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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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nicht beliehen hatte, war, technisch gesehen, nur von untergeordneter Bedeutung. »Er glaubt, deine Bilder sind es wert, dass ich meinen Lebensunterhalt opfere, um einen angemessenen Rahmen für ihre Ausstellung zu schaffen. Und du musst wissen, dass seine Meinung von der Fachwelt sehr geschätzt wird.«
    Rory wirkte etwas beklommen, obwohl das auch an dem harten Küchenstuhl liegen konnte, auf dem er saß. »Du bist eine wundervolle Frau, und ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du für mich getan hast.«
    Das klang in Theas Ohren, als wollte er sich von ihr verabschieden, aber sie brachte dennoch ein angemessen bescheidenes Lächeln zu Stande. »Du bist der Künstler.«
    Er nickte. »Du hast nicht vielleicht diese Dias hier, die du mitgenommen hast?«
    Thea schüttelte in heimlicher Schadenfreude den Kopf. »Es tut mir furchtbar Leid, aber Molly hat sie eingeschickt, um Kunstpostkarten drucken zu lassen. Das braucht seine Zeit, weißt du?« Die Lügen kamen ihr leicht von den Lippen - eigentlich waren es ja auch nur Halbwahrheiten. Sie wollten einige Kunstpostkarten drucken lassen, und das dauerte wahrscheinlich Ewigkeiten. Allerdings sollte der Punkt jetzt schnell auf die Liste der zu erledigenden Dinge gesetzt werden.
    »Oh. Das trifft sich nicht besonders günstig.«
    »Wieso? Wolltest du deinen Tanten deine Bilder zeigen? Das hättest du mir früher erzählen sollen, dann hätte ich dir noch eine Serie Dias gemacht.«
    »Wie lange würde das dauern?«
    Thea zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Wie lange wirst du in London bleiben?«
    »Ich hatte vor, einen Monat zu bleiben.«
    »Einen Monat? Das ist nicht viel weniger Zeit, als du mir gegeben hast, um aus dem Nichts eine Galerie aufzubauen. Für einen Urlaub ist das zu lang, Rory. Du kannst vierzehn Tage bleiben, höchstens, sonst ...« - sie nahm eins der schwarz-weißen Flaumbällchen auf - »... sind die Welpen dran.«
    Er lachte. »Du bist ein harter Brocken, Thea. Habe ich dir das schon mal gesagt?«
 
    Lara lag vor dem Rayburn und nahm fast die gesamte Breite der Küche in Anspruch. Sie blickte resigniert auf einen Punkt unter der Spüle, während ihre Welpen fröhlich schmatzend saugten. Der Kümmerling war immer noch viel kleiner als die anderen, aber er saugte jetzt kräftig und schien ebenso agil zu sein wie seine Wurfgeschwister. Thea war so müde, dass sie sich am liebsten gleich neben Lara auf den Boden gelegt und geschlafen hätte. Sie entschied, dass es den Welpen im Augenblick bei ihrer Mutter gut genug ging. Falls sie Zusatzkost brauchten, hatte das bis morgen früh Zeit. Lara war mit einem Napf Wasser versorgt und lag inzwischen auf einer alten Steppdecke statt auf den bloßen Steinfliesen. Sie schien ganz zufrieden zu sein, obwohl ihr Herrchen sie verlassen hatte. Lara war wie ein Kind, das sich daran gewöhnt hatte, an merkwürdigen Orten abgestellt zu werden. Sie machte es sich einfach gemütlich und tat, was zu tun war, so ähnlich, wie Toby es gehalten hatte.
    An der Küchentür drehte Thea sich um. Es war besser, ihren Mietern einen Zettel hinzulegen, damit sie keine Anfälle bekamen, wenn sie Lara und die Welpen unvorbereitet entdeckten. Denn sie würden bestimmt genug Lärm machen, um sie aufzuwecken. Nachdem das erledigt war, schleppte sie sich die Treppe hinauf und dachte an Ben. Wie hätte sie reagiert, wenn er ihr außergewöhnliche Versprechungen für eine Nacht in ihren Armen gemacht hätte? Es war etwas deprimierend, sich eingestehen zu müssen, dass er ihr gar nichts hätte anzubieten brauchen - außer der Nacht in seinen Armen. Und dabei kannte sie ihn nicht so gut, wie sie Rory kannte.
    Unmittelbar vor dem Einschlafen ging Thea durch den Kopf, dass Rory ihr nicht einmal seine Adresse in London hinterlassen hatte. »Es ist bestimmt alles in Ordnung«, murmelte sie in ihr Kopfkissen. »Wahrscheinlich besucht er wirklich bloß seine Tanten.«
 
    Am nächsten Morgen stand Thea sehr früh auf. Die Welpen tapsten überall herum, während sie Lara in den winzigen Garten führte, in den man über eine ziemlich enge Steintreppe gelangte. Lara bewältigte sie leicht, hockte sich hin und sorgte dann dafür, dass Thea Rory im Geist wütende Botschaften sandte. Wie konnte er ihr einen Hund mit Welpen dalassen, der Haufen hinterließ, die einem Elefanten alle Ehre gemacht hätten? Sie lebte in der Stadt, um Himmels willen! Mit zusammengebissenen Zähnen und angehaltenem Atem suchte Thea in ihrem Geräteschuppen nach einer

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