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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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selbst kaum verstand. Erst in jenem Moment sah Alex wieder auf, und als sich ihre Blicke trafen, blickten sie sich tief in die Augen. So tief, dass Ben mit einem Mal die Antwort auf seine Frage fand. In Alex‘ Augen konnte er sehen, wie es um sie stand. Er konnte sehen, was er dem Blonden bedeutete. Er konnte sogar sehen, dass Alex ihn liebte. Sofort stahl sich ein neues Kribbeln in sein Inneres.
    „Es tut mir alles so leid …“, murmelte Alex. Er schien den Tränen nahe zu sein, sie aber bislang erfolgreich unterdrückt zu haben.
    „Das muss es nicht“, erwiderte Ben ruhig. „Das Ganze war ein Unfall.“
    Alex nickte kaum merklich.
    „Verklicker das mal deinen Eltern und Nick. Die glauben, ich hätt‘ auf dich geschossen. Und das, obwohl es Augenzeugen gibt, die das Gegenteil behaupten. Aber die reichen denen natürlich nicht. Die wollen deine Aussage. Ist doch klar.“
    Ben nahm die neuen Informationen erst einmal auf. Jetzt verstand er, warum Alex auf freiem Fuß war. Das beruhigte ihn. Am liebsten hätte er diese Nachricht genauer hinterfragt, doch Alex‘ Blick wurde mit einem Mal so fest, dass er Ben zum Schweigen brachte. Erst als er diesem Blick kurz auswich, fand er seine Worte wieder.
    „Du bist unschuldig, Alex“, sagte er. „Das wissen wir beide. Das werd‘ ich denen schon verklickern.“ Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Der Polizei und auch meinen Eltern.“
    Alex erwiderte nichts mehr. Sattdessen trat erneut Stille ein. Ben fühlte sich unwohl in seiner Haut und mit einem Mal sogar vollkommen lächerlich, in einem derart erbärmlichen Zustand vor Alex zu liegen und dabei völlig hilflos zu sein. Mit jeder weiteren Minute des Schweigens wurde er unsicherer. Im Grunde gab es vieles, über das sie hätten sprechen können, doch die gesamte Situation verbot es ihnen.
    Irgendwann hielt Ben die Stille nicht mehr aus. Er nahm seine rechte Faust vor den Mund und räusperte sich. Hingegen als seiner Erwartungen begann Alex fast zeitgleich zu lächeln. Es war ein kurzes Lächeln, das recht schnell wieder verblasste, aber einen süßen Ausdruck auf seinem Gesicht hinterließ. Alex biss sich auf die Unterlippe und neigte sein Gesicht zur Seite.
    „Was?“, fragte Ben und klang dabei fahriger, als er gewollt hatte.
    „Nichts“, tat Alex schnell ab und schüttelte bestärkend den Kopf.
    „ Nichts? “ Ben glaubte ihm kein Wort. Alex‘ Verhalten schlug an diesem Tag so oft um, dass Ben den Blonden aktuell nur schwer einschätzen konnte.
    „Na ja“, meinte Alex dann, „es ist nur … Wir sind beide sowas von krampfig … Kommt mir echt bescheuert vor.“
    Gleich darauf biss er sich noch fester auf die Unterlippe und wirkte dadurch fast, als ob er bereute, was er gerade gesagt hatte.
    „Na, dazu gehören doch immer zwei“, erwiderte Ben und lachte kurz auf.
    Da das Lachen seine Schmerzen allerdings verschlimmerte, beruhigte er sich schnellstmöglich wieder und lächelte stattdessen. „Und bescheuert bist du sowieso nicht.“ Die letzten Worte hatte er bedacht einfühlsam gesprochen. Diese kleine Geste zeigte tatsächlich Wirkung.
    Alex blickte endlich auf und ließ seine Hände nun entspannt auf der Armlehne ruhen. Er blickte Ben ernst an. Offenbar versuchte er eine wortlose Konversation.
    „Ich komm‘ mir aber dämlich vor“, erklärte Alex, „weil ich … weil ich dich so scheiße gern küssen würde, aber nicht weiß, wie ich das anstellen soll.“
    Mit diesen Worten nahm das Kribbeln in Bens Inneren explosionsartig zu. Die Schmerzen waren plötzlich verschwunden und auch all die Sorgen schienen sich mit einem Mal weit von ihm zu entfernen. Sein Lächeln wurde größer. Er fand Alex zu süß, wollte ihm dieses Kompliment aber lieber ersparen. Er wusste zu gut, wie empfindlich Alex auf positive Adjektive bezüglich seines Charakters reagierte. Gleichzeitig war es immer wieder bemerkenswert, wie sich der arrogante Kerl plötzlich in ein derart schüchternes Wesen verwandelte. Alex war ein lebendiges Rätsel. Ein Rätsel, das man jeden Tag aufs Neue lösen musste, weil sich die Antworten ebenso häufig veränderten. Aber genau das mochte Ben an dem Blonden. Er mochte es nicht nur, er liebte es.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er Alex dabei beobachtete, wie dieser unsicher auf seiner Unterlippe kaute, ehe er erwiderte: „Dann tu’s doch einfach.“
    Es waren nur wenige Worte, doch trugen sie viel Bedeutung. Er konnte sehen, wie stark Alex schluckte. Sein Kehlkopf stach einen

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