Sommernachtsgeflüster
noch rechtzeitig ein, dass es besser war, Molly nicht zu erwähnen. Da er wusste, dass Molly genug Geld besaß, würde er denken, es sei gleich, ob sie, Thea, das Darlehen jemals zurückzahlte oder nicht. »Ich habe den ganzen Tag damit zugebracht, Teppiche herauszureißen, Böden zu putzen und eben alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit es die schönste Kunstgalerie im ganzen Südwesten wird, und du meinst, dass vielleicht ›nichts daraus wird‹?«
Rory seufzte. »Jesses, Thea, du weißt wirklich, wie man jemanden herunterputzt.«
»Ich putze dich nicht herunter. Ich sage es dir so, wie es ist. Und ich hoffe, dass du auch nicht im Entferntesten daran denkst, unsere Vereinbarung nicht einzuhalten.« Sie setzte ihre beste Pensionswirtinnenmiene auf und lächelte dann. »Es waren deine Bilder, die mich auf die Idee gebracht haben. Deine Bilder, die in mir den Wunsch geweckt haben, so etwas aufzuziehen.«
Rory stand auf, schob sich an den Stühlen vorbei und umarmte Thea. Aus seiner Umarmung wurde ein Kuss, zuerst recht keusch, aber dann öffnete er ihr den Mund mit seinen Lippen und küsste sie richtig.
Thea blieb nicht unbeteiligt. Er küsste wunderbar, seine Arme waren fest und tröstlich, und sie war müde, leicht angetrunken und immer noch verärgert. Es war schön, festgehalten und geküsst zu werden, auch wenn der Mann, der sie da küsste, der Grund ihres Ärgers war.
Er schob eine Hand unter ihre Bluse und massierte sie sanft an Taille und Rücken. »Komm mit mir ins Bett.«
Thea kehrte wieder in die Wirklichkeit zurück. »Nein. Du bist ein Künstler. Ein verdammt guter, aber ich will trotzdem nicht mit dir schlafen.« Sie versuchte, sich loszumachen, doch er ließ sie nicht. »Kennst du denn gar keine Moral?«
»Die habe ich in meinem anderen Mantel stecken. Du bist so wunderbar, Thea, und ich sehne mich so nach dir. Schenk mir eine Nacht in deinen Armen, dann nehme ich die Welpen mit zurück nach Irland und lass meine Familie Familie sein.« Er wurde immer zudringlicher, seine Hände waren plötzlich überall, und seine Finger streichelten die Haut unter dem Bund ihrer Jeans.
Diesmal löste Thea sich entschlossener aus seiner Umarmung. »Rory! Setz dich!«
Lara, die die Possen ihres Herrn mit Interesse beobachtet hatte, machte gehorsam Sitz. Rory sah so aus, als wäre er weniger dazu bereit. »Ich warne dich.«
Er seufzte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Na, komm schon, das ist doch ein faires Angebot, oder nicht? Du meintest doch, du hättest keine Zeit, dich um die Welpen zu kümmern. Schlaf mit mir, und ich nehme sie wieder mit.«
Thea musterte ihn. Irgendetwas an dieser Situation war nicht das, was es zu sein schien. Sie traute ihm nicht im Mindesten über den Weg - er würde bestimmt mit ihr schlafen, wahrscheinlich gleich mehrmals, und dann in seinen Landrover steigen und in Richtung London verschwinden, und sie würde trotzdem mit Lara und den Welpen dastehen. Aber dass er versuchte, sie ins Bett zu locken, war nicht das, was sie störte. Irgendetwas an seiner Fahrt nach London klang merkwürdig.
Sie lächelte ihn freundlich an. »Fahr du nach London und triff dich dort mit all deinen reichen Tanten, die dir vielleicht einmal Geld vererben. Aber glaube nicht, dass ich deine Tiere für immer behalte. Ich möchte, dass du rechtzeitig zur Vernissage zurück bist.«
Er runzelte die Stirn. »Ich eigne mich nicht besonders für Vernissagen. Denk doch daran, was beim letzten Mal passiert ist. Die Kritiker zerreißen meine Arbeit vielleicht wieder in der Luft.«
»Nein, das werden sie nicht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es nicht, aber ich glaube es. Deine Bilder sind das Beste und Aufregendste, was ich seit längerem gesehen habe. Und Ben ist der gleichen Meinung«, fügte sie schnell hinzu, bevor ihm einfiel, dass sie wahrscheinlich in letzter Zeit nicht sehr viel moderne Kunst zu Gesicht bekommen hatte. »Er glaubt, dass du etwas ganz Besonderes bist -jedenfalls herausragend genug, dass es sich für mich lohnt, eine Hypothek auf mein Haus aufzunehmen, um die Galerie zu finanzieren.«
»Wie meinst du? Jesus, das hast du doch nicht getan?«
Thea hatte nicht vor, Rory zu hintergehen, und sie hatte bis jetzt nichts als einen leisen Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmte; trotzdem meinte sie, ihn in der Überzeugung bestärken zu müssen, dass seine Bilder große Opfer wert waren und dass sie, Thea, diese Opfer brachte. Dass sie ihr Haus tatsächlich noch
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