Sommernachts-Grauen
auf jeden Fall habe ich sie für ihr Leben gezeichnet. Die beiden werden nie wieder einer Frau den Mann wegnehmen. Und du auch nicht.“
Wie aus dem Nichts hatte Manuela plötzlich den Stil einer Axt in der Hand und begann, ihn über den Kopf zu schwingen, sodass Ella einige Schritte zurückwich.
„Lass das, Manuela, wir können doch über alles reden. Oder besser, ich sage einfach nichts, ich weiß gar nichts. Du kannst mich einfach laufen lassen und wir vergessen es schnell wieder. Hm, was meinst du?“
„Das könnte dir so passen, und dann nimmst du mir Frank doch noch weg. Nicht mit mir. Jetzt wirst du mal merken, wie es ist, ständig gedemütigt zu werden. Als erstes werde ich dir die Haare vom Kopf trennen, darin hab ich schon richtig Übung, geht schnell und wird für dich äußerst schmerzhaft.“
Erneut holte sie mit dem Axtstiel aus. Ella spürte bereits den Luftzug, als sich ruckartig die Tür öffnete und Manuela dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, nach vorn stolperte, den Stiel aus der Hand fallen ließ und sich Ella eine Möglichkeit bot, aus der Toilette zu fliehen. Direkt in Meiers Arme.
„Wo warst du so lange? Das Bier wird warm“, sagte Meier, der nicht bemerkt hatte, dass er Manuela mit der Tür ins Kreuz gefallen war.
„Komm schnell, schnell weg.“ Ella rannte an Meiern vorbei Richtung Ausgang und drehte sich noch einmal um. „Komm schon, Mann, wir dürfen keine Zeit verlieren.“
„Ella, ehrlich, das Ganze wird mir langsam echt zuviel mit dir. Lass uns bitte wieder reingehen und gemütlich ein Bier trinken. Du wirst sehen, in ein paar Stunden sieht alles …“
Ella sah, wie Manuela mit voller Wucht und äußerst wütend den Axtstiel auf Meiers Kopf platzierte, sodass der augenblicklich zu Boden ging, wie eines dieser Kinderspielzeuge, bei denen man am Sockel drückt, woraufhin das darauf befindliche Tier sofort in sich zusammen fällt.
„Scheiße“, schrie Ella und rannte auf die Straße.
Inzwischen war die Dämmerung weiter fortgeschritten und die Nacht verschwunden. Ella wusste nicht, wohin sie laufen sollte. In Sekunden überlegte sie, in welcher Richtung Hilfe zu erwarten war, als sich hinter ihr die Tür öffnete und sie nach rechts zur Elbe rannte.
„Ich kriege dich!“, hörte Ella Manuela wie ein Kinderlied laut singen.
Ellas Puls drohte zu explodieren und ihr Herz zum Stillstand zu zwingen. Kaum konnte sie Sauerstoff in ihre Lungen bringen. Die Atmung war flach und hektisch, sodass sie glaubte jeden Moment zu hyperventilieren. Ihre unglaublich schönen und vor allem teuren Schuhe hatte sie im Lauf von sich geworfen und rannte barfuß den ansteigenden Weg hinauf.
Nur noch wenige Meter und sie hätte die kurze Steigung geschafft und damit die rettende Straße erreicht, auf der sie mehr Betrieb erhoffte. Sie konnte bereits Autos fahren sehen und würde sich jeden Moment vor einen Wagen werfen, denn alles war besser, als sich die Haare vom Kopf trennen zu lassen.
Endlich war Ella am oberen Ende des Deichs angekommen und konnte auf die Elbe blicken. Leider fuhr gerade jetzt kein Auto. Sie blieb stehen. Sah sich um, ob Manuela ihr noch immer folgte. Diese war wie von Sinnen, mit dem Axtstiel schwingend und wilde Beschimpfungen rufend, auf ihren Fersen.
„Was mache ich nur?“, rief Ella aus lauter Verzweiflung laut. „So ein verdammter Mist. Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Das passiert nicht wirklich. Ganz sicher bin ich einfach nur betrunken und halluziniere.“
Manuelas Schreie bewiesen, dass Ella weder träumte, noch zu viel Alkohol konsumiert hatte, denn im Grunde war sie schlagartig nüchtern gewesen, als sie begriff, dass nicht Meier für all das verantwortlich war. Sie schaute die Straße entlang, nichts war zu sehen und sie lief hinüber, in der Hoffnung, eventuell auf der Elbe ein Schiff zu sehen, dass sie durch schwimmen erreichen konnte.
Auf der anderen Seite angekommen, musste sie feststellen, dass sie durch eine große Wiese des Deichvorlandes noch weit von dem Fluss entfernt war. Sie drehte sich um und sah, wie Manuela ohne sich umzusehen, weiterhin schreiend hinter ihr her rannte.
Noch bevor Ella realisieren konnte, was sie sah, hörte sie einen dumpfen Aufprall und das knirschende Geräusch von zersplitterndem Glas. Als würde einem ein Marmeladenglas aus der Hand gleiten. Das, was Sekunden später auf der Straße lag, glich zudem dessen Inhalt.
Weder Ella noch Manuela hatten den Wagen kommen sehen, der mit viel zu
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