Sommernachts-Grauen
Clique, war in ihrer gesamten Art anders und grundsätzlich gegen alles, was die Gruppe bewegte. Schon allein ihre Vorliebe für bestimmte Mode ließ Ella regelmäßig erschauern.
Noch nie hatte sie Manuela in etwas anderem gesehen, als in einer weißen Bluse, deren Kragen lang und spitz über ihren Blazer hing. Die Bluse war weit aufgeknöpft und ermöglichte dem Betrachter einen tiefen Einblick auf ihre üppigen Brüste, die sie in einen BH mit Spitze verpackt hatte. Eine billige Plastik-Perlenkette zierte ihren Hals, der von ihren blonden Haaren umrandet wurde, die denen eines Engels auf einer Weihnachtspostkarte glichen. Im Licht schimmerte es sogar, was Ella regelmäßig dazu veranlasste, beinah das Würgen anzufangen. Grundsätzlich hatte Manuela die Ärmel ihrer Bluse aufgekrempelt und die Enden über den Blazer gelegt, alles zudem an den Unterarmen aufgeschoppt. Zusätzliche Schulterpolster ließen ihre Statur noch mächtiger wirken, auf Ella geradezu bedrohlich. Als wollte sie ihr mitteilen, dass nun sie das Anrecht auf Frank hatte.
Ella wusste, wie sehr es Manuela missfiel, dass Frank und sie noch immer gute Freunde waren, zumal sie sich regelmäßig an der Uni trafen, während Manuela als Bürokauffrau in einer kleinen Firma arbeitete. Dabei war Ella mehr als froh, mit Frank nicht mehr verbunden zu sein. Nie im Leben wäre es ihr eingefallen, nochmals mit ihm zu schlafen, wie sie es mit all ihren anderen Freunden getan hatte.
Warum sollte man nicht noch Spaß miteinander haben, auch wenn man sich außerhalb des Bettes nicht mehr verstand? Ella war überrascht, dass Manuela offensichtlich zufrieden mit Franks Können hinsichtlich der Befriedigung einer Frau war. So gesehen hätte Ella zufrieden sein sollen, wie sich alles ergeben hatte. Aber auf unerklärliche Weise war sie ein bisschen eifersüchtig auf Manuela, was wiederum auf Gegenseitigkeit beruhte.
Kapitel 8: Erinnerung
Der hellblaue Fiat 500 fuhr durch das nächtliche Hamburg. Inzwischen war es dunkel geworden, wenngleich man am westlichen Horizont noch immer blauen Himmel erkennen konnte. Weiter im Osten war er jedoch tief schwarz und ließ wenige Sterne scheinen. Die Lichter der Stadt verhinderten den Anblick eines Sternenhimmels. Dafür, dass der Abend mittlerweile fortgeschritten war, bevölkerten noch immer viele Menschen die Stadt und der Verkehr ließ ein zügiges Vorankommen nicht zu.
„Hast du da hinten genug Platz?“, wollte Meier wissen.
Susi fing an zu lachen. Endlich hatte sie ihre gute Laune zurück, was sicher auch am reichhaltigen Bierkonsum gelegen haben mag.
„Klar, ist doch ein geräumiges Auto.“
Dabei war sie hinter den beiden Vordersitzen komplett eingeklemmt, ihre Knie hatte sie beinah neben ihre Ohren halten müssen.
„Sieht aber alles andere als bequem aus“, sagte Ella, die versucht hatte sich umzudrehen.
„Wir sind ja gleich da“, sagte Meier, „das wird sie schon aushalten.“
Nachdem Frank und Manuela in der ‚Ecke‘ ebenfalls versucht hatten sich auf die Sitzbank zu quetschen, dann aber einsehen mussten, dass beim besten Willen kein Platz sein würde und Reiner auf der anderen Seite fast von der Bank gefallen wäre, entschloss sich Frank, wieder zu gehen und erklärte, er müsse ohnehin am nächsten Tag lernen. Sein Studium neigte sich dem Ende, weshalb er sich kaum noch mit Freunden traf. Manuela wollte nicht aufgeben sich zu setzen und meinte zu Reiner, er sollte ruhig mal für einen Moment stehen. Nur widerwillig tat er, wozu sie ihn aufgefordert hatte und Ella verzog ihr Gesicht, da sich Manuela neben sie setzte.
Kaum war Frank gegangen, betrat Meier die Kneipe und Ellas Gesichtszüge erhellten sich, sah sie nun eine Möglichkeit, die Lokalität zu wechseln und Manuela nicht länger ertragen zu müssen.
Endlich bog der Wagen in die Eimsbütteler Chaussee ein und verlangsamte das Tempo, da Meier nach einem Parkplatz suchte.
„Unglaublich, was da jetzt schon los ist“, sagte er, als sie an der Diskothek ‚Trinity‘ vorbei kamen.
Eine größere Ansammlung Menschen drängte sich vor dem Eingang und wartete darauf, Einlass zu finden.
„Wer’s braucht“, sagte Ella.
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht“, sagte Susi.
„Doch“, sagte Meier, „das geht gar nicht.“
„Warst du denn schon mal drin?“
„Nein, das muss ich auch nicht, um zu wissen, dass ich es scheiße finde.“
„Also, ich war da schon mal …“
„Mit mir aber nicht, um das mal klar zu
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