Sommernachtsgeflüster
Rory sie nicht liebte, aber bestimmt begehrte er sie, und vielleicht erwartete er, was nicht ganz abwegig gewesen wäre, irgendeine Kleinigkeit als Gegenleistung für seine Nachgiebigkeit. »Drei Monate ist keine sehr lange Zeit, um aus dem Nichts ein völlig neues Projekt auf die Beine zu stellen.«
»Weißt du, was? Warum kommst du stattdessen nicht einfach mit zu meiner Ausstellung nach Amerika? Und ich erzähle dort jedem, der es hören will, dass du mich entdeckt hast.«
»Aber ich bin mir sicher, dass ich es schaffen kann. Wir werden die Zeichnungen und Skizzen aufziehen und rahmen lassen müssen. Kennst du jemanden, der das besorgen kann?«
»Bei diesem Jemand stehe ich bereits hoch in der Kreide. Kennst du denn niemanden, der uns eine kleine Leihgabe überlässt, damit wir die Arbeit bezahlen können?«
»Das werde ich regeln«, erwiderte Thea und registrierte, dass sie schon bis zum Hals in der Sache steckte. Mit etwas Glück konnte sie Molly um diese »kleine Leihgabe« bitten.
»Gut.« Rory zog die Riemen ein. »Also, Thea: nur ein Kuss, um das Geschäft zu besiegeln.«
Thea ließ sich in seine Arme ziehen. Sie waren stark, und sein Mund war kühl und fest. Wirklich sehr angenehm.
»Du wirst also hier bleiben, du allein mit Rory?« Molly trocknete Gläser ab und überzog sie dabei mit einer Schicht von Fusseln; es wäre besser gewesen, sie einfach trocknen zu lassen. Da Thea mit Molly sprechen wollte, ließ sie sie gewähren.
Molly war misstrauisch, obwohl sie Thea, seit diese ihre Pläne zur Eröffnung einer Galerie allgemein verkündet hatte, begeistert unterstützte. »Aber würdest du damit nicht viel Zeit verschenken?«
»Ich würde gern hier bleiben, solange die Welpen so klein sind und bis ich dafür gesorgt habe, dass die Zeichnungen gerahmt werden. In England wird das teurer sein, und ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Rory sich darum kümmert. Er wird es einfach vergessen - aber wir brauchen die Bilder für die Ausstellung, damit etwas da ist, was die Leute sich auch leisten können. Und nach Hause zieht mich im Augenblick nicht viel. Dort erwartet mich nur ein schmutziges, chaotisches Haus. Im Fotoatelier werden sie auch inzwischen längst irgendjemanden als Ersatz für mich gefunden haben.«
Thea fügte nicht hinzu, dass sie Rory außerdem bei der Stange halten und verhindern musste, dass er doch noch ihre Dias nach Amerika schickte. Sie war sich nur noch nicht ganz im Klaren darüber, wie sie das anstellen sollte.
»Drei Monate sind wirklich nicht genug«, meinte Molly, die lange und erfolglos für sechs Monate eingetreten war. »Da braucht man ja schon länger, um ein Bad renovieren zu lassen.«
»Ich weiß, und deshalb möchte ich auch, dass du uns von einigen Immobilienmaklern Angebote zu passenden Räumlichkeiten einholst, die zur Miete stehen. Wenn du etwas findest, kannst du mir das Material hierher schicken. Oder vielleicht ...« Sie musste jetzt ein Risiko eingehen: Überließ man Molly zu viel Verantwortung, dann übernahm sie den ganzen Laden. »... oder dir vielleicht einige davon für mich ansehen. Bitte, Molly. Ich weiß, dass es etwas unverschämt ist, dich darum zu bitten, aber ich kenne sonst niemanden, dem ich diese Aufgabe anvertrauen könnte.« Und der vor Ort lebt und dafür Zeit hat, fügte sie im Stillen hinzu.
»Also abgemacht.« Molly verbarg ihre Freude, indem sie das Handtuch faltete. »Was treibt Petal denn gerade? Wir wollen jetzt einen Spaziergang machen.«
Überrascht zog Thea die Augenbrauen hoch. Petal ging nie spazieren, außer in überdachten Einkaufszentren. Als Molly gegangen war, faltete sie das Geschirrhandtuch wieder auseinander, damit es trocknen konnte.
Thea sah die Besucher mit Bedauern scheiden. Sie hatte sie nicht eingeladen, aber trotzdem ließ sie sie nicht gern wieder fahren. Teils lag das daran, dass sie nicht allein mit Rory zurückbleiben wollte, teils an ihrer Frustration. Nachdem sie jetzt beschlossen hatte, eine Kunstgalerie zu eröffnen, wollte sie vor allem ihr irisches Idyll hinter sich lassen und ans Werk gehen, besonders, da sie so wenig Zeit zur Verfügung hatte.
Rory stand hinter ihr, als sie dem Wagen nachwinkten. »Nun, Thea?« Er drehte sie zu sich herum und legte ihr die Hände auf die Schultern.
Jetzt hieß es Farbe bekennen. »Rory, du bist einer der attraktivsten Männer, die ich jemals kennen gelernt habe«, begann sie. »Und ich muss völlig verrückt sein, nicht auf der Stelle mit dir zu
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