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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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fragte Juan.
    Alex glaubte, sich in einem schlechten Film zu befinden. Er führte die rechte Hand an seinen Kopf und tastete ihn ab. Als er Nässe spürte, wusste er, dass er blutete.
    „Du schwules Weichei!“, zischte Rafael und wollte sich gerade auf Juan stürzen, als sein Boss ihn zurückpfiff.
    „Lass gut sein!“, tat er ab. „Juan hat recht. Unser kleiner Hosenpisser hat erst mal genug.“
    Alex schluckte. Als er seine Hand vor sein Gesicht führte, sah er frisches Blut zwischen den Fingerkuppen kleben. Er wischte es grob ab und blickte zu Juan auf. Doch sein Blick kam zu spät. Auf dessen Gesicht hatte sich längst wieder eine emotionslose Leere gelegt.
    „Entweder du willigst sofort ein“, riss ihn der Spanier aus den Gedanken, „und wir werden dir den genauen Ablauf erklären oder du verweigerst deine Beihilfe noch ein wenig und darfst dich auf weitere Nächte hier freuen.“
    Alex sah zu ihm auf. Und als hätte Juan einen Teil seiner Stärke auf ihn übertragen, schaffte auch er es, seine Gefühle hinter einer ausdruckslosen Maske zu verbergen.
    „Ich muss pissen“, sagte er dann.
    „Dann piss doch!“, entgegnete der Spanier. Zeitgleich kehrte sein schäbiges Grinsen zurück. „Vielleicht saugt deine Hose ja noch mehr von dir auf.“
    Alex erwiderte nichts.
    Der Spanier wandte sich schließlich von ihm ab und trat zur Tür. Juan folgte ihm. Rafael blieb allerdings noch einen Moment stehen. Als Alex zu ihm aufsah, erkannte er pure Abscheu in dessen Augen. In seinem Blick lag nicht die geringste Spur von Mitleid, sondern mehr die Befriedigung, mit der man zum Abschied ein hartes Stück Arbeit musterte, das nun vollbracht war. Alex konnte spüren, wie Raffel sich danach sehnte, ihn totzuprügeln. Doch die alleinige Macht lag in den Worten seines Bosses und so wandte auch er sich nach weiteren Sekunden von ihm ab. Er schritt rückwärts zur Tür und hielt seine Pistole dabei ununterbrochen auf Alex gerichtet.
    „Überleg es dir gut!“, sagte der Spanier noch. „Morgen will ich eine Entscheidung. Damit liegt es in deiner Hand, wie lange du dich noch selbst ausliefern willst.“
    Alex starrte noch eine Weile fest zurück, bevor er den Blick endgültig abwandte. Nur beiläufig nahm er wahr, wie sie den Keller verließen und die Tür hinter sich abschlossen.
    Alex hielt sich an der Wand fest. Dann wurde es dunkel. Er wusste, warum. Trotzdem hegte er die unrealistische Hoffnung, etwas an diesem Zustand ändern zu können. Deshalb tastete er sich an der Mauer entlang und stolperte von der Matratze. Dabei trat er ungünstig auf seinen verletzten Fuß und stöhnte schmerzerfüllt auf. Als das starke Brennen wieder abklang, schritt er weiter und schaffte es unter Schmerzen bis zur Tür. Neben ihr suchte er nach dem Lichtschalter und betätigte ihn gleich mehrmals hintereinander.
    Klick. Klickklick. Klick.
    Doch egal wie oft er auch drückte, das Licht blieb aus.
    „Nun geh schon an!“, fluchte er und versuchte es wie vom Wahn getrieben weiter.
    Klick. Klickklick.
    Aber es blieb dunkel.
    Alex kniff die Augen zusammen. Schon zum dritten Mal spürte er Tränen in sich aufsteigen, hielt sie dieses Mal allerdings zurück. Sein Kopf schmerzte. Als er ihn erneut mit seiner Hand abtastete, fühlte er eine ganze Blutpfütze, die sich schmierig in seine noch übrigen Haare sog. Bei diesem Gedanken wurde ihm schwindelig. Ein Fiepen legte sich in seine Ohren und drang dröhnend bis in sein Hirn. Ein Schwindelschauer überkam ihn und ließ ihn kurz das Gleichgewicht verlieren. Noch gerade rechtzeitig fing er sich am Türknopf auf. Trotzdem wurde das schmerzende Pochen an seinem Schädel größer. Schmerzerfüllt kniff er die Augen zusammen und krallte sich seine Finger in die Stirn, um auf diese Weise vom nicht auszuhaltenden Schmerz abzulenken. Doch dann kam der nächste Schwindelanfall, der sich wie kitzelnde Nadelstiche unter seine Haut legte. Seine rechte Hand glitt vom Türgriff, seine Füße rutschten unter ihm weg. Er hörte noch seinen eigenen Aufschlag, der wie aus einer anderen Sphäre klang, bevor er vollends zur Seite kippte und das Bewusstsein verlor.
    ***
    Als er wieder zu sich kam, war das Blut an seinem Kopf getrocknet. Kraftlos richtete er sich auf und warf einen angewiderten Blick auf den kreisrunden Blutfleck, den er auf dem dreckigen Boden hinterlassen hatte. Unter Kopfschmerzen erinnerte er sich an seine letzten wachen Sekunden zurück. Dabei fiel ihm sofort der bedeutende Unterschied auf, dass

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