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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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sagte der Spanier.
    „Ja, das hab‘ ich“, gab Alex zurück.
    Er sprach überraschend ruhig und war selbst verwundert, wie gut er mit seinem Schicksal umging. Er spielte noch eine Weile mit der Geduld des Spaniers, bevor er sich erneut räusperte und schließlich fortfuhr: „Ich werd’s tun.“
    Sofort bildete sich ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen seines Feindes. Der Spanier sah fast aus, als ob er sich auf eine ehrliche Art und Weise über Alex‘ Entscheidung freute. Immerhin ersparte sie ihm einiges an Arbeit und Dreck.
    „Eine kluge Entscheidung“, sagte er dann. „Eine sehr, sehr kluge Entscheidung, mit der du dir selbst einen Gefallen tust. Glaub mir!“
    Alex sah zu ihm auf. Der Spanier wirkte mit einem Mal verändert. Jeglicher Hass war aus seiner Stimme gewichen und hatte lediglich ein paar strenge Worte hinterlassen, die auch von einem unsympathischen Firmenchef hätten stammen können.
    „Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Alex.
    Er klang genervter als gewollt, hatte dabei sogar einen Moment das Gefühl, als ob fortan er die Oberhand hatte und sich alles erlauben durfte. Der Spanier wollte was von ihm . Nicht umgekehrt. Er benötigte Alex für etwas, das er offenbar niemand anderem zutraute. Dafür brauchte er Alex nicht nur lebend, sondern gesund und kräftig. Auf diese Punkte schien er während der Folter keine Rücksicht genommen zu haben. Doch jetzt, wo Alex eingeweiht war und sich dem Plan des Spaniers fügte, würde er ihn nicht mehr wie den letzten Dreck behandeln. Alex brauchte seine Kräfte und ein einigermaßen anständiges Erscheinungsbild, um überhaupt für das in Frage zu kommen, für das er eingeplant worden war.
    Der Spanier nickte in Rafaels Richtung. Der spuckte seinen Zahnstocher daraufhin zu Boden und zog sich den schwarzen Schal vom Hals. Gleichzeitig zückte er seine Waffe. Er richtete sie auf Alex und trat langsam auf ihn zu.
    „Jetzt wirst du erst mal mitkommen“, zischte er.
    Alex wusste kaum, wie ihm geschah, da zerrte Rafael ihn schon zu sich hoch und drückte ihm die Pistole gegen die Brust. Dann pfiff er in Juans Richtung, der sofort bereitwillig hinzukam und ihm den Schal abnahm. Alex tauschte einen flüchtigen Blick mit dem Jugendlichen und konnte für den Bruchteil einer Sekunde eine wortlose Entschuldigung in dessen Augen erkennen.
    „Was … Was …“, stotterte Alex und befürchtete, noch weiter gequält zu werden.
    Doch das geschah nicht. Juan beugte sich vor und band ihm den Schal über die Augen. Dann zog er ihn am Hinterkopf fest. Alex musste dabei ungewollt aufstöhnen, denn direkt unter dem Knoten brannte die blutige Kopfverletzung. Als er die Augen öffnete, konnte er nichts als Schwärze sehen. Beim Blinzeln kratzten seine Wimpern an dem rauen Stück Stoff.
    Noch bevor er weiter nachdenken konnte, wurde er an beiden Seiten gepackt und Richtung Tür gezerrt. Sein verletzter Fuß kippte dabei zur Seite und wurde grob über den Boden geschleift. Schon nach wenigen Metern verlor er die Orientierung und musste sich auf die blinde Führung verlassen. Er vernahm Schritte des Spaniers. Seine teuren Schuhe klackten unverwechselbar. Dann hörte er, wie die massive Stahltür hinter ihm zugeschmissen wurde. Dabei zog ein laues Gefühl von Erleichterung in ihm auf. Zwar hatte er sich nicht mal zwei volle Tage in dem Kellerloch befunden, doch war die Zeit darin derart geschlichen, dass er sich nun vorkam, als würde er ganze Wochen der Dunkelheit und Ungewissheit hinter sich lassen.
    Er wurde um eine Ecke gezogen. Dann folgte wieder ein langer Weg geradeaus. Am Ende des vermeintlichen Flures folgte eine Treppe, die er von Juan und Rafael hinaufgezogen wurde. Juan stützte ihn dabei bestmöglich, während Rafael ihn so grob zog, dass er kaum mitkam. Sein lädierter Fuß schlug gegen jede einzelne Stufe. Als sie oben ankamen, schaffte Alex es nicht mehr aufzutreten. Er sackte linksseitig zusammen, rutschte dabei aus Juans Griff und hing schließlich nur noch an dessen Hand. Er konnte spüren, wie Juan sich zu ihm herunterbeugte und ihm vorsichtig aufhalf.
    „Komm schon!“, flüsterte er leise in sein Ohr. „Du hast es gleich geschafft.“
    Diese Worte waren es schließlich, die dafür sorgten, dass Alex seine Kraft ein letztes Mal zusammennahm. Er ließ sich hochhelfen, biss sich auf die Unterlippe und setzte seinen Fuß wieder auf. Auf diese Weise humpelte er zwischen Juan und Rafael weiter. Als eine weitere Tür geöffnet wurde, blies ihm eine

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