Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)
Beweise zu sammeln.«
In ihrem Lachen klang eine gute Portion Schadenfreude mit. »Weißt du, Liebling, ich wollte schon die Scheidung einreichen. Ich wusste, dass du Bunny fickst, und es war keine große Sache für Mr. Rosen, sein Dossier zusammenzustellen. Aber du hast mir den ganzen Ärger erspart. Erzählen Sie ihm von dem Chihuahua, Mr. Rosen.«
Der Gedanke an das Hündchen flößte ihm wohl eine besondere Freude ein, denn Mr. Rosen grinste so breit, dass seine Goldfüllungen zu sehen waren. »Lustige Geschichte, Mr. Ketchum. Zigarette?« Er zog ein Päckchen Luckys hervor, und alle drei griffen zu. »Wenn ich eine Observation übernehme, suche ich mir gerne Unterstützung, sehen Sie, Leute, die nur ganz am Rande mit dem Leben des Subjekts zu tun haben und die nicht in die Angelegenheit verwickelt sind. In Fällen von Ehebruch sind Pförtner ganz nützlich. Ebenso Barkeeper und Kellner. Erinnern Sie sich an den Erdnussverkäufer im Park, wo Bunny und Sie so gerne hingehen? Er sieht sie beide zusammen sechsmal im April und im Mai. Und immer haben Sie genau um die Ecke von Bunnys Apartmenthaus keine Zigaretten mehr. Der Perser, der den Kiosk betreibt, sagt, Sie haben nie Kleingeld, immer nur Scheine. Sie verstehen, was ich meine? Die Leute sehen Sie hier im Viertel. Ziemlich oft sogar.«
Der Kaffee war nun genügend abgekühlt, sodass er trinkbar war, und das Koffein und das Nikotin rasten durch seinen angegriffenen Körper, bis er sich wieder einigermaßen normal fühlte.
»Und dann gab es da noch den Folksänger von unten, Woody, der mich mit Infos fütterte, und vor allem der Hund erwies sich als besonders nützlich. Hatten Sie je zuvor einen mexikanischen Chihuahua gesehen, Mr. Ketchum? In der Gegenwart von Fremden sind sie äußerst nervös, und dieses Hündchen bellte jeden im Haus an. Jeden, das heißt, mit Ausnahme von Bunnys Mann Jerry. Die Sache ist, dass Jerry sich die Mühe machte, diesem Hund einen Leckerbissen mitzubringen, wenn er vom Delikatessenladen nach Hause kam. Ein Häppchen. Etwas Rauchfleisch, vielleicht ein Eckchen Käse, ein Stückchen Corned Beef.«
Sie bekamen ihr Essen. Ein schönes Stück Seezunge für Claire und einen Teller gebratener Muscheln für Rosen. Als Phil das Essen roch, wünschte er, auch er hätte sich etwas bestellt. Er war plötzlich sehr hungrig.
»Der Hund liebt also Jerry und vertraut niemand anderem. Darum wundert sich Woody natürlich, als er Ihnen mit der Truhe hilft, was Pepito an Ihnen findet. Das Mal zuvor, als Sie mit Woody auf der Straße zusammengerempelt waren, waren Sie nicht gerade der freundlichste Mensch von ganz Manhattan. Also stellt er sich vor, der Hund riecht Sie, und Sie sind genauso wie Jerry, weil Sie ja seine Frau … Entschuldigung, Mrs. Ketchum …, gut, aber natürlich weiß Woody nicht, dass Sie wie Jerry riechen, weil Sie Jerrys Blut an Ihrer Hand und an Ihren Kleidern haben. Verdammt, Sie haben Jerry in diese Kiste gepackt, die er Ihnen geholfen hat, sechs Etagen hinunterzuwuchten.« Er hielt kurz inne, um eine Zitrone über seinen Muscheln auszupressen. »Die Sache ist die, Mr. Ketchum, ich wusste, dass Sie es waren, weil ich das Haus den ganzen Tag beobachtet habe. Jerry geht zur Arbeit, Sie gehen hinein. Wie immer. Jerry kommt unerwartet zurück, aber er kommt nicht wieder heraus. Sie kommen heraus – in Eile. Darum also nehme ich an, das ist es, er hat Sie endlich mit seiner Frau erwischt. Aber nein, Sie kommen wenige Stunden später mit einem Wagen zurück, und noch immer hat Jerry das Haus nicht wieder verlassen. Es entspricht ihm nicht, bei der Arbeit zu fehlen, und dann kommen Sie später mit Woody heraus, der Ihnen hilft, eine große Kiste auf die Ladefläche eines Nash zu hieven. Zu schwer für einen Mann allein. Was ist da drin?, frage ich mich.«
Rosen spießte einige Muscheln auf und schob sie sich in den Mund. Er genoss sie nicht, sondern kaute nur wegen des Nährwerts. »Schöner Wagen, den Sie da für Ihr Unterfangen hatten, und zu dumm, dass er Claires Bruder gehört, jetzt weiß die Polizei, wo sie nach Blut, das womöglich aus der Truhe gesickert ist, suchen muss. Und dann ist da die kleine Begebenheit am Pier von Canarsie. Ich bin Ihnen dorthin gefolgt und habe mich die ganze Zeit gefragt, was Sie wohl mit dieser Truhe anstellen würden. Sie hätten weiter hinaus gemusst, wenn Sie sie im Sound für immer hätten verschwinden lassen wollen. Während wir hier reden, sind Taucher im Wasser. Nur eine Frage der
Weitere Kostenlose Bücher