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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Augen und verstanden sich ohne Worte. Einfach so, wie sich eine Mutter und ihr Sohn verstanden. Doch dann wandte Ben sich ab und warf einen flüchtigen Blick auf die Armbanduhr.
    „Mist!“, fluchte er daraufhin. „Es ist schon nach sechs.“ Er stockte, schritt vor, zurück, wieder vor und blieb letztendlich vollkommen überfordert stehen.
    „Ich seh‘ schon“, lachte seine Mutter. „Das endet wie beim letzten Mal.“
    Ben hatte ihr von seiner letzten Ankunft in Hamburg erzählt. Davon, wie er mitten in der Nacht im tiefsten Winter bei der Villa angekommen war und nicht gewusst hatte, wie er sich verhalten sollte. Zu dem Zeitpunkt war er auch Alex das erste Mal begegnet. Der Blonde hatte ihn sofort fasziniert, doch Alex hatte ihn behandelt wie irgendeinen Stadtstreicher, der um Obdach bettelte.
    „Nein“, erwiderte Ben und schüttelte den Kopf. „Das wird es nicht. Dieses Mal gibt es keine verschneiten Straßen, es ist noch hell, ich kenn‘ mich in Hamburg aus und hab‘ keine Angst davor, einen falschen Eindruck bei Jo zu hinterlassen.“
    „In Ordnung“, lächelte seine Mutter.
    Sie schniefte noch einmal und bückte sich anschließend nach der Tasche.
    „Nein, nein, nein!“ Ben stürmte auf sie zu und nahm ihr das schwere Gepäck ab. „Die lässt du mich mal schön tragen. Ich hol‘ noch schnell mein letztes Zeug und komm‘ dann nach unten.“
    Seine Mutter nickte als Antwort. Als Ben sie so sah, fand er, dass sie plötzlich wesentlich älter aussah. Sie wirkte erschöpft. Vom Weinen waren ihre Augen etwas aufgequollen und ihre Lippen ganz rot. Ihre Hände hingen ineinander verschränkt vor ihrem hellblauen Rock. Ben seufzte, beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Ich hab‘ dich lieb, Mum“, flüsterte er.
    Anschließend wandte er sich ab und schritt zurück in sein Zimmer. In dessen Mitte blieb er einen ganzen Moment orientierungslos stehen, vernahm nebenbei, wie seine Mutter die Treppen hinunterschritt, und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dann begann er damit, all die Dinge, die er brauchte, in seinem Kopf abzuhaken: Waschzeug? Ja. Klamotten? Ja. Portemonnaie? Ja. Gitarre? Brauch‘ ich nicht. Foto von Alex? Hab‘ ich. Handy? Nein.
    Er sah sich kurz um und entdeckte den besagten Gegenstand auf seinem Bett. Hektisch stopfte er es in seine Hosentasche und kehrte in die Zimmermitte zurück. Erneut ging er die To-do-Liste in seinem Kopf durch und setzte hinter jedem Punkt einen imaginären Haken. Abschließend nickte er zufrieden. Er wandte sich um und trat zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen, atmete tief durch und trat in den Flur. Leise zog er die Tür hinter sich zu.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr. Zumindest stellte er sich diese Option nicht zur Verfügung. Ihn beschlich ein mulmiges Gefühl, wenn er an Hamburg dachte und all das, was er mit der Stadt verband. Er griff nach seiner Tasche und eilte die Treppe hinunter. Vor der Haustür wartete seine Mutter. Ihre Augen sahen wieder normal aus. Dafür war sie recht blass.
    „Peter!“, rief sie in Richtung Wohnzimmer. „Kommst du bitte! Ben will jetzt los!“
    Ben trat die letzte Stufe hinunter und stellte die Tasche vor sich ab.
    „Nimm dir noch eine Jacke mit“, sagte seine Mutter und angelte eine von der Garderobe. „Man weiß ja nie.“
    Ben lächelte, nahm sie entgegen und hängte sie über seinen Arm. Fast zeitgleich kam sein Vater aus dem Wohnzimmer. Auf seiner Nase klemmte eine Brille mit schmalen Gläsern, die er immer trug, wenn er abends in der Zeitung las. Er schritt auf Ben zu und legte eine Hand auf seine Schulter.
    „Na gut“, sagte er in einem Atemzug. „Fahr vorsichtig und pass auf dich auf!“
    Ben lachte. „Hey! Das sind normalerweise Mums Worte.“
    Sein Vater zuckte mit den Schultern. „Doppelt hält besser.“
    „Genau“, warf seine Mutter ein. „Fahr wirklich vorsichtig und meld dich bitte, sobald du bei Johannes angekommen bist!“
    „Mach ich“, erwiderte Ben.
    Er war froh, dass sein Vater nicht mehr sagte, und dankbar, dass er seine negative Einstellung gegenüber Alex außen vor ließ.
    „Ach, ja“, murmelte seine Mutter dann, drehte sich nach hinten und fischte einen Umschlag aus der Küche. Lächelnd reichte sie ihn Ben.
    „Was ist das?“, fragte dieser.
    „Nur ein bisschen Kleingeld“, erwiderte sie. „Vielleicht kannst du es ja brauchen.“
    Ben erwiderte das Lächeln. „Danke, Mum.“
    Dann beugte er sich vor und schloss sie flüchtig in die

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