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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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hoher Geschwindigkeit wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Als Ella endlich verstand, was passiert war, wusste sie, dass jede Gefahr um ihr Leben ein Ende hatte. Manuelas Körper wurde mit der gesamten Energie des heranfahrenden Wagens von dessen Stoßstange in die Luft geschleudert, prallte auf die Windschutzscheibe, dann auf das Dach, wurde im hohen Bogen über das Auto geschleudert und kam mit einem dumpfen Klatschen auf dem Asphalt zum Stillstand.
    Ella meinte, Manuelas Knochen brechen zu hören, so still war es auf einmal geworden. Leblos lag ihr Körper auf der Straße, während der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen gebracht wurde. Merkwürdig verdreht sahen Manuelas Gliedmaßen aus. Aus einem Arm ragte ein Knochen hervor. Das offene Fleisch fing an zu bluten. Ebenso hatte sich eine Pfütze um ihren Kopf gebildet. Wie in Zeitlupe sickerte das Blut aus ihrem Kopf. Etwas weißes, irgendwie glibberiges, kroch aus ihrer Schädeldecke.
    Erstaunlicherweise hielt Ella in einer Hand noch immer den Axtstiel, als ob sie versucht hatte, sich daran festzuhalten, dabei sah dieser Arm so aus, als würde er lediglich durch Haut mit ihrem Körper verbunden sein. Kein ansatzweise gesunder Körper wäre in der Lage gewesen einen Arm derart zu verdrehen.
    Es dauerte eine Weile, bis ein Mann aus dem Auto stieg und langsam die Straße zurückging, den Kopf schüttelnd, sich diesen sogar haltend, um dann neben Manuela auf den Boden zu sinken. Ella konnte sich ebensowenig auf ihren Beinen halten, sackte in sich zusammen, als hätte jemand den Stecker gezogen, der die Muskulatur ihrer Beine mit Strom versorgte.
    Der Rasen, auf dem sie saß, war kühl und von frischem Tau feucht. Doch Ella spürte nichts davon. Sie strich mit einer Hand durch das nasse Gras, fühlte, wie es weich unter ihrer Berührung nachgab. Dann hörte sie ein Wimmern. Sie sah, wie der Mann in sich zusammengesunken neben Manuela saß, unfähig, sich um einen Rettungswagen zu kümmern. Sein Körper schien wie gebeutelt, bewegte sich in einem Rhythmus, als würde er weinen.
    Die Stille, die sich über alles gelegt hatte, wurde noch immer durch ein leises Jammern durchbrochen. Nachdem sich aus Ellas Augen Tränen einen Weg über ihre Wangen suchten, wurde ihr bewusst, dass sie es war, die die Stille gestört hatte.
    Erst das Heulen von Sirenen riss Ella aus ihrer Lethargie. Ihr Körper fiel einfach zur Seite. Noch immer sah sie auf die Straße und schloss ihre Augen erst, als Manuelas Körper davon entfernt wurde.
     

Kapitel 20: Beerdigung
    Leises Klopfen durchbrach die Stille im Inneren des Zimmers. Wieder das Klopfen, diesmal etwas kräftiger. Die schwere Tür wurde vorsichtig geöffnet und Ella fragte sich, aus welchem Grund ausgerechnet in einem Krankenhaus die Türen derart schwer zu öffnen waren. Sollte das verhindern, dass Patienten einfach so verschwanden?
    In diesem Fall wäre das ohnehin nicht möglich gewesen, denn Susi war dazu nicht in der Lage. Susis Eltern hatten darauf bestanden, sie in einem Einzelzimmer unterzubringen. Das arme Kind litt ohnehin schon sehr unter den Vorkommnissen, da wollte man ihr die mitleidigen Blicke anderer wohl ersparen. Dabei hatte Susi absolut keine Erinnerung an den Abend.
    Als ob es diese eine Nacht nie gegeben hätte. Sie konnte sich nicht einmal mehr an Thomas erinnern, der bereits mit einem großen Blumenstrauß seine Aufwartung gemacht hatte, aber schnell wieder verschwand, als er ihren Zustand erkannte. Etwas, das wusste Susi, woran sie sich erst würde gewöhnen müssen. Ihr Leben, so wie sie es kannte, war seit dieser einen Nacht Geschichte.
     
    Ella betrat den Raum, klopfte nochmals leise an eine Wand des Schrankes, aber sie hörte nichts und nahm an, dass Susi schlief. Diese aber sah aus dem Fenster, wollte wohl nicht schon wieder gestört werden. Ella fand es furchtbar, dass sie erst jetzt ihre Freundin besuchen konnte, denn man hatte sie selbst im Krankenhaus von der Außenwelt abgeschirmt.
    Aufgrund des schweren Schocks, den Ella erlitten hatte, wollten die Ärzte sicher gehen, sie nicht zu früh zu entlassen. Zudem besuchte sie jeden Tag eine Psychologin, die meinte, es sei das Beste, wenn Ella sich alles von der Seele reden würde. Ella aber wollte nichts weiter, als schnell vergessen und vor allem zu ihren Freunden. Ein Beamter der Kripo kam regelmäßig vorbei und stellte ihr die immer gleichen Fragen, bis sie glaubte, sich kaum mehr erinnern zu können. So viel war in dieser Nacht

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