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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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zogen feuchte Linien über seine Muskeln.
    Zu jenem Zeitpunkt hatte Alex sich nicht mehr beherrschen können. Der geplatzte Sex mit Laura vom Vortag, die angestaute Lust und Bens attraktiver Körper hatten ihn letztendlich dazu verleitet, auf Ben zuzugehen und ihn anzumachen. Und so war es dazu gekommen, dass er Sex mit Ben gehabt hatte. Kurz, aber heftig.
    Alex blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Das Pochen an seinen Schläfen wurde stärker. Doch gleichzeitig war da noch etwas anderes. Etwas, mit dem er in dieser unpassenden Situation nicht viel anfangen konnte. Etwas, das er sich in Anbetracht der Umstände und der schweren psychischen Belastung nicht erklären konnte. Trotzdem war es da, das Gefühl von Lust, als er sich an sein erstes Mal mit Ben erinnerte. Er wollte nicht daran denken, doch sein Körper setzte die Ladung Hormone von ganz allein frei.
    „Fuck…“, nuschelte er und wollte gerade nach einer zweiten Zigarette greifen, um seine Gedanken mit etwas Nikotin zu betäuben, als sein Verstand ihm zuvorkam, indem er ihm das Bild von Rafaels Schwanz in den Kopf jagte. So vermischte sich die Sexszene mit Ben mit der fast geschehenen Vergewaltigung und ließ Alex binnen weniger Sekunden zur Vernunft kommen. Er riss die Augen auf und spürte sein Herz kräftig gegen die Brust schlagen.
    Er wollte die Entführung so schnell wie möglich vergessen. Dieser Ansporn ließ ihn nicht mehr länger zögern. Er trat noch ein paar Schritte vorwärts, versuchte so wenig wie möglich zu humpeln, und zog die Tür des Christiansen’s auf. Sofort umhüllte ihn Wärme, vermischt mit dem exotischen Duft nach Coktails. Alex hörte die Tür hinter sich zufallen und hielt Ausschau nach einem freien Platz. Seichte Jazzmusik vermischte sich mit monotonem Menschengemurmel. Alex genoss das gemütliche Flair. Er zerrte den Reißverschluss seiner Jacke herunter, zog sie sich aus und hängte sie über seinen Arm. Dann passierte er den langen Tresen, hinter dem sich eine Menge alkoholischer Getränke reihten, und schritt zu einem der rotgepolsterten Barhocker. Auf ihn legte er seine Jacke und setzte sich darauf. Der Typ hinter der Bar polierte gerade ein paar Gläser mit einem blaukarierten Handtuch. Alex beobachtete ihn eine Weile und erkannte recht schnell, dass es sich dabei um die Bedienung handelte, die ihn schon bei seinem letzten Besuch bewirtet hatte.
    Als wären ihre Gedanken miteinander verknüpft, wandte sich der dunkelhaarige Barkeeper zu ihm und lächelte freundlich. Beim letzten Mal hatte Alex ihn auf Anfang dreißig geschätzt, korrigierte sich jetzt aber auf Mitte dreißig.
    „Neue Frisur?“, fragte der Kerl.
    „Wenn man das Frisur nennen will …“, entgegnete Alex.
    Die Bedienung nickte und stellte das fertig polierte Glas vor sich ab. Das Handtuch warf er sich über die rechte Schulter.
    „Was darf’s denn sein?“, fragte er anschließend. „Wieder möglichst gut und möglichst teuer?“, zitierte er Alex vom letzten Mal.
    Der konnte nicht umhin, zu schmunzeln. Jetzt war ihm auch klar, warum der Kerl sich so gut an ihn erinnerte. Vermutlich war es selten, dass jemand kam und den teuersten Cocktail verlangte.
    „Nein“, antwortete er dann. „Dieses Mal möglichst gut und möglichst stark.“
    „Sehr gern“, erwiderte der Barkeeper, wandte sich daraufhin um und suchte verschiedene Spirituosen aus der riesigen Glasvitrine hinter sich. Mit einer Flasche in jeder Hand drehte er sich wieder um und stellte sie vor sich ab. Alex beobachtete noch einen Moment, wie er die verschiedenen Zutaten miteinander vermischte, bevor er sich abwandte und seinen Blick durch die Bar schweifen ließ. Draußen war es stockdunkel geworden. Neben dem Eingang stand eine kleine Gruppe aus drei Personen, die alle rauchten. An ihnen mussten die Leute vorbei, die das Christiansen‘s entweder verlassen oder betreten wollten. Im Inneren der Bar waren die Plätze vor dem dekorativen Aquarium belegt. Insgesamt war nur noch einer der vielen Tische frei. Dafür gab es noch reichlich Auswahl an Barhockern.
    „So!“, wurde er vom Barkeeper aus den Gedanken gerissen.
    Er wandte sich um und erblickte das vor ihm stehende Glas. Die weißgrüne Flüssigkeit war noch vom Abstellen in Bewegung und brachte die auf ihr schwimmenden Eiswürfel klirrend zum Tanzen.
    „Absinth auf Eis mit Champagner“, erklärte der Barkeeper. „Damit hat schon Hemingway seine Nachmittage totgeschlagen.“
    „Was da heißen soll?“, hakte Alex nach,

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