Sommernachtsgeflüster
Sack:
»Kann ich ein paar Tage bei dir wohnen? Meine Hauptattraktion ist verschwunden, und ich fürchte sehr, dass er einen besseren Platz für die Ausstellung seiner Bilder gefunden hat als meine Galerie. Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber es ist Tatsache.«
»Besser als eine Galerie in ... in ... wie immer auch diese gottverlassene Ecke des Landes heißen mag, in die du dich geflüchtet hast? Völlig unmöglich.«
»Magenta, ich bin nicht geflüchtet, und meine Galerie befindet sich nicht in einer gottverlassenen ...«
»Schon gut, schon gut, du brauchst nicht so empfindlich zu sein. Natürlich kannst du kommen und hier wohnen. Wir werden alle Galerien besuchen, die gerade in sind, und hören, was dort so geredet wird. Wir werden deinen Künstler bald gefunden haben.«
»Danke dir. Du bist ein Schatz! Ich ruf dich aus dem Zug an, damit du ungefähr weißt, wann ich komme. Ich nehme dann ein Taxi zu dir.«
Thea musterte den Inhalt ihres Schrankes und versuchte zu entscheiden, welches ihrer Kleider das kleinste Übel war, als Molly anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie die perfekte Lösung für die Welpen gefunden hatte. »Das heißt, jedenfalls fast perfekt. Es handelt sich um zwei junge Männer.«
»Was?«
»Tiersitter«, erklärte sie. »Sie kommen ins Haus und kümmern sich um die Haustiere, die man dort hat, gießen einem die Blumen und so weiter. Diese beiden arbeiten offensichtlich gern gemeinsam.« Es folgte eine winzige Pause. »Ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob sie schwul sind. Eine solche Frage gilt heute nicht mehr als politisch korrekt.«
»Nein. Und es ist eigentlich auch nicht wichtig.«
»Wie auch immer. Das ist jedenfalls die einzig vernünftige Lösung.«
Thea seufzte. »Ja, das glaube ich auch. Mir ist sonst auch nichts eingefallen, obwohl ich mir lange den Kopf zerbrochen habe.«
»Also gut. Die Firma ist seriös, verlangt polizeiliche Führungszeugnisse und so weiter. Die beiden sollten also verlässlich sein.«
»Wenn sie nur wissen, worauf sie sich einlassen.«
»Oh, das tun sie. Offensichtlich sind sie Welpen und große Hunde gewohnt. Sie haben gerade ihre eigene Dogge verloren und werden an Lara ihre Freude haben. Es ist die perfekte Besetzung.« Molly klang noch selbstzufriedener als sonst.
»Nicht ganz.«
»Was ist denn dagegen einzuwenden? Deine Hunde erhalten eine erstklassige Pflege. Wo liegt denn das Problem?«
»Es bedeutet, dass ich Hausputz halten muss. Wenn ich einen Studenten für die Hunde bekommen hätte, könnte ich sofort losfahren!«
Kurze Zeit herrschte Stille. Molly fand wahrscheinlich, dass ein Hausputz bei Thea eine gute Sache sei, war aber taktvoll genug, das nicht auszusprechen. »Hm. Also, du musst zugeben, dass deinem Haus eine kleine Säuberungsaktion nicht schaden würde.«
Thea schäumte stumm, aber heftig. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich jetzt mit ihrer Freundin für immer zerstreiten. Aber irgendwie gelang es ihr, ruhig zu bleiben. »Ich bin sehr beschäftigt gewesen. Und was können diese Herren erwarten? In einem Haus mit Welpen?«
»Aber die Welpen treiben sich doch nicht in allen Zimmern herum, oder?«
Typisch Molly, sie in die Situation zu bringen, ihr Haus putzen zu müssen, wenn sie nichts lieber wollte, als auf der Stelle nach London zu fahren, um ihre Galerie zu retten. Sie beschloss, eine Stunde zu putzen. Alles, was sie in dieser Zeit nicht schaffte, sollte eben schmutzig bleiben.
Sie stellte sich den Kurzzeitwecker auf eine Stunde ein und fegte und wischte und ließ den Staubsauger auf Hochtouren laufen, stopfte allerhand Kram unter die Kissen und breitete Tagesdecken und Tischdecken über diverse Berge von Schachteln und anderen Kleinkram aus. Als der Wecker schließlich klingelte, hatte sie gerade den Staubsauger blockiert, weil sie eine Socke mit eingesaugt hatte. »Also gut«, murmelte sie, stellte das unhandliche Gerät ab und verfrachtete es in den Schrank unter der Treppe, »wenn sie ihn gebrauchen wollen, dann müssen sie ihn eben erst in Ordnung bringen.«
Für das Packen blieb nicht viel Zeit, aber doch genug, um sich zu wünschen, sie wäre eine der Frauen, die einfach alle Armani-Kleider ihrer Garderobe in ihren Louis-Vuitton-Wochenendkoffer werfen und dann in den Zug steigen. Sie trauerte jetzt den Kleidern nach, die sie bei ihrem Wegzug aus London fortgegeben hatte. Die schwarze Jerseyhose zum Beispiel, die bequem und gleichzeitig relativ elegant war.
Vielleicht fand sie ja bei Petal
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