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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Villa. „Das kann dein Todesurteil sein. Oder das von Nick oder deinen Eltern oder ...“
    „Oder dir?“, unterbrach ihn Ben.
    Alex seufzte und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ja, vielleicht. Keine Ahnung. Vielleicht hat dieser Wagner auch recht und die tun mir nichts. Immerhin brauchen die mich, um an ihr Geld zu kommen.“
    „Ist das nicht alles ziemlich weit hergeholt?“, fragte Ben. „Für mich klingt eher das nach einem schlechten Kinofilm.“
    „Und Sam? Und Diego?“, gab Alex sofort zurück. „Was war das? Auch weit hergeholt?“
    Ben öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich darauf wieder.
    „Trotzdem werd‘ ich mich nicht bei dir entschuldigen“, erwiderte er etwas später.
    „ Entschuldigen ?“, wiederholte ihn Alex. „Da gibt’s überhaupt nichts zu entschuldigen! Du hast Scheiße gebaut und die lässt sich nicht einfach mit irgendeiner verfickten Entschuldigung rückgängig machen!“
    „Wenn du das so siehst …“, erwiderte Ben und sprach so leise, dass Alex ihn kaum verstand. Dann umklammerte er seine schmerzende Brust noch fester und richtete sich mühselig auf. Gekrümmt stand er da und blickte Alex in die Augen.
    „Was jetzt?“, fuhr Alex ihn an. Er war aufgebracht. „Willst du jetzt zur Villa zurück, um dich dort in der Genugtuung zu suhlen, dass dir alle anderen recht geben?“
    „Alex, hör auf damit!“, schimpfte Ben.
    „Womit, hm?“, entgegnete Alex. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. „Ich sag‘ doch nur, wie’s ist. Du fühlst dich doch total geil, weil dich jetzt alle als Superheld ansehen!“
    „Alex, bitte!“, ermahnte ihn Ben. „Hör auf, in deine alte Rolle zurückzuschlüpfen!“
    Als er ausgesprochen hatte, beugte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorn. Er wurde so blass, dass Alex einen Moment lang befürchtete, Ben würde jeden Augenblick zusammenbrechen. Dennoch nahm er sich nicht vor dem Dunkelhaarigen zurück. Verachtend blickte er auf ihn herab
    „Tz …“, machte er und schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast echt keine Ahnung …“
    „Und ich dachte, du hättest dich verändert!“, entgegnete Ben. „Ich dachte echt, du hättest das Arschloch in dir hinter dir gelassen!“
    „Tja“, erwiderte Alex, „dann hat Nick wohl recht. Psychisch sind wir wohl weit voneinander entfernt.“
    Mit diesen Worten wandte er sich endgültig ab. Mit zu Fäusten geballten Händen schritt er an der Elbe entlang. Er wusste nicht, wohin ihn seine Füße führen würden, aber das war ihm egal. Er wollte nur weg, einfach Abstand haben. Doch kaum dass er wenige Meter hinter sich gelassen hatte, eilte Ben ihm erneut hinterher und erinnerte ihn damit an einen winselnden Welpen.
    „Alex, jetzt bleib doch hier!“, rief er. „Wo willst du denn hin?“
    Doch der Angesprochene reagierte nicht. Er hörte, wie Ben ihm noch ein kleines Stück folgte, bis er irgendwann stehen blieb und schmerzerfüllt aufstöhnte. In diesem Moment drehte Alex sich noch einmal um und ging ein paar Schritte rückwärts weiter. Ben stand gekrümmt da. Seine Hände umschlangen seinen Oberkörper, seine Finger krallten sich in seine Jacke.
    „Darauf fall‘ ich nicht rein!“, rief Alex und schüttelt bekräftigend den Kopf. „Ganz bestimmt nicht!“
    Ben schaute nicht mehr zu ihm auf. Er stolperte zur Mauer und wollte sich offensichtlich setzen, verfehlte sie aber und rutschte am Stein entlang zu Boden. Er landete im Matsch und zog seine Beine dicht an sich heran.
    In Alex versuchte sich eine Spur von schlechtem Gewissen vorzuarbeiten, doch er ließ es nicht zu. Er war zu wütend. Unmengen von Adrenalin durchströmten ihn und ließen ihn nicht mehr vernünftig denken. Für den Bruchteil einer Sekunde tat Ben ihm leid und er wog ab, zu ihm zurückzukehren, um ihm zu helfen. Doch schon im nächsten Moment schüttelte er diesen Gedanken ab und drehte sich stattdessen wieder um. Er war sauer auf Ben. Sauer und enttäuscht. Nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten, hätte er sich nicht vorstellen können, dass sich noch einmal etwas zwischen sie stellen könnte. Doch genau das war in diesem Moment geschehen. Es schien, als ob ihnen keine gemeinsame Zukunft gegönnt war und als ob all das, was sie gemeinsam zu haben geglaubt hatten, nun wie eine Seifenblase zerplatzte.
    Er konnte Ben nicht mehr vertrauen, wollte es auch nicht. Außerdem würde der Dunkelhaarige am nächsten Tag zurück nach Flensburg fahren, um sein altes Leben

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