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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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liebte, und zum anderen den Menschen, den er hasste, weil er die Person war, für die er sein Leben aufgegeben hatte.
    Ben streckte seine Arme noch einmal über den Kopf, bog seinen Rücken durch und lief schließlich los. Er joggte bis zur Straße, hielt Ausschau nach Autos und überquerte sie. Alex seufzte leise. Er löste seine Hände von der Fensterbank und wollte sich gerade abwenden, als er plötzlich ein auffällig langsam fahrendes Auto entdeckte. Es hielt am Straßenrand. Die Hintertür sprang auf. Zwei Kerle in Schwarz stiegen aus und folgten Ben die Treppe zur Elbe hinunter.
    „Fuck!“, platzte es aus Alex.
    Er war völlig überfordert. Einerseits wollte er die Szene nicht aus den Augen verlieren, andererseits Ben helfen. Letzteres überwog. Er drückte sich von der Fensterbank, eilte zur Tür und stürmte aus dem Zimmer. Er hetzte durch den Flur, nahm bei der Treppe mehrere Stufen auf einmal und rannte zur Haustür. Hektisch zog er seinen Schlüssel von der Kommode, stopfte seine Füße in ein Paar Schuhe und verließ die Villa. Er rannte über die Einfahrt und überquerte die Straße. Auf der anderen Seite angekommen warf er einen flüchtigen Blick in den fremden Wagen, bevor er weiter Richtung Elbe hetzte. Auf halber Treppe sah er Ben Richtung Jenischpark joggen. Offenbar hatte er seine Verfolger noch nicht bemerkt. Alex blieb keine Zeit zum Nachdenken.
    „Lasst ihn in Ruhe!“, rief er.
    Die Kerle blieben stehen und drehten sich um. Der linke von ihnen war Rafael, der rechte ein kräftiger Kerl mit aufgedunsenen Gesicht und Glatze. Alex spähte an ihnen vorbei zu Ben. Ihre Blicke trafen sich. Ben stand regungslos da und wirkte verwirrt. Dann schweifte Alex‘ Blick wieder zu Rafael. Der Spanier funkelte ihn an. Mit seiner Hand tippte er gegen seinen Komplizen und nickte in Bens Richtung. Alex verstand sofort. Panik stieg in ihm auf.
    „Ben!“, rief er. „Ben, lauf weg!“
    Doch der Dunkelhaarige reagierte nicht auf ihn. Alex befand sich am Rande der Verzweiflung. Er wollte Ben helfen, war aber zu keiner Bewegung fähig. Der kräftige Kerl steuerte auf Ben zu und packte ihn am Arm. Ben wehrte sich nicht. Sein Blick klebte an Alex. Wortlos stellte er ihm Fragen und machte ihm Vorwürfe. Alex wandte sich ab. Der Kerl zerrte Ben vorwärts und präsentierte ihn Rafael wie ein rohes Stück Fleisch.
    „Gut gemacht“, sagte dieser und grinste dreckig.
    „Was soll der Scheiß?“, fuhr Alex ihn an. „Ben weiß nichts.“
    „Ist das so?“, fragte Rafael und hob eine Augenbraue.
    Alex starrte zu Ben. Der Dunkelhaarige wirkte gefasster als erwartet - als ob er das, was um ihn herum geschah, überhaupt nicht realisierte.
    „Ich bin so nahe dran“, entgegnete Alex, hob seine Hand und formte eine sichtbare Lücke zwischen Daumen und Zeigefinger. „ So nahe.“ Er stockte und holte tief Luft. „Ihr seid auf mich angewiesen. Deshalb geht’s ausnahmsweise mal nach meinen Regeln.“
    „Und die wären?“, fragte Rafael.
    „Lasst Ben in Ruhe“, entgegnete Alex, „oder ich werd‘ auf alles andere scheißen und den Russen alles stecken.“
    Mit festem Blick starrte er Rafael an. Der schien tatsächlich irritiert.
    „Moment …“, murmelte er und wandte sich ab.
    Er trat zur Mauer am Elbufer und zog sein Handy aus der Tasche. Alex beobachtete, wie er eine Nummer wählte, das Telefon gegen sein Ohr presste und sich immer weiter von ihnen entfernte. Ein paar Sekunden später bewegten sich seine Lippen.
    Alex‘ Blick fiel zurück zu Ben. Sein Arm klemmte zwischen den kräftigen Fingern des Kerls. Trotzdem wirkte er nicht ängstlich.
    Rafael kehrte zu ihnen zurück und ließ das Handy in seine Tasche rutschen. Er warf Alex einen finsteren Blick zu.
    „In Ordnung“, sagte er knapp.
    Alex traute seinen Ohren nicht. Sein Gesicht verzog sich kritisch.
    Rafael wandte sich an seinen Komplizen: „Lass ihn los!“
    Der Kerl mit der Glatze wirkte verunsichert.
    „Du sollst ihn loslassen, verdammter Idiot!“, fuhr Rafael ihn an.
    Daraufhin gehorchte der Kerl, lockerte seinen Griff und ließ von Ben ab. Rafael setzte noch nach, indem er Ben grob wegschubste. Der Dunkelhaarige stolperte vorwärts, kam vor Alex zum Stehen und blickte mit großen Augen zu ihm auf. Rafael trat auf sie zu und blickte sie abwechselnd an.
    „Keine Bullen“, warnte er, „keine dummen Ideen und kein Versuch, die Sache abzubrechen. Verstanden?“
    Alex nickte. Er war erleichtert, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. Er

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