Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
Vom Netzwerk:
gebliebenen schmalen Gassen des Gängeviertels breiten Straßen weichen mussten und alles sehr viel übersichtlicher geworden war. Ella konnte sich gut daran erinnern, wie sie als kleines Kind mit ihrer Großmutter Richtung Großneumarkt unterwegs gewesen war, um auf dem großen Platz einzukaufen, der als Wochenmarkt genutzt wurde.
    Auf der einen Seite gruselten sie die dunklen Wege, die etwas Unergründliches hatten, andererseits fand sie es spannend, wenn Oma Geschichten erzählte, wer in welchem der Häuser gewohnt hatte, vor allem, da sich hinter ihren Mauern meist irgendwelche Verbrecher versteckten. Ihre Schilderungen einer Zeit, die für Ella so weit zurück lag, dass sie kaum in der Lage war, sich vorzustellen, wie es vor dem Krieg ausgesehen hatte, waren auf keinen Fall dem Alter eines Kindes gerecht und Ellas Mutter wäre wenig erfreut gewesen, hätte sie geahnt, was ihre Schwiegermutter ihrer Tochter für Schauergeschichten mit auf den Weg in eine eigentlich unbeschwerte Kindheit gab. Erst als Ella größer wurde, erkannte sie, dass ihre Großmutter große Freude daran gehabt hatte, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.
    Als nun dieser Schrei durch die heiße Luft getragen wurde, war sich Ella nicht mehr sicher, ob nicht doch die eine oder andere Geschichte der Wahrheit entsprach und sich hier noch immer zwielichtige Gestalten im Untergrund versteckten.
    „Was war das?“, fragte Susi und obwohl sie sehr leise sprach, glaubte sie, die anderen angeschrien zu haben. Denn plötzlich war es vollkommen still geworden.
    „Was wohl? Da hat eine Frau um Hilfe geschrien“, sagte Ella.
    „Also, ich weiß nicht, schrie sie nach Hilfe?“, sagte Reiner, der Susi noch immer eng an sich drückte. Sie ließ es sich vor lauter Angst sogar gefallen.
    Weit entfernt konnte man Sirenen von Polizei- und Rettungswagen hören. Erneut durchbrach ein Schrei die Ruhe.
    „Das war jetzt aber anders“, sagte Ella, der sich die Haare auf den Armen aufgestellt hatten, und die tatsächlich anfing zu frieren.
    Wie auf Knopfdruck öffneten sich mehrere Eingangstüren der Häuser, Menschen strömten heraus und rannten auf die Straße, blieben kurz stehen und rannten dann weiter die Steinweg-Passage entlang Richtung Wexstraße .
    „Kommt“, rief Reiner, der Susis Hand gegriffen hatte und ebenfalls anfing zu laufen.
    „Wohin?“, wollte Ella wissen.
    „Keine Ahnung, einfach weg hier.“
    Gemeinsam mit den Streifenwagen kamen sie in der Wexstraße an. Ihr Weg zur Eckkneipe hätte die Freunde in die Brüderstraße geführt, die allerdings augenblicklich von der Polizei gesperrt wurde.
    „Wir gehen anders herum“, sagte Reiner und zog Susi hinter sich her.
     
    „Habt ihr schon gehört, was passiert ist?“, fragte Martin, nachdem die Drei sich endlich den Weg bis zur Kneipe quasi erkämpft hatten.
    Überall waren plötzlich Menschen und das gesamte Viertel schien auf den Beinen zu sein. Nur mit Mühe konnten sie einen Polizisten überreden, der den Weg absperrte, dass sie dringend in einem der Häuser eine alte Tante besuchen müssten, die sicher bei dem ganzen Lärm bereits einem Herzinfarkt erlegen sei.
    Martin stellte ihnen ungefragt drei Bier auf den Tisch.
    „Geht aufs Haus.“
    „Nun erzähl schon, kam der Schrei von hier?“, fragte Ella und setzte unmittelbar das Glas zum Trinken an. Auf den Schreck wäre ihr zwar eher nach Hochprozentigem gewesen, aber gegen ein Freibier war nichts einzuwenden.
    „War das unheimlich! Ich sage euch, so was hab ich ja noch überhaupt nicht erlebt. Das arme Mädel, das die Leiche gefunden hat. Das war der Schock fürs Leben. Glaubt mir, das vergisst die nicht so schnell wieder.“
    „Was war denn nun los?“, fragte Reiner, der sich dicht neben Susi gesetzt hatte, da sie noch immer ängstlich schien und bisher nichts sagte.
    „Ich hab’s ja gar nicht gesehen, mir nur erzählen lassen. Da, gleich um die Ecke, bei dem Großen Trampgang , da haben die eine Frau ermordet und ihr das Gesicht weggeschnitten.“
    Susi fing an zu weinen. Schnell legte Reiner einen Arm um sie.
    „Schon wieder? Das gibt es doch gar nicht. Und dann gleich hier um die Ecke. Das ist ja eklig“, sagte Ella.
    „Das ist nicht eklig, das ist furchtbar“, sagte Martin, „ich bin ja froh, dass ihr noch reingekommen seid. Was wird denn nun mit der Kneipe? Ich lebe schließlich von den Gästen.“
    Er sah sich um, es war noch verhältnismäßig leer für einen Freitagabend.
    „Na, die werden nicht den ganzen Abend

Weitere Kostenlose Bücher