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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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Reiner verloren gegangen sein, dachte sich Ella.
    „Hat die Kripo euch auch befragt?“
    „Klar“, sagte Reiner, „Aber wir wussten nichts mehr. Susi noch viel weniger als ich.“
    „Als wir erfuhren, wer dieses ganze Desaster zu verantworten hat, konnten wir es echt nicht glauben“, sagte Susi.
    „Auf die Idee wären wir nie gekommen. Hast du inzwischen was von Frank gehört? Das muss echt schlimm sein, wenn du erfährst, dass deine Freundin eine Psychopathin war.“
    „Nein, ich hatte zu niemandem Kontakt.“
    Sie musste an Meier denken, den sie seither auch nicht mehr gesehen hatte und daran, dass sie geglaubt hatte, dass er mit all dem etwas zu tun gehabt haben könnte. Ein unendlich schlechtes Gewissen plagte sie deshalb. Das Einzige, was sie wusste, war, dass es ihn nicht lebensbedrohlich getroffen hatte und er mit einer schweren Gehirnerschütterung und einer Platzwunde davon gekommen war.
    „Weißt du, was mit Ulli ist?“, wollte Susi wissen.
    „Wenn man es euch nicht mitgeteilt hat, dann weiß ich nicht, ob ich das sagen darf.“
    „Komm schon, Ella“, sagte Reiner, „wir sind deine Freunde.“
    „Sie hat es nicht geschafft, stimmt’s?“, fragte Susi.
    „Nein, die Schnitte in ihrem Gesicht waren zu tief und sie hatte einfach zu viel Blut verloren. Sie starb noch auf der Fahrt ins Krankenhaus.“
    „Siehst du mein Schatz“, sagte Reiner, „was für ein Glück du hattest, dass ich dir jetzt weiterhin auf den Wecker fallen darf?“
    Susi lächelte.
    „Sagt mal, ihr beiden, was spielt sich hier eigentlich ab?“
    „Nichts. Du kennst uns doch“, sagte Reiner, „wir hassen uns und das von ganzem Herzen. Also alles so wie immer. Kann ja nicht alles für’n Arsch sein.“
    „Okay, das muss ich jetzt nicht verstehen. Wie lange musst du noch im Krankenhaus bleiben?“
    „Leider noch einige Wochen. Das wird dauern, bis sich meine Kopfhaut erholt hat, aber immerhin meinen die Ärzte, dass ich wohl ohne große Transplantationen auskommen werde. So schlimm hat sie die Kopfhaut dann wohl doch nicht zugerichtet. Aber wachsen wird halt nix mehr drauf. Und wenn dann nur spärlich.“
    Wieder verzog sie ihr Gesicht zu einer Fratze.
    „Wie schlimm hat es denn den Meier erwischt“, fragte Susi und versuchte die aufkommenden Tränen herunter zu schlucken.
    „Der ist schon wieder zu Hause.“
    „Und wie geht es ihm?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Du hast seitdem nicht mit ihm gesprochen?“
    „Nein.“
    „Aber ich dachte …“
    „Nein, da war nie was und wird nie was sein.“
     
    Eine Stunde später stand Ellas Vater vor dem Krankenhaus und fuhr sie nach Hause. Das alles kam ihr unwirklich vor. Sie trug die gleiche Kleidung wie in dieser einen Nacht. Ihre Mutter hatte es verabsäumt, ihr frische Sachen zu bringen, da sie Ella überhaupt kaum im Krankenhaus besuchte. Der Weg war ihr viel zu weit, das müsste Ella doch verstehen. Nur ihr Vater holte ihr einige Dinge aus ihrem Badezimmer, kramte ein altes Nachthemd aus ihrem Schrank, Unterwäsche und ein paar T-Shirts sowie eine unförmige Jogginghose.
    Ella wusste, was sie von ihrer Mutter zu erwarten hatte, die mit all dem nicht umgehen konnte. Ihr Vater redete grundsätzlich wenig, nachdem sich Ella für das falsche Studienfach entschieden hatte und blieb sich auch dieses Mal treu. So fragte er sie nicht nach ihrem Befinden oder ob sie wieder ganz gesund sei, als sie in sein Auto gestiegen war.
    „Deine Mutter hat gekocht und wartet mit dem Essen auf uns, wir sollten uns beeilen, du weißt, wie sehr sie Verspätungen hasst“, war alles, was er zu ihr sagte.
    Stumm ließ Ella die Stadt an sich vorbeifliegen. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt, sie fing fürchterlich an zu frieren und war froh, dass ihre Mutter immerhin in ihrer Wohnung auf sie warten würde. Sie sehnte sich nach einer heißen Dusche und wollte im Grunde nichts weiter als ihre Ruhe.
     
    „Kind, was machst du nur für Sachen“, war die Begrüßung ihrer Mutter. „Ihr kommt zu spät, die Kartoffeln stehen bereits auf dem Tisch.“
    „Mutter …“
    „Seit wann bin ich für dich nur Mutter?“
    „Mama, bitte, ich bin müde.“
    „Aber du warst doch grad zur Erholung im Krankenhaus. Haben sie dich dort nicht genug schlafen lassen oder was? Jetzt wird erst mal anständig gegessen. Im Krankenhaus kann man ja nichts Richtiges bekommen, stimmt’s Karl-Heinz?“
    Ellas Vater nickte. Er schien sich äußerst unwohl in der Wohnung seiner Mutter zu fühlen, in der er einst

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