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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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im Laufe der Zeit immer mehr zu Waters hinzog und wie sehr Waters von Long Jane entzückt war. Da sie ungebunden war, fühlte sie sich immer mehr an ihn gebunden.
    »Wenn wir wieder zu Hause sind und uns das Vermögen sicher ist, mache ich dich zu einer ehrbaren Frau, denn ich glaube, ich liebe dich.« Sie kuschelten in einer Laube aus Palmwedeln und schwelgten in ihren Träumen. Jane legte den Kopf auf Roberts Arm und blickte zum Mond, der am Augusthimmel prangte. »Wir segeln wieder hierher zurück, wenn du möchtest, und wir werden das schönste Haus bauen und Herr und Herrin dieser Inseln sein, wenn hier eine englische Kolonie entsteht. Du wirst ein ei genes Bett haben – lang genug, dass du dich darin von Kopf bis Fuß ausstrecken kannst –, und auch eine Küche und vielleicht eine schwarze Magd, die uns hilft, unsere Kinder aufzuziehen, denn ich möchte mindestens vier, eines größer als das andere, und es soll ihnen an nichts fehlen. Und der alte Carter wird uns vermählen, sollte er vom Herumtragen der Bibel zum Vikar werden.«
    Sie seufzte bei diesen Aussichten und schob ihr nacktes Bein über seines. »Und ich bring meine Mutter mit hierher, damit sie hier mit uns lebt, und schaffe auch für meine Schwestern ein Zuhause im Paradies.«
    »Ja, hol nur den ganzen Long-Clan her, und wir machen aus uns Bäumen einen ganz Wald. Wir sind reich, mein Mädchen, reicher, als man nur träumen kann.«
    Mit einem Kuss besiegelte sie die Pläne. »Robert Waters, du bist meine geheime Liebe.«
    »Ja, und du meine.« Er rollte sich herum und legte sich mit einem schiefen Lächeln auf sie. »Der Junge, der eine Frau war, und die Frau, die einen Wal verschlang.«
    So verbrachten sie viele glückliche Stunden damit, zu träumen und Pläne zu schmieden. Derweil verging das Jahr, und Mr. Chard zermarterte sich das Hirn, wie er die Ambra – und sich selbst – von der Insel schaffen könnte. Tag für Tag beobachtete er den Horizont, in der verzweifelten Hoffnung auf ein Segel, und in den Nächten entzündete er lodernde Feuer an der Küste, damit kein Schiff vorbeiführe, ohne sie zu bemerken. Admiral Somers hatte, als die Patience und die Deliverance aufgebrochen waren, ein kleines Fischerboot zurückgelassen, und Chard spielte mit dem Gedanken, es mit Mast und Tuch auszurüsten, um die sechshundert Meilen nach Jamestown zu segeln, aber er wagte es nicht, den Schatz der Gnade des Atlantiks auszuliefern, zumindest nicht allein, doch es gab niemanden, mit dem er die Reise gemeinsam machen und die Beute teilen wollte. Seine Sprache troff nur noch vor Flüchen, und in seiner Wut wetterte er kräftig gegen Mensch, Tier und Gott über die Grausamkeit des Schicksals und ihre Lage. Bei jeder Gelegenheit tat er so, als wollte er den alten Crab treten, doch weil er nicht ins Bein gebissen werden wollte, wagte er es nicht. Mr. Carter gegenüber verhielt er sich höchst unhöflich, doch seine Grausamkeit prallte an dessen heiligem Schild ab. Seinen bittersten Groll hob sich Chard aber für die beiden Turteltauben auf, die ihn mittlerweile von ihren Liebesspielen ausschlossen. Für Waters hatte er nur höhnische Geringschätzung übrig, so wie Kain sie Abel gegenüber empfunden hatte, und für Jane tiefste Verachtung. Ihre bloße Gegenwart war ihm ein Juckreiz, eine brennende Kohle in der Hose. Er braute Bottiche voller Palmwein und trank ihn allein, und oft fanden sie ihn am Morgen vor sich hin brummelnd, als versuchte er, ein Rätsel zu lösen, das sein benebeltes Hirn quälte. Zu spät wurde ihm bewusst, dass er einen Gewinn aufgegeben hatte, um auf einen anderen zu spekulieren.
    Am Michaelitag, an dem die Ernte gefeiert und die fetteste Gans gegessen wird, schlugen sie Chard einen Ausflug zu Smith Island vor, so hieß sie, um das passende Mahl für ihr Abendessen zu suchen, vielleicht eine Meeresschildkröte oder einige Cahows. Auf dieser Insel hatte Mr. Carter einmal eine alte spanische Goldmünze gefunden, und Chard nahm die Einladung sofort an, weil er es für möglich hielt, dass dort noch weitere vergraben sein könnten. So legten sie in dem kleinen Fischerboot ab, Chard und Waters an den Rudern und Jane im Bug ihnen zugewandt, mit offenem Kragen, ein schöner Tag, ein ruhiges Meer. Der Ausflug erinnerte sie an glücklichere Zeiten, als alle drei noch aufrechte Freunde gewesen waren. Unter der strahlenden Sonne schnitt Waters das Thema an, das sie alle marterte. »Ist es Euch je in den Sinn gekommen, Mr. Chard, dass es wohl nie

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