Sommermond
nickte wortlos. Er hatte keine Lust, erneut mit Ben zu diskutieren. Er wandte sich zum Gehen um, doch der Dunkelhaarige hielt ihn am Arm fest. Überreizt blieb Alex stehen und setzte einen genervten Gesichtsausdruck auf.
„Was?“, fragte er.
„Alex, du musst das nicht tun“, sagte Ben und versuchte ihn damit von seinem Vorhaben abzuhalten.
„Du hast es immer noch nicht verstanden, oder?“, fuhr Alex ihn an. „Ich muss .“ Er stockte und beruhigte sich etwas. „Glaub‘ mir … Hätte ich eine Wahl, würde ich hier bleiben. Aber ich hab‘ am eigenen Körper erfahren, wozu die fähig sind.“ Erneut pausierte er und holte tief Luft. „Du solltest mir dankbar sein“, sagte er dann, „dass ich dir diese Erfahrung erspare!“
Ben blickte ihn mitfühlend an.
„Kann ich irgendetwas tun?“, fragte er. „Irgendetwas, womit ich dir helfen kann?“
„Nein“, entgegnete Alex. „Du hast schon genug getan.“
Er senkte den Blick und warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. Mittlerweile war es Viertel vor zehn. Er hatte nicht mehr viel Zeit und musste sich beeilen. Deshalb wandte er sich von Ben ab, griff ans Treppengeländer und eilte die Stufen nach unten. Ben folgte ihm. Sein Blick bohrte sich in seinen Rücken. Doch Alex ignorierte ihn. Er schritt zur Garderobe und zog seine Schuhe unter ihr hervor. Hektisch streifte er sie über seine Füße und richtete sich anschließend auf. Er trat noch einmal zur Kommode und betrachtete sich im gold umrahmten Spiegel. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und wandte sich wieder an Ben.
„Hör zu!“, sagte er. „Falls ich nicht zurückkomme …“
„Du wirst zurückkommen“, unterbrach ihn Ben.
Alex starrte ihn an. Sein Blick verfing sich in den braunen Augen. Einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, bis in Bens Seele sehen zu können. Dorthin, wo doch noch Hoffnung auf einen Neuanfang zwischen ihnen loderte.
„Aber falls nicht“, fuhr er dann fort und sprach bedacht ruhig, „dann will ich, dass du weißt, dass …“
Er stockte und senkte den Blick. Ein Schwall von Emotionen überkam ihn. Er musste kurz die Augen schließen. Als er sie wenig später wieder öffnete und auf den hellen Marmor unter seinen Füßen starrte, kam es ihm vor, als würde er aus einem seltsamen Traum erwachen. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte alles so irreal. Er stand völlig neben sich. Irritiert blickte er zu Ben auf. Der Dunkelhaarige stand reglos da und schaute erwartungsvoll zurück.
„Falls ich nicht zurückkomme“, versuchte Alex es erneut, „dann sollst du wissen, dass …“
Erneut stockte er und stöhnte auf. Er schaffte es einfach nicht, die Worte über seine Lippen zu bringen. Bens Blick brachte ihn um den Verstand. Erneut schloss er die Augen und versuchte sich zu sammeln. Der Dunkelhaarige trat derweilen ein Stück näher.
„Was sollte ich wissen?“, fragte er flüsternd.
Alex hob seine Hände, machte ein paar hilflose Gesten und nahm sie gleich darauf wieder herunter. Er biss sich auf die Unterlippe und nahm schließlich all seinen Mut zusammen.
„Dann sollst du wissen, dass …“
Er zog die Luft scharf ein. Ben näherte sich ihm noch einen Schritt.
„Ja?“, hakte Ben nach.
Alex starrte ihm in die Augen. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
„… dass ich dich liebe“, beendete er seinen Satz.
Ben erstarrte. Sein Mund öffnete sich. Alex winkte allerdings ab, bevor er etwas sagen konnte.
„Aber du hast recht“, fügte er seinem Geständnis hinzu. „Das zwischen uns hat keinen Sinn. Ich bin ein Versager … ein Arschloch, und du hast was Besseres verdient.“
„Das ist nicht wahr …“
„Doch, ist es“, entgegnete Alex. „Das waren deine Worte.“
„Ja, weil …“
Alex schüttelte den Kopf. „Lass gut sein!“, forderte er Ben auf. „Ich muss jetzt los, damit ich den ganzen Scheiß endlich hinter mich bringen kann.“
Er trat zur Tür und streckte seine Hand zur Klinke. Dann senkte er kurz den Blick und sah anschließend noch einmal zu Ben auf.
„Wenn alles gutgeht“, begann er, „solltest du damit anfangen, mich zu vergessen. Es ist die richtige Entscheidung, in die USA zu fliegen. Es wäre falsch, wenn du dir diese große Chance wegen mir verspielen würdest. Du hast so viel für mich getan, und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du an dich denken und dich auf dein eigenes Leben konzentrieren solltest.“
Er sprach nicht das aus, was er fühlte, sondern das, was er fühlen sollte, wenn Ben ihm
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