritten Reich faßte sich Ilse ein Herz und erklärte: »Ich schätze dich so ein, daß du mich nicht gleich zur Anzeige bringen wirst, wenn ich dir die Wahrheit sage.«
    »Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Genau das gleiche wollte ich soeben im Hinblick auf dich zum Ausdruck bringen.«
    »Ich sage dir also, daß ich das nicht glaube.«
    »Und ich füge sogar hinzu, daß Albert Einstein für mich ein Jahrhundertgenie ist, dessen Vertreibung aus Deutschland uns vielleicht noch teuer zu stehen kommen wird.«
    Ilse sagte einige Sekunden lang nichts, schaute ihn an, nahm plötzlich seinen Kopf in ihre Hände und raunte ihm ins Ohr: »Du bist ja ein Staatsfeind.«
    Dann gab sie ihm auf offener Straße einen raschen Kuß.
    »Nein, bin ich nicht«, sagte er anschließend. »Und du auch nicht. Nur verstehe ich eben manches, was bei uns passiert, nicht. Das mit dem Einstein zum Beispiel. Solche Sachen sind nicht nur schlimm, sondern ganz einfach auch blöd. Der und kein Genie!«
    Sie gingen weiter.
    »Vergessen wir die Handschuhe nicht«, sagte Heinz. »Willst du sie nicht anziehen?«
    »Du bist verrückt«, lachte Ilse. »Bei der Hitze!«
    »Eine grande dame trägt auch am Äquator oder in der Hölle Handschuhe.«
    »Erstens, mein Lieber, bin ich keine grande dame. Und zweitens komme ich wohl nie in meinem Leben an den Äquator. Deutschlands Devisengesetzgebung ist dagegen.«
    »Und wie steht's mit der Hölle?«
    Ilse puffte ihn strafend in die Seite.
    »Traust du mir die zu?«
    »Ohne weiteres.«
    »Du!« Zugleich ein noch stärkerer Puff.
    »Und zwar für die Art und Weise, wie du mir das Herz zerfleischst«, sagte er.
    »Ich küsse dich auf offener Straße, und das nennst du ›dein Herz zerfleischen‹?«
    »Das Problem ist die offene Straße. Die schafft Voraussetzungen, die ich gern gegen andere eintauschen würde.«
    »Du meinst, gegen die in einem Schlafzimmer«, sagte Ilse geradeheraus. So etwas passierte nur ganz, ganz selten bei ihr. Heinz war auch entsprechend überrascht.
    »Donnerwetter!« stieß er hervor.
    Das Schicksal meinte es jedoch nicht gut mit ihm. In diesem Augenblick, in dem es spannend zu werden versprach, wurde nämlich Heinz wieder von einem Mann in mittleren Jahren entdeckt, der nichts Eiligeres zu tun hatte, als ihn zu grüßen: »Tag, Herr Bartel! Mein Kompliment!«
    Hol dich der Teufel, dachte Heinz und machte ein Gesicht, das Ilse zu der Feststellung veranlaßte: »Sehr freundlich bist du aber nicht zu den Leuten.«
    Als er schwieg, stellte sie ihm wieder die unvermeidliche Frage: »Wer war der? Sag mir jetzt bloß nicht wieder, du weißt es nicht.«
    »Doch, das muß ich.«
    »Was mußt du?«
    »Dir sagen, daß ich das nicht weiß.«
    »Aber er kannte dich sogar beim Namen.«
    »Trotzdem habe ich ihn noch nie im Leben gesehen.«
    »Heinz!« rief

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