Sommernachtsgeflüster
kann.«
Thea wusste, was gegenständlich bedeutete, doch sie war über die neuesten Trends der zeitgenössischen Kunst nicht auf dem Laufenden. Etwas bescheiden, da dies doch jetzt ihr neuer Lebensinhalt werden sollte.
»Ich habe nur einen kleineren Platz im Flur frei«, fuhr Molly fort, ohne Theas leichte Panikattacke zu bemerken. »Am Ende der Reihe mit den Jagddrucken. Und dann noch einen in der Toilette im Erdgeschoss. Obwohl ich Rory gern helfen würde.«
»Weißt du, ich bin froh, dass du sie gut findest, selbst wenn du keins davon brauchen kannst«, gab Thea zurück.
Sie konnte Molly später in ihre großen Pläne einweihen, wenn sie mit Rory gesprochen hatte.
Es war schwierig, Rory allein zu erwischen. Beflügelt von der allgemeinen Begeisterung über seine Bilder, hatte er eine Flasche Paddy geöffnet. Obwohl nur Petal mit ihm trank, war es nicht einfach, irgendein ernstes Wort mit ihm zu reden.
Molly hatte in der Nähe eine Frühstückspension gefunden und verkündete, dass Petal und sie dorthin umziehen würden. »Das bedeutet, dass Thea nicht mehr in der Wanne zu schlafen braucht«, meinte sie und warf Thea dabei einen zweideutigen Blick zu. »Und ich habe dort ein Zimmer mit Bad. Wie steht's mit dir, Ben? Wäre es dir und Toby recht, hier zu bleiben?« Sie sprach nicht aus, dass Thea einen Anstandswauwau benötigte, aber es war klar, was sie beabsichtigte.
Ben sah zu Toby hinüber, der erklärte: »Ich möchte gern bei den Welpen bleiben.«
»Wenn Rory nichts dagegen hat, dann würde ich sagen, wir bleiben hier. Es ist ja nur für ein paar Tage. Wir wollen danach den Burren hinunterfahren.«
Rory, der bis vor kurzem das Leben eines Einsiedlers geführt hatte, erwies sich plötzlich als sehr gastfreundlich. Mit einer großzügigen Geste erwiderte er: »Ihr könnt gern bleiben. Ich möchte ohnehin mit Ihnen über meine Arbeiten sprechen.« Nachdem er seine Bilder jahrelang niemandem gezeigt hatte, wollte Rory jetzt am liebsten ständig über sie reden.
»Werdet Ihr in eurer Pension auch essen können?«, fragte Thea, deren praktische Ader sich durchsetzte. Sich darüber freuen, dass Ben und Toby blieben, konnte sie später noch. »Oder wollt ihr abends hier mit uns essen?«
»Sie bieten abends keine Mahlzeiten an«, erwiderte Molly. »Aber ich wollte heute Abend alle in den Pub einladen, damit du nicht zu kochen brauchst, Thea.« Es war natürlich auch möglich, dass Molly in den Kühlschrank geschaut und das Päckchen Minze entdeckt hatte, mit dem Thea die Spagettisoße würzen wollte. Sie stand nicht auf preiswerte Studentennahrung.
Thea nahm die Einladung dankbar an. Sie hatte es fertig gebracht, ihren Mietern zu entfliehen, zumindest den meisten davon, aber deren gewaltige Sammlung ständig schmutziger Tassen, Teller und Gläser schien sie nach Irland verfolgt zu haben.
»Also dann«, meinte Rory, immer noch in Partystimmung. »Ich fahre mit dem Boot raus. Wer will mitkommen?«
»Ich«, antwortete Thea. Sie wollte mit ihm reden, und sein Cottage war für ein Gespräch unter vier Augen zu klein.
Molly und Petal schüttelten sich gleichzeitig. Toby sah seinen Vater an, der irgendetwas von »Rettungswesten« murmelte. »Wir werden hier bleiben und uns um die Welpen kümmern.«
Toby seufzte resigniert.
»Fühlt euch wie zu Hause. Ich werde Thea die Seehunde zeigen.«
Rory war auf dem Wasser wie zu Hause, und schon bald fuhr das kleine Boot mit tapfer brummendem Außenborder auf eine bestimmte Insel zu. Thea hätte auch gern eine Rettungsweste gehabt, aber sie wusste, dass Rory sie für extrem ängstlich gehalten hätte, wenn sie das zugegeben hätte.
»Auf dieser Insel dort gibt es immer Seehunde.« Rory deutete nach vorn auf ein Stückchen Land, das bis auf ein paar Felsen völlig leer zu sein schien. »Siehst du? Diese dunklen Gestalten?«
Als sie näher kamen, konnte Thea fasziniert beobachten, wie diese Gestalten eine nach der anderen ins Meer glitten und auf sie zugeschwommen kamen, als hätten sie sie warnen wollen, noch näher an die Insel heranzufahren. Jeder der Seehunde war anders gezeichnet, und ihre großen, feuchten Augen glänzten merkwürdig in den runden Gesichtern. Nur ein alter Pascha, vernarbt und ledrig, machte sich nicht die Mühe, seinen Platz in der Sonne zu verlassen. Menschen in Booten hatte er nicht zu fürchten, vor allem, wenn es keine Fischer waren.
Nachdem sie ihre Beobachtungen so lange fortgesetzt hatten, bis alle Seehunde schließlich gelangweilt
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