Sommernachtsgeflüster
sie sich? Aber Thea wollte jetzt ihre eigene Vernissage -es sollte nur sie und die Bilderund sonst niemanden geben.
Aber ihre Träumereien waren leider schnell zu Ende. Molly traf ein, und wie Thea es vorausgesehen hatte, war die Bewirtung bei der Vernissage ihre Hauptsorge. Für die Bilder hatte sie kaum einen Blick übrig.
»Ich finde, wir sollten etwas zu essen anbieten, sonst schütten die Leute nur den Wein in sich hinein und sind im Nu voll.«
Jedenfalls durfte Rory sich nicht betrinken - etwas zu essen war vielleicht eine gute Idee. »Gut, Molly, an was hattest du denn gedacht? Sandwiches, Wurstbrötchen? Kleine Quiches?«
Mollys Gesichtsausdruck spiegelte Entsetzen wider; die Zusammenarbeit mit Thea konnte wirklich schwierig sein. Das arme Mädchen hatte ja keine Ahnung, worauf es ankam. »Ich habe an Blinis mit Kaviar und vielleicht Sushi gedacht. Möglicherweise auch Räucherlachs, so etwas in der Art.«
»So etwas in der Art verhindert nicht, dass alle bald betrunken sind, und es wird ein Vermögen kosten. Und wer sollte das alles zubereiten? Ich habe mehr als genug zu tun, ohne die ganze Nacht darauf zu verwenden, Minitomaten zu füllen!«
»Wir lassen es kommen! Ich kenne eine nette junge Frau, die einen Catering-Service betreibt. Sie wird sogar für Bedienung sorgen.«
»Aber was wird das kosten? Wir sind mit der Galerie finanziell am Ende. Bevor wir Einnahmen haben, können wir uns solch unnötigen Luxus nicht leisten.«
Molly reckte ihr Kinn vor. Das tat sie auch, wenn Derek sagte, sie könnten sich etwas nicht leisten, und es funktionierte immer.
»Es ist zu teuer«, beharrte Thea.
»Ich werde dafür aufkommen«, erklärte Molly.
Theas Kinn schob sich ebenfalls nach vorne und machte Mollys Konkurrenz.
»Ach, sag doch bitte Ja! Nur für diese Ausstellung.«
Mollys Enttäuschung war wirksamer als ihr Schmollen. »Wir sollten so anfangen, wie wir auch weitermachen können.«
»Ja, aber Ben hat gemeint ...«
»Was?« Thea hatte Molly nicht erzählt, dass sie sich mit Ben zerstritten hatte, aber Ben musste Molly gegenüber etwas erwähnt haben, sonst hätte sie den Satz nicht unvollendet gelassen.
Molly begann an einem Farbspritzer auf einem Lichtschalter herumzukratzen. »Er hat gesagt, dass er alle möglichen Leute aus London einladen wolle.« Sie wandte sich Thea zu. »Er will der Galerie wirklich helfen, Thea, ganz gleich, was du darüber denkst.«
»Es ist schon gut, Molly. Wenn Ben einige seiner Freunde einladen möchte, dann soll er das tun. Wenn er denn glaubt, dass sie sich die Mühe machen werden, von London hierher zu kommen.«
»Darum geht es mir doch!«, erklärte Molly. »Wenn sie wirklich kommen, will ich nicht, dass wir wie Landeier mit einer Provinzgalerie dastehen, die nicht wissen, wo es langgeht.«
Das wollte Thea auch nicht, doch ihr gefiel der Gedanke nicht, so viel Geld auszugeben, wie mehrere Bilder als Kommission einbringen würden, nur weil Bens Spezis aus der Kunstszene auftauchten, um ihr die Ehre zu geben. »Dann einigen wir uns auf einen Kompromiss: Nichts zu essen, aber ich bestelle für ›danach‹ einen Tisch beim Chinesen. Dann müssen wir wenigstens nicht für etwas bezahlen, das vielleicht gar nicht gegessen wird.« Sie beschloss, darauf zu achten, dass Rory ein paar große, gehaltvolle Sandwiches aß, bevor es losging. Damit er eine Grundlage hatte.
»Beim Chinesen!« Molly hätte nicht entsetzter sein können, wenn Thea vorgeschlagen hätte, ein Striplokal zu besuchen.
»Der Chinesische Drachen ist wirklich elegant. Warst du einmal dort? Es ist wie in einem richtigen Restaurant. Ich war mit ein paar Freunden dort, als es eröffnet wurde.
Wirklich fabelhaft. Ich werde einen Tisch für zehn Personen oder so bestellen und hoffen, dass ein paar Besucher selbst bezahlen.«
»Gut, das klingt ganz lustig, aber ich will Häppchen!« Das Fußstampfen musste Thea sich dazudenken.
Thea gab nach. Sie hatte noch andere wichtigere Kämpfe auszufechten. »Also gut, Molly, aber nur für Rorys Ausstellung. Wenn wir wieder im normalen Fahrwasser sind, gibt es nur noch Wein, und ab dem zweiten Glas muss dafür bezahlt werden.«
Molly japste vor Grauen, als hätte Thea vorgeschlagen, ihre Gäste für einen Sherry bei sich zu Hause zur Kasse zu bitten.
»Also, man berechnet ihnen eigentlich nichts, das wäre nicht zulässig. Man bittet einfach um eine Kostenbeteiligung. So wird das tatsächlich gemacht. Ich habe es in London selbst erlebt.« Das war eine Lüge,
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