Sommernachtsgeflüster
fallen, die sie gerade in Angriff genommen hatte, und ging hinauf. Im Vorbeigehen nahm sie Petal den Brief ab und kümmerte sich dann um den Telefonmenschen.
Erst als der zufrieden gestellt war und nur noch etwas von Verteilerdosen und Extraleitungen vor sich hin murmelte und Petal für alle Tee aufgebrüht hatte (sie hatte eigentlich nur für Dave Tee kochen wollen, aber ihr Sinn für Fairness hatte ihr einen Streich gespielt), riss Thea den Brief auf. Ein Scheck fiel heraus.
»Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, schimpfte sie laut. »Ach, tut mir Leid, alle miteinander. Aber das ist furchtbar. Dieser Scheißkerl - tut mir Leid, Petal. Von Rory!«
»Was? Was ist denn?«, wollte Petal wissen. Thea fluchte nur sehr selten. Die Tatsache, dass sie es jetzt tat, war ein Alarmsignal erster Güte.
»Ich kann es nicht fassen! Ich werde es dir vorlesen! Er schreibt:
Liebe Thea,
es tut mir Leid, dass es dich enttäuschen wird, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Bilder tatsächlich zuerst in London ausstellen muss. Ich habe eine Galerie ernsthaft dafür interessieren können, und man hat mir sogar einen Vorschuss gezahlt! Ich füge einen Scheck bei und wäre dir dankbar, wenn du meine Bilder sswm an diese Adresse senden würdest.
Und die Adresse ist eine Privatadresse, keine Galerie, damit ich nicht erfahre, wo er seine Arbeiten ausstellen will.«
»Was heißt ›sswm‹?«
»So schnell wie möglich. Er scheint vergessen zu haben, dass er mir noch Geld für das Aufziehen und Rahmen schuldet! Es ist unmöglich!«
»Heißt das, dass es bei dir keine Ausstellung geben wird?«
»Genau. Weil dieser Sch ... verdammte Rory beschlossen hat, zuerst in London auszustellen, obwohl er mir versprochen hat ...« Dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass er zu diesem Versprechen gedrängt worden war und sie immer gewusst hatte, dass er sich möglicherweise mit seinen Bildern an eine andere Galerie wandte. »Was ich wissen will«, fuhr sie etwas ruhiger fort, »ist, wie er es geschafft hat, eine Galerie so sehr für seine Bilder zu interessieren, obwohl er keine Dias hatte.«
»Aber er hatte Dias«, erwiderte Petal überrascht. »Ich habe sie ihm geschickt.«
»Du hast was?«
»Er rief eines Abends an - ich kann mich nicht mehr erinnern, wann es war - und sagte, du hättest ihm versprochen, sie zu schicken, aber da sie noch nicht angekommen seien, hättest du es wahrscheinlich vergessen.«
»Absichtlich vergessen. Ich wollte nicht, dass er sie in die Finger bekam!«
»Oh. Also, das wusste ich nicht. Ich wollte mich nur nützlich machen, als ich sie ihm geschickt habe. Es waren schließlich Dias von seinen Bildern.«
»Es waren meine Dias! Zum Glück kann ich mir neue Abzüge machen lassen. Und warum hast du mir nicht erzählt, dass du sie ihm geschickt hast?«
»Ich habe es vergessen.« Petals Lippen begannen zu zittern. »Ich wusste ja nicht, dass ich etwas falsch gemacht hatte. Ich dachte, ich hätte dir einen Gefallen getan. Er meinte, du hättest es ihm versprochen.«
Thea erinnerte sich dunkel an ein Gespräch, in dem sie ihm zugesagt hatte, die Dias zu schicken, wenn sie vom Drucker wieder zurück waren. Aber sie hatte nie vorgehabt, dieses Versprechen einzulösen. Außer Lara, die ihm wahrscheinlich ziemlich gleichgültig war, waren die Dias nun ihr einziges Faustpfand. »Es ist schon gut, Petal, es ist nicht dein Fehler gewesen. Ich hätte dir erzählen sollen, dass Rory die Dias nicht bekommen sollte.«
»Aber warum nicht?«, fragte Dave.
»Weil ich seine Bilder hier als Erste ausstellen will. Wenn in London niemand weiß, wie großartig er ist, sich jedenfalls selbst nicht anhand der Dias ein Bild von seinem Können machen kann, dann habe ich eine größere Chance, ihn hier zu behalten.«
»Heißt das, dass die Ausstellung geplatzt ist?«, murmelte Petal. »Wird es jetzt nichts mehr mit deiner Galerie?«
Thea atmete tief durch, um Handgreiflichkeiten zu vermeiden. »Doch, aus meiner Galerie wird etwas. Ich habe nicht all die Zeit, Mühe und Mollys Geld darauf verwendet, um die Sache jetzt scheitern zu lassen. Und nicht nur das: Ich werde auch Rorys Bilder pünktlich zeigen.«
»Aber wenn er in London ausstellen will ...«, wandte Dave ein.
»Was er will, spielt keine Rolle.«
»Wie wollen Sie ihn denn davon abhalten?«
»Ich habe seine Bilder. Wenn er sie zurückhaben will, muss er herkommen und sie sich holen!«
»Aber er hat Ihnen Geld geschickt, damit Sie ihm
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