Sommernachts-Grauen
dabei.“
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Wilder Tumult war ausgebrochen, nachdem Frank die Fassung verloren hatte. Schnell zeigte sich jedoch, dass dieses Chaos, das sich der Trauergemeinde bot, geordneter Natur war. Von zwei Männern in grüner Uniform überwältigt, lag Frank schreiend auf dem Boden, während ein Beamter in das Loch zu Ella gesprungen war, um zu sehen, wie schwer es sie getroffen hatte. Sofort rief er nach einem Krankenwagen. Ein Bein war eindeutig gebrochen, der Unterschenkel war in eine Richtung gedreht, die anatomisch nicht gesund wirkte.
Schockiert und unter Tränen verließ die Trauergemeinde den zum Tatort mutierten Platz, der ein Ort der Stille und Andacht hätte sein sollen.
Meier und Reiner standen zusammen neben dem Grab, selbst nicht glauben könnend, was geschehen war. Obwohl Meier mehr oder weniger eingeweiht wurde, beziehungsweise die Polizei ihn um Hilfe gebeten hatte, nachdem man Frank nichts hatte nachweisen können. Die Beamten trauten einer Frau wohl so grausame Taten nicht zu, sie musste einen Komplizen haben, davon waren sie überzeugt. So hoffte man, dass Frank sich auf der Beerdigung verraten würde. Dass er jedoch mit derartiger Gewalt seiner Wut Luft machen würde, damit hatte keiner gerechnet.
„Du Verräter“, schrie Frank, als er noch auf dem Boden liegend auf den Rücken gedreht wurde, „du elendes Arschloch. Du bist mein Freund.“
„Und du bist ein Mörder“, sagte Meier, seine Verbitterung konnte er nicht länger unterdrücken.
„Nein“, Frank wurde etwas leiser, „mit den Morden habe ich nichts zu tun. Ich wusste erst gar nicht, was Manuela getan hatte. Durch einen Zufall habe ich sie dann dabei erwischt, wie sie eine Frau überfallen hatte.“
„Warum hast du nichts unternommen? Mann Frank, du wolltest Richter werden.“
„Was hätte ich denn tun sollen? Ich habe sie schließlich geliebt. Sie wäre ins Gefängnis gekommen. Das konnte ich doch nicht zulassen.“
„Aber du konntest mit ansehen, wie sie eine Frau nach der anderen misshandelt hat, billigend in Kauf nehmend, dass sie sterben.“
„Du hast doch keine Ahnung, wie es ist, von einer Frau derart geliebt zu werden.“
„Dann hat sie es aus Liebe zu dir getan?“
„Ja klar, was denkst du denn? Sie hat mich so sehr geliebt, dass sie es nicht ertragen hat, mich mit anderen zu teilen.“
„Du hättest sie überzeugen müssen und sie gleich, als du es bemerkt hast, anzeigen. Wie konntest du es nur so weit kommen lassen und dein Leben wegschmeißen?“
„Wenn Ella nicht gewesen wäre, dann wäre alles gut gewesen. Niemand wäre je darauf gekommen, dass eine Frau für diese Taten verantwortlich war.“
„Frank, was hast du genau damit zu tun? Hast du Manuela geholfen?“, fragte Meier, nicht nur, weil die Polizei ihn darum gebeten hatte, er selbst wollte endlich wissen, was in seinen besten Freund gefahren war.
„Nein, ich habe nichts getan, außer zuzusehen. Manchmal erzählte sie mir davon, dass sie wieder einer Frau zeigen wollte, dass es besser wäre, die Finger von mir zu lassen. Dabei gab ich ihr nie einen Grund eifersüchtig zu sein. Ich hatte ihr nicht geglaubt, als sie erzählte, was sie mit dem großen Küchenmesser machen wollte und wusste nicht, dass sie es schon mehrmals mit anderen Frauen ausprobiert hatte. Ich schlich ihr hinterher und beobachtete sie, wie sie einer Frau mit dem Axtstiel eins überzog. Aber anstatt geschockt zu sein, fand ich es irgendwie geil. Du hast ja nicht mal eine Idee, wie sich das anfühlt so sehr geliebt zu werden. Außerdem war der Sex danach so unglaublich gut. Sie hat all meine Wünsche erfüllt. Da war alles, was Ella konnte, nichts dagegen.“
„Und in dieser einen Nacht bist du ihr hinterher und hast dich daran aufgegeilt, wie sie eine Frau nach der anderen überfallen hatte?“
„Ich wusste, was sie vorhatte. Aber ich habe sie immer wieder verpasst. Wenn ich sie dann traf, dann wusste ich, was sie getan hatte, denn sie küsste mich voller Leidenschaft.“
Reiner wurde unruhig und wackelte mit seinen Krücken. Mit aller Kraft umklammerte er die Griffe, sodass seine Knöchel bereits weiß wurden.
„Du elendes Arschloch“, schrie Reiner so laut, dass sich seine Stimme überschlug, „hast gewusst, dass sie Susi töten wollte und nichts unternommen.“
„Man muss eben Opfer bringen“, sagte Frank im ruhigen Ton. „Außerdem hat Susi es mir zu verdanken, dass sie noch lebt. Wer glaubst du hat den Krankenwagen gerufen? Das war nicht dieser Penner,
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