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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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Augen und hoffte auf Schlaf und Befreiung von diesem heißen Schürhaken, der hinter meinen Augäpfeln drückte.
    Ich muss eingeschlummert sein, ob nur für einige Augenblicke oder Jahrhunderte, kann ich jedoch nicht sagen, denn ich wurde ganz plötzlich mit dem Gefühl wach, ich würde erstickt und bekäme keine Luft. Eine Welle keuchender Panik überflutete mich, und ich schlug auf das Ding auf meinem Gesicht ein, um im selben Moment zu erkennen, dass ich den Kater prügelte. Die rüde Behandlung ließ ihn aufheulen, und er sprang auf den Couchtisch. »Harpo«, rief ich ihn und setzte mich auf, um mich zu entschuldigen. Misstrauisch schlich der Kater zu den Kissen, und ich musste ihn hochheben, ehe er ganz davonlief. Um das Unrecht wiedergutzumachen, setzte ich ihn auf meinen Schoß, kraulte ihn zwischen den Ohren und flüsterte ihm Koseworte zu. Also, das Ammenmärchen, Katzen würden Menschen ersticken, insbesondere schlafende Babys, beruht auf der Vorstellung, eine Katze würde von dem Milchgeruch eines tief schlafenden Kindes angezogen und setze sich dann auf sein Gesicht, um ihm den Atem wegzusaugen; die schlichte Wahrheit aber ist, dass Katzen menschlichen Atem nicht mögen. Es gibt den Bericht eines Arztes aus dem schwedischen Helsingborg, der über seine Katze und sein Neugeborenes schreibt. Offenbar hatte die Katze wenige Tage, bevor der Säugling aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht wurde, Junge bekommen. Beim ersten Schrei des Babys lief die Katze ins Kinderzimmer, um der Sache auf den Grund zu gehen, und trug später in der Nacht alle ihre Jungen in die Wiege. Laut Mutmaßung des Arztes hatte das schreiende Kind die mütterlichen Instinkte der Katze angesprochen, und da sie dieses riesige »Kätzchen« nicht zu ihrem Wurf schleppen konnte, brachte sie ihre Jungen zu dem Baby. Nein, es trifft generell nicht zu, dass eine Katze jemanden mit Absicht erstickt, und was Harpo angeht, so störte er meinen Schlaf nur, wenn er nach draußen gelassen werden wollte.
    Als wir zur Haustür gingen, wand sich der Kater bei jedem Schritt zwischen meinen Beinen, und als ich ihn hinausließ, jagte er über die Veranda in den Garten und verschwand in der Dunkelheit. Aus irgendeinem Grund dachte ich, ich hörte ihn »Bis dann« rufen, doch ich erkannte rasch, dass diese Worte bloß mein eigenes Gedankenspiel im Radio meiner Fantasie waren. Ich stand auf der Schwelle und spähte hinaus in den ruhigen, frühen Morgen. Auf dem Rasen, wo das Gewirr der Fahrräder als dunkler Haufen hätte ins Auge fallen müssen, war nichts als weiches Gras und leerer Raum, und ich fing an, meine Erinnerung, sie am Nachmittag gesehen zu haben, in Zweifel zu ziehen. Kein Auto fuhr vorbei, und niemand schlenderte über den Bürgersteig. In beide Richtungen leuchteten die in Reihe stehenden Straßenlaternen und folgten der Biegung der Straße, und über den Dächern und den Laubbäumen lugte eine Ecke der National Cathedral, meine Privatzinne, hervor. Ein Flugzeug zerschnitt den Himmel, die roten Lichter an seinen Flügelspitzen im Kontrast zu den blasshellen Sternen. Einige Blocks weiter sang in einem Wipfel ein Spottdrosselmännchen, das mit wechselnden Variationen seiner gestohlenen Melodien eine Gefährtin ins Nest locken wollte. Grillen zirpten im Takt dazu. Doch ansonsten Stille, als wäre alles ein weit umspannendes Wandgemälde. Ich fühlte mich nicht in der Lage, in diese Welt hinauszutreten. Denn täte ich es, würde mich die Landschaft einfangen, und ich verschwände für immer, wenn der Augenblick vorüber wäre. Ein Schritt nach vorn, und ich würde wie die Träume Bachelards hinausgefegt. Trotz aller Merkwürdigkeiten, die hier geschahen, fühlte ich mich im Haus sicherer und zog mich hinter die Tür zurück. Meine Kopfschmerzen ließen sofort nach, ich aber stand einfach nur reglos da und bemühte mich, die Ereignisse des Tages zu sortieren. Eine Frau ging mir durch den Kopf, die darauf beharrte, dass ich mich an sie erinnere. Wie ein unvollendetes Porträt auf der Leinwand begann ihr Gesicht, Formen anzunehmen.
    Ein Schrei unterbrach meine Träumereien, jäh und schrill, nahezu unmenschlich in seiner eindringlichen Intensität. Mein erster Gedanke war, Harpo hätte gekreischt, denn er hörte sich oft, wenn er unbedingt wieder hineinwollte, wie ein pfeifender Dudelsack an; aber der Schrei wiederholte sich, er drang aus dem Inneren des Hauses und, dem Hall nach zu urteilen, von oben aus der Nähe des Badezimmers. Ich rannte,

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