Sommernachtsgeflüster
genau der Richtige, um darüber im Fernsehen zu sprechen. Scheint etwas mit meinen Wangenknochen zu tun zu haben.«
Thea und Molly tauschten einen Blick, ersparten sich aber jeden Kommentar. »Gut, solange du spätestens bis morgen Nachmittag halb sechs wieder zurück bist - nüchtern! All meine Freundinnen, die Fotografinnen, werden kommen und Aufnahmen machen. Ich brauche dich also - oder wenigstens deine sagenhaften Wangenknochen.«
»Miststück«, sagte er freundlich, »natürlich werde ich pünktlich zurück sein. Vielleicht frage ich heute Abend sogar noch nach einem Bett für die Nacht.«
»Du weißt ja, wo dein Zimmer ist. Die Bettwäsche ist noch nicht gewechselt. Und wenn du vor mir zu Hause bist, sorgst du dann für die Welpen?«
Nachdem er fort war, schauten Molly und Thea sich an. »Na ja, ich hoffe, dass die ›Kunst im Laufe der Jahrhunderte‹ ihm mehr liegt als Cézanne«, murmelte Molly.
»Er war als Redner ein furchtbarer Flop!«
Molly runzelte die Stirn. »Ich weiß ja, dass du viel Zeit mit Petal zugebracht hast, aber musst du deswegen ihr begrenztes Vokabular übernehmen?«
Thea zuckte die Schultern. »Ein Flop oder nicht, da Rory die Toiletten nicht streicht, erledige ich es am besten, solange du hier bist und den Telefondienst übernehmen kannst.« Sie gähnte; sie war in letzter Zeit immer sehr spät ins Bett gekommen.
»Habe ich dir schon gesagt, dass ich mit meiner Putzhilfe gesprochen habe? Sie kommt morgen und bringt noch einmal kurz alles auf Hochglanz. Es ist sehr wichtig, dass alles glänzt.«
»Molly, Liebes, du bringst mich zur Verzweiflung. Wir werden diese Galerie wahrscheinlich mit sehr wenig Geld betreiben müssen. Diesmal lasse ich dich damit davonkommen, für Rorys Ausstellung, aber danach werden wir selbst die Staubsauger schwingen müssen. Glaubst du, du wirst das schaffen?«
Molly verzog das Gesicht. »Ich habe mal als Chalet-Mädchen gearbeitet, weißt du? Ich kann putzen, wenn ich muss.«
»Hm, gut. Wie wär es denn mit den Fenstern? Mit Zeitung und Essig bekommt man sie schön blank.«
Auf Mollys Zügen zeichnete sich ein solches Entsetzen ab, dass Thea einlenkte. »Ist schon gut, ich habe dafür einen der Studenten bestellt. Er jobbt normalerweise samstags als Fensterputzer. Er hat alle Utensilien, die er dazu braucht, und vor allem, er wird kommen.«
»Was wirst du zu der Vernissage anziehen?«, fragte Molly ängstlich, während Thea in den Overall schlüpfte, den sie vorher Rory angeboten hatte. »Hoffentlich nicht so etwas.«
»Ach, das hatte ich eigentlich vor. Ich dachte, es wäre cool und fetzig, eine Art Bekenntnis zur Stadt.«
»Thea, wirklich, ich weiß nicht ...«
»Schon gut, war wieder ein Scherz. Du solltest mich langsam kennen.«
»Was wirst du denn nun wirklich anziehen? Ich wette, du hast überhaupt nichts Passendes.«
»Und auf meinem Bankkonto ist auch nichts Passendes, sodass es also keine Rolle spielt, dass ich keine Zeit habe, mir irgendetwas Neues zu kaufen.« Thea biss sich auf die Lippen. Sie hatte ein paar Mal kurz über diese Frage nachgedacht, aber da sie zu keiner Lösung gekommen war, hatte sie sie ad acta gelegt.
»Thea.«
Molly klang so ernst, dass Thea den Farbeimer, den sie gerade aufgenommen hatte, wieder absetzte. »Was denn?«
»Ich flehe dich an, bitte, bitte, bitte, lass dir etwas von mir kaufen. Du bist das menschliche Aushängeschild dieser Galerie. Es kommt darauf an, dass du wirklich umwerfend aussiehst.« Sie hob die Hand, bevor Thea auch nur Atem holen, geschweige denn etwas erwidern konnte. »Ja, ich weiß, dass die Bilder für sich selbst sprechen, aber wenn die halbe Kunstszene denkt, dass du etwas mit Rory hast, möchtest du dann, dass sie sich fragen, warum ?«
»Oh, mein Gott! Das tun sie doch nicht, oder?«
»Was? Annehmen, dass ihr etwas miteinander habt? Natürlich denken sie das! Wie übrigens auch die meisten deiner Freunde.«
»Aber ...«
»Ich weiß natürlich, dass du nichts mit ihm hattest.« Molly warf Thea einen Blick von der Seite zu, um sich zu vergewissern, dass sie damit auch richtig lag. »Aber ich möchte wetten, dass all diese Londoner Künstlertypen davon ausgehen. Warum sonst sollte er hier sein?«
Thea hatte ein kleines Fünkchen Hoffnung gehegt, dass der Grund die schöne Galerie war. Sonst fiel ihr auch nichts ein. »Ja, warum wohl?«
»Deswegen kommt es darauf an, dass du so hinreißend und unwiderstehlich aussiehst, dass es allen einleuchtet.«
Das erschien Thea alles
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