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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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durch all die akuten Probleme völlig vergessen hatte, mit wem er sich glücklich schätzen konnte. Ben sah nicht nur gut aus, sondern hatte auch diese Ausstrahlung, um die man bestimmte Menschen beneidete. Diese Ausstrahlung, die einzelne Menschen in Situationen, die noch so kritisch sein konnten, sympathisch und optimistisch aussehen ließ.
    Alex sah Ben noch einen Moment in die Augen. Dann wollte er sich wieder setzen. Im letzten Moment entschied er sich jedoch anders, trat stattdessen an Bens Bett, beugte sich vor und küsste ihn. Ihre Lippen berührten sich nur zaghaft. Alex schloss seine Augen und genoss die Nähe. Das Kribbeln, an das er vor wenigen Wochen noch nicht geglaubt hatte, schoss durch seinen Magen und setzte eine Dosis Glückshormone frei. Sie genügte, um ihn für wenige Sekunden seine Sorgen vergessen zu lassen.
    Während er Ben küsste und unbewusst eine Hand an dessen Wange legte, wurde das Kribbeln jedoch plötzlich von einem unangenehmen Brennen durchbrochen. Alex musste an Nick denken und erneut dehnte sich das beißende Gefühl von Eifersucht in ihm aus. Ohne zu zögern intensivierte er den Kuss, öffnete seine Lippen und gewährte Bens Zunge Einlass. Er küsste immer fordernder, als ob er sich mit diesem Kuss beweisen musste, dass Ben zu ihm gehörte. Er wollte kaum von Ben ablassen, wurde allerdings nach weiteren Sekunden mit sanfter Gewalt von diesem weggedrückt.
    Ben sah sprachlos zu ihm auf und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Wow …“, nuschelte er, „… was für ‘ne Begrüßung.“ Ein verträumtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
    Alex kratzte sich an der Schläfe und wich dem Blick aus. Er trat einen Schritt rückwärts und setzte sich. Bens Aussage ignorierte er. Er hasste Gefühlsduseleien, ließ sie nur in bedeutenden Momenten zu. Dieser war allerdings keiner.
    „Wie geht’s dir?“, fragte er stattdessen. Seine Gedanken waren noch bei dem Kuss und jagten schwallartig heiße Schauer über seinen Rücken.
    „Das Thema hatten wir doch schon“, erwiderte Ben und grinste. „Es geht bergauf. “
    Alex nickte. Nun war seine Verwirrtheit doch aufgeflogen. Er versuchte seine Unsicherheit trotzdem zu überspielen.
    „Es geht mir ganz gut. Mir fällt bloß die Decke auf den Kopf“, fügte Ben hinzu.
    Alex starrte auf den Nachtschrank. Als er genauer über die Pralinen nachdachte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    „Ach, Scheiße!“, fluchte er.
    „Was ist denn?“, fragte Ben irritiert.
    „Ich wollt‘ dir auch was mitbringen. Ich hab’s beim ganzen Stress total vergessen.“
    Ben lächelte. „Auf dem Nachtschrank ist sowieso kein Platz mehr“, erwiderte er.
    „Sind die von Nick?“, fragte Alex und deutete auf die geöffnete Pralinenschachtel. Er hatte versucht, neutral zu klingen, doch der unterschwellige Ton war unüberhörbar.
    „Nein, von meiner Mum“, war Bens Antwort.
    Alex nickte.
    „Danke, dass du hergekommen bist“, sagte Ben.
    Alex sah zu ihm auf. Er konnte kaum glauben, dass sich Ben bedankte. Für ihn war es das Mindeste, hier aufzukreuzen. Dass er am Vortag wortlos abgehauen war, schien Ben ihm längst verziehen zu haben.
    „Wann darfst du denn nach Hause?“, fragte Alex.
    Die Frage enthielt viel Bedeutung. Sobald Ben nach Hause durfte, würde er zurück nach Flensburg müssen. So viel war klar.
    „Sicher bald …“, erwiderte Ben. Er sprach leise und senkte den Blick.
    Alex wollte das kritische Thema ansprechen, entschied sich im letzten Moment allerdings dagegen. Stattdessen kehrten plötzlich die eigentlichen Sorgen in seinen Verstand zurück, rüttelten ihn wach und forderten ihn dazu auf, Ben auf das Telefonat vom frühen Morgen anzusprechen. Doch noch bevor er seinen Mund hätte öffnen können, kam Ben ihm zuvor.
    „Was war da gestern los?“, fragte er und setzte damit einen deutlichen Schlussstrich hinter dem anfänglichen Smalltalk.
    „Was meinst du?“, fragte Alex.
    „Nick hat erzählt, dass die Kripo bei euch war.“
    „Nick …“ Alex stöhnte genervt auf. „Der Typ geht mir sowas von auf ‘n Sack! Wie konntest du das nur so lange mit dem aushalten?“
    „Das ist doch jetzt gar nicht das Thema!“, tat Ben ab.
    „Für mich schon“, erwiderte Alex. „Der mischt sich ungefragt in Dinge ein, von denen er keine Ahnung hat.“
    Plötzlich lachte Ben auf. Alex blickte ihn entsetzt an. Seine Mimik fragte wortlos nach dem Grund für Bens Verhalten.
    „Mann, bist du eifersüchtig!“, lachte

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