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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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hinter sich wie eine Stoffkulisse zu und stand auf dem schmalen Proszenium am Badewannenrand. Der alte Mann saß auf dem Klo und wiegte das Baby auf seinen Knien. Voller Erwartung fächelte sich Dolly, die neben dem offenen Fenster hockte, Luft zu. Mit einem Hüpfer ließ sich Marie auf der Umrandung des Waschbeckens nieder, und wir anderen nahmen die billigen Plätze ein und waren gezwungen, die Vorstellung im Stehen zu verfolgen.
    »Würde bitte einer das Licht löschen«, bat unser neuester Gast, und Alice erfüllte ihr den Wunsch. Im Dunkeln streckte ich mich, um eine angenehme Haltung zu finden, was meinen Nachbarinnen nicht gefiel, da mein Fuß oder meine Faust sie traf. Ich entschuldigte mich und versuchte, meine Ruhelosigkeit zu bezwingen, bis das Scheinwerferlicht alles zum Verstummen brachte. Seine Quelle war irgendwo über dem Kopf des alten Mannes, und es warf seinen Schein auf die Frau, die versucht hatte, ihren Eispickel in meinen Schädel zu schlagen,
    »Ein Mann ist schuldig zu sprechen«, sagte sie. »Aber ist das nicht immer der Fall? Er war kein schlechter Mann, nein, keineswegs, vor allem zu Anfang. Doch kaum hatte er bekommen, was er wollte, war es das.«
    Die Frauen murmelten ein Amen.
    »Danach war er für niemanden von Nutzen, weder für Mann noch Frau noch Kind. Wie ein Maultier mitten im Ozean oder eine Axt im Sandsturm, einfach zu nichts nutze. Und schon lege ich los, aber ich greife immer vor.«
    Ich klopfte Beckett auf die Schulter, während er das Kind zur Ruhe brachte, indem er dem Jungen eine Hand auf den kleinen Rücken legte. »Sie ist die Klavierspielerin«, flüsterte ich. »Eine Doppelgängerin der Frau vom Liederabend.«
    »Doppelgängerin?«, fragte der alte Mann und richtete seine Aufmerksamkeit auf die winzige Frau im Scheinwerferlicht, die er sorgsam von Kopf bis Fuß musterte. »Bist du sicher, Kleiner? Sie wirkt ein bisschen zu wild und zerzaust für so etwas.«
    Ihr kornblumenblaues Kleid raschelte, als sie zusammenzuckte, doch sie verriet kein weiteres Gefühl als stille Verärgerung.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, sie ist die Begleitung der Sängerin.«
    »Fräulein«, sprach er sie an. »Wie sollen wir Sie nennen?«
    »Ich heiße Florence. Aber wenn ihr mich so nennt, bekommt ihr keine weitere Antwort von mir. Flo, wenn ich bitten darf, kurz für Florence, denn nur meine Mutter sprach mich so an.«
    »Da du selbst so kurz bist, sollte ein kurzer Name reichen. Flo, mein Freund hier meint, du seiest eine bekannte Klavierspielerin.«
    »Ich kann ein paar Melodien klimpern, aber ich bin nicht Scott Joplin. Auch ein bisschen aus der Übung, aber wenn es ein lebhaftes Stück ist, schaffe ich es.«
    Mit einem Räuspern setzte der alte Mann sich gerade auf und sagte bedächtig: »Vielleicht können wir dich später zu einigen Melodien bewegen. Ich habe noch immer so ein liebliches Stück von Mozart im Ohr, ein Lied, das mir immer im Kopf herumgeht.«
    »Es dürfte uns schwerfallen, ein Klavier hier ins Badezimmer zu zwängen.«
    Das Kind auf seinen Knien schaukelnd, sagte der alte Mann: »Du wärest überrascht, was ein geräumiges Hirn alles unterbringen kann. Du wolltest uns gerade von den Problemen und dem Kummer erzählen, die dir ein Mann bereitet hat.«
    Den Betrag für eine Reise zu beschaffen, war das Hauptproblem, denn sie waren jung und standen erst am Anfang, und er hatte keinerlei nennenswertes Geld, wohingegen ihr Paps eine Menge Kapital besaß, das aber vollständig in der Farm steckte. Er hatte die Familie von bettelarm und kaum bessergestellt als die Farbigen hochgebracht, ihr Vater hatte es durch ehrlichen Schweiß auf der Stirn erlangt und als Konsequenz daraus hielt er seine Dollars zusammen, bis die Adler ächzten. »Mach dir keine Sorgen«, sagte Jamie. »Ich finde schon eine Lösung für uns. Sei du nur bereit aufzubrechen, wenn ich es sage. Und Flo«, er flüsterte es, denn ihr Gespräch fand im Bett statt, »erzähle niemandem, dass wir weggehen, bis es Zeit ist, Abschied zu nehmen.«
    Sie wusste nie, wem er das Geld stahl oder wem er einen Anteil seiner zukünftigen Reichtümer versprach, in beiden Fällen konnte es Paps gewesen sein, aber sie fragte nie, wollte es nicht wissen. Und eines Nachmittags kam Jamie nach Hause und sagte: »Pack deine Sachen, morgen geht’s los.« Obwohl kaum Zeit fürs Lebewohl blieb, verabschiedete sie sich tränenreich von der Verwandtschaft und den Freunden, legte ihre Habseligkeiten in eine Truhe, und schon war sie auf

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