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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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damit?“
    „Nein, ich denke nur, dass es vielleicht etwas unpassend ist. Ich meine die Farbe …“
    „… ist perfekt.“
     
    Das Taxi hielt vor einer Kapelle, vor der sich Manuelas Trauergemeinde versammelt hatte. Ella war davon ausgegangen, dass lediglich ihre Eltern und andere nahe Verwandte kommen würden, um sich von ihr zu verabschieden. Entweder hatte sie eine riesige Familie, oder war anderweitig sehr beliebt. Nie im Leben hätte Ella angenommen, sich dieser Masse von Menschen stellen zu müssen.
    Sofort sah sie in der Menge eine kleine, dicke Frau, die von zwei größeren Männern geradezu gestützt wurde. Einer dieser Männer war Frank. In Ella zog sich schmerzhaft ihr Brustkorb zusammen und verhinderte, dass sie anständig Luft bekam. Wie ein Fisch, der eben aus dem Wasser gezogen wurde, schnappte sie nach Sauerstoff.
    Meier hatte das Taxi gezahlt, war ausgestiegen und kam um den Wagen herum, um Ella die Tür zu öffnen. Langsam steckte sie einen Fuß hinaus. Die Farbe ihrer Schuhe leuchtete. Das Pink, das durch die Flucht ein wenig gelitten hatte, wurde durch das Schwarz ihrer Kleidung verstärkt. Sofort spürte sie die Blicke der Anwesenden auf sich, beziehungsweise auf ihren Füßen.
    Noch im Taxi sitzend hatte sie sich eine Sonnenbrille aufgesetzt. Sie hoffte damit diese ganze unangenehme Situation von sich abschirmen zu können. Schnell hatte sie sich bei Meier eingehakt und hätte sich gern hinter ihm versteckt. Sie wusste, dass sie dem nicht gewachsen war. Noch immer fiel es ihr schwer zu atmen.
    Ohne wirklich zu sehen, wo Meier sie hinführte, spürte sie, wie sie angestarrt wurde und dass Menschen ihre Köpfe zusammensteckten, nachdem man sie passiert hatte. Wozu sollte das alles gut sein, außer Ella endlos zu demütigen?
    Die Schuld die auf einmal auf ihr lastete, schien sie zu erdrücken. Dabei war sie definitiv nur eine Nebendarstellerin in diesem schrecklichen Szenario. Eindeutig hatte sich Manuela in den Vordergrund gedrängt und war am heutigen Tag die Hauptperson. Aber auf gar keinen Fall war Manuela das Opfer. In diesem Moment konnte Ella einzig Schuld an sich ausmachen. Würde es sie nicht geben, dann würde Manuela noch leben. Ella glaubte tatsächlich, dass es sinnvoller gewesen wäre, in dieser Nacht ebenfalls getötet worden zu sein, als diesen Augenblick zu ertragen.
    Nach endlosen Minuten des Wartens, setzte sich die Trauergemeinde in Bewegung. Ein Pfarrer hatte die Türen der Kapelle geöffnet und wartete am Eingang. Langsam wurde die kleine, dicke Frau an den Trauernden vorbeigeführt. Ganz eindeutig musste es sich um Manuelas Mutter handeln. Ihr Schluchzen wurde immer lauter und Ella glaubte es nicht eine Sekunde länger zu ertragen.
    Als Frank und der andere Mann gerade an Ella vorbei gehen wollten, blieb Frank unvermittelt stehen und deutete einem älteren Herrn direkt hinter ihnen an, nun seine stützende Arbeit zu übernehmen.
    „Was will die hier?“ zischte er Meier entgegen.
    Die Worte trafen Ella wie spitze Pfeile mitten ins Herz und sie wollte schnell weg von hier. Warum nur hatte Meier gesagt, dass Frank sich freuen würde, wenn sie käme, das würde ihm die Trauer erleichtern.
    „Mein herzliches Beileid nochmals. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was für ein Verlust das für dich sein muss“, sagte Meier sehr leise, dass Ella ihn kaum verstehen konnte.
    Ohne weiter mit ihm zu sprechen, führte Frank seinen Weg in die Kapelle weiter fort. Nachdem die gesamte Trauergemeinde an ihnen vorbei gezogen war, brachte Meier Ella ins Innere. Der kleine Raum war beinah überfüllt und so fanden sie in der letzten Reihe nur noch einen Sitzplatz, den Meier Ella überließ, während er sich seitlich hinter sie stellte und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Trotz der Fülle lag über allem eine unendliche Ruhe, die jedoch nicht dazu führte, dass sich Ella besser fühlte.
     
    Eine Dreiviertelstunde wurde gesungen, gebetet und nach einer Antwort gesucht. Manuelas Bruder sprach ein paar Worte, die er sich schwer abzuringen suchte. Immer wieder musste er sich selbst unterbrechen, da er von Tränen gebeutelt wurde. Mehr und mehr erfüllte die Stille im Raum ein tiefes Schluchzen. Trotz allem musste Manuela sehr beliebt gewesen sein und sie hinterließ nicht nur die Frage nach dem Warum, sondern auch eine Lücke, die für viele offensichtlich nicht so schnell geschlossen werden konnte.
    Dann endlich forderte der Pastor dazu auf die Kapelle zu verlassen. Manuelas Sarg wurde

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