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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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öffnete sie.
    „An der Straße vor deinem Haus. In 15 Minuten.“
    Alex presste die Lippen zusammen und schloss kurz die Augen. Jetzt war es so weit. Er schloss die SMS und schob das Handy in seine Hosentasche. Noch ein prüfender Blick in den zerbrochenen Spiegel, bevor er sich vom Bett erhob und zur Tür ging. Dort blieb er kurz stehen und begann einen letzten visuellen Rundgang. Er hatte fast das Gefühl, sich auf eine lange Reise zu begeben. Er hoffte, dass er gesund zurückkommen würde; dass er überhaupt zurückkommen würde.
    Dann zog er die Tür auf und trat in den Flur. Er ging zur Treppe, eilte die angenehm kühlen Stufen hinunter und blieb vor dem Arbeitszimmer seines Vaters stehen. Die Tür war angelehnt. Normalerweise verabschiedete er sich nicht. Sein Verhältnis zu Jo hatte sich wieder verschlechtert. Doch an diesem Abend wurde er leicht melancholisch, als er daran dachte, seinen Vater möglicherweise nicht mehr wieder zu sehen. Es stand viel auf dem Spiel. Deshalb erinnerte er sich fast minutiös daran, bloß keinen Fehler zu machen, sich jedes Wort, das er gegenüber Pawlow hervorbrachte, genau zu überlegen. Damit erhöhte er den sich auferlegten Druck um ein Vielfaches. Doch dagegen war er machtlos.
    In den letzten Monaten hatte er viel durchmachen müssen. Da erschien ein nervenaufreibendes Ereignis mehr oder weniger nicht sonderlich spektakulär. Aber das war es. Es war das Ereignis. Das, von dem alles abhing. Alles, wofür er die letzten Wochen gearbeitet hatte. Und noch mehr. Viel mehr.
    Er hob seine Hand, krümmte seinen Zeigefinger und klopfte zaghaft gegen das Holz der Tür.
    „Ich bin dann mal weg!“, rief er durch den offenen Türspalt.
    Er wusste nicht, was er sich davon erhoffte. Vermutlich nichts. Wahrscheinlich wollte er sich nur reinen Gewissens auf den Weg machen – mit dem Wissen, sich von seinem Vater verabschiedet zu haben. Jedenfalls dieses eine Mal.
    Aber er bekam keine Antwort. Er senkte den Kopf und wandte sich vom Arbeitszimmer ab. Doch kaum dass er ein paar Schritte vorwärts gegangen war, hörte er plötzlich Jo hinter sich.
    Es war einer der wenigen Momente in seinem Leben, in dem ihm eine Spur der Erkenntnis durchjagte, doch einen sorgevollen Vater zu haben. Kaum merklich lächelte er, bevor er sich umdrehte.
    Jo stand in der Tür. Sein Kopf lehnte gegen den Türrahmen. Streng sah er zu Alex. Diese Strenge genügte, um das soeben erfahrene Gefühl wieder aus ihm zu verscheuchen. Sofort überwog wieder das, was er eigentlich für seinen Vater empfand: Verachtung. Dennoch versuchte er dieses Gefühl zu unterdrücken, erinnerte sich an seine anstehende Aufgabe und daran, möglicherweise nicht unversehrt zurück nach Hause zu kommen.
    „Du verabschiedest dich?“, fragte Jo. Sein Mundwinkel zuckte nach oben, deutete ein zaghaftes Lächeln an. „Wie komme ich zu der Ehre?“
    Alex zuckte unbeholfen mit den Schultern.
    „Aber, wo du schon mal zu einem Gespräch bereit bist“, fuhr Jo fort, „möchte ich dich erneut bitten, hier nicht jeden Abend mit einem neuen Kerl aufzutauchen.“
    Alex‘ Augenbrauen zogen sich zusammen.
    „Und warum sollte ich mir das verbieten lassen?“, fragte er.
    Jo nahm seinen Kopf vom Türrahmen, seufzte auf und trat einen Schritt näher.
    „Weil das immer noch mein Haus ist“, antwortete er. „Du kennst die Typen nicht. Irgendwann wird der Falsche dabei sein und …“ Er machte unklare Gesten. „… uns bestehlen oder was weiß ich!“
    „Na gut.“ Wieder zuckte Alex mit den Schultern. „Ich kann sie gern woanders ficken. Aber gib mir dann nicht die Schuld, wenn dabei ein neuer Schnappschuss für die Presse rauskommt.“
    Jo starrte ihn an. Er wirkte einen ganzen Moment fassungslos. Alex genoss seine Erhabenheit. Er trieb Jo gern an seine Grenzen und kostete es aus, wenn ihm die Worte fehlten. Normalerweise. Heute sah er allerdings ein, dass sein Kommentar nicht gerechtfertigt, sondern unfair gewesen war. Jo schien sich tatsächlich Sorgen um ihn zu machen. Oder um seine Einrichtung, aber das war fast das Gleiche.
    „Tut mir leid“, entschuldigte er sich trocken.
    Jo nickte.
    „Ich meine es ernst, Alexander“, entgegnete er dann. „Außerdem … Hör mal …“ Er stockte und rang nach den richtigen Worten. „Ich bin nicht besonders gut in so etwas, aber …“
    „Willst du mir irgendwas sagen?“, hakte Alex nach und beäugte ihn skeptisch.
    „Ja, Herr Gott noch mal!“, schimpfte Jo mit sich selbst.
    Alex hob eine

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