Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
stehen und schlüpfte beim Aufstehen morgens um sechs gleich hinein. Wenn sie die Küche gewischt und alle Hunde gefüttert hatte, ging sie mit Lara so lange spazieren, wie ihre Zeit es ihr gestattete. Dann vergewisserte sie sich, dass derjenige, der an diesem Tag damit betraut war, die Meute mittags zu versorgen, sich seiner Pflichten bewusst war, stieg ins Auto und fuhr zur Galerie. Thea machte mit der traurigen Tatsache Bekanntschaft, dass jede Arbeit umso mehr Zeit in Anspruch zu nehmen schien, je zahlreicher die Helfer waren.
    Das Aufhängen der Bilder - Rory hatte darauf bestanden, dabei zu sein - nahm zwei Tage in Anspruch und schloss einen ausschweifenden Abend bei Thea zu Hause ein, wo Rory sich einquartiert hatte.
    Sie hatten für diese Arbeit nicht etwa so lange gebraucht, weil Thea und er sich uneins gewesen wären, welches Bild wohin gehörte - überraschenderweise harmonierten ihre Vorstellungen, was diesen Punkt anging, recht gut -, sondern weil einfach eine so große Zahl von Bildern untergebracht werden musste und es schwierig zu entscheiden war, wo genau ein jedes an der Wand zu platzieren war. Erst als sie mit der Arbeit angefangen hatten, entdeckten sie, dass die Hälfte der Wände nicht gerade, sondern etwas gewölbt war.
    »So ist es auch, wenn man ein hautenges Kleid anzieht«, meinte Petal, die ihnen half. »Dann stößt man ebenfalls auf lauter unerwartete Wölbungen.«
    Thea und Rory musterten Petal, die mit Größe sechsunddreißig in dieser Richtung kein Problem hatte. »Aber in deinem Fall«, sagte Rory, »sind die Wölbungen alle da, wo sie hingehören.«
    Für die Einrichtung der Beleuchtung brauchten sie weitere zwei Tage und so viel Geld, dass Thea gar nicht darüber nachdenken mochte. Aber schließlich hatten sie etwas gefunden, das flexibel und leicht anpassbar war - vorausgesetzt, man kam mit Stehleitern zurecht - und die Bilder sensationell zur Geltung brachte.
    Als Thea Rory davon vorschwärmte, war er beleidigt. »Ich weiß, dass deine Bilder sensationell sind, selbst wenn man sie in einer Garage bei geschlossener Tür betrachtet. Aber viele der Künstler, die ich ausstellen werde, brauchen etwas Unterstützung durch die Beleuchtung. Das ist sehr wichtig. Es ist wie mit einem guten Rahmen. Beides kann einen großen Unterschied machen.«
    Rory lachte. »Natürlich, ich wollte dich nur aufziehen. Ich weiß, wie wichtig eine gute Beleuchtung ist.«
    Ben, der sich der Galerie fern hielt, hatte nur dann Platz in ihren Gedanken, wenn es einen echten Grund dafür gab. Wenn sie sich zum Beispiel fragte, ob der Boden aus lackierten Hartfaserplatten, den sie im Untergeschoss über den mit Klebstoff ruinierten Holzdielen verlegt hatten, gut war. Oder ob sie Preisschildchen diskret neben den Bildern anbringen oder lieber eine Preisliste zusammenstellen sollte, die dann jedem Besucher ausgehändigt werden konnte. Hielt der Kleine wirklich mit seinen Wurfgeschwistern mit, oder war das nur Wunschdenken ihrerseits? Tatsächlich, gestand sie sich mit einiger Selbstironie ein, dachte sie höchstens zwanzig- oder dreißigmal am Tag an ihn. Das hieß, sie war praktisch mit ihm fertig, redete sie sich ein.
 
    Die Tage flogen dahin, und langsam sah die Galerie wie eine Galerie aus. Die Leitern und Abdecktücher waren verschwunden; von dem feinen Staub, der alles bedeckt hatte, nachdem die Böden abgezogen worden waren, war auch an verräterischen Stellen nichts mehr zu entdecken. Thea kam sogar noch dazu, den kleinen Raum hinter der Küche zu renovieren - für den Fall, dass sie ihn ebenfalls benutzen mussten. Leider konnte der Neuanstrich an den Wänden die schmerzhaften Erinnerungen, die sie mit diesem Raum verband, nicht auslöschen.
    Molly kümmerte sich jetzt ernsthaft um die Öffentlichkeitsarbeit. Telefonierte mit jedem, der ihr einfiel, um für Rory und die Ausstellung Reklame zu machen. Aber die Reaktionen waren enttäuschend. Sobald die Angesprochenen hörten, dass die Ausstellung außerhalb Londons stattfand, verloren sie jegliches Interesse. Molly war der Verzweiflung nahe. »Wenn wir nicht aufpassen, wird es ein geselliger Abend mit unseren Freunden.«
    »Könnten wir denn damit nicht auch leben? Es ist doch schöner, seine Freunde zu unterhalten als einen Haufen Medienhyänen aus London, die ohnehin über das Ganze die Nase rümpfen werden.« Thea kam langsam zu dem Schluss, dass eine Existenz im Verborgenen besser war als ein Erfolg. Wenn sie schon einen Fehlschlag erlebten, dann

Weitere Kostenlose Bücher