Sommernachtsgeflüster
abschleifen. Du musst jemanden kommen lassen, der das für dich erledigt. Sonst wird es Ewigkeiten dauern. Darauf muss ich nun wirklich bestehen!«
»Aber ich habe mir schon die Maschine reservieren lassen, und zwar für heute.« Thea war natürlich keineswegs erpicht darauf, sich von der großen und lärmenden Maschine umherschleifen zu lassen, aber sie war entschlossen, die Galerie auf die preisgünstigste Weise zu renovieren, und das bedeutete eben, alles selbst zu machen.
»Überlass das nur mir. Ich werde jemanden finden, der diese Arbeit erledigt.«
»Molly, wen immer du findest - wir werden ihn bezahlen müssen. Wenn ich mich darum kümmere, kostet es nichts.«
»Thea, ich habe dir doch gesagt, dass ich die Galerie gern finanziere. Derek ist das auch sehr recht. Wir haben einen bestimmten Betrag dafür zur Verfügung gestellt, und du hast noch nicht einmal ein Drittel davon ausgegeben. Spar deine Energie und deine Begabung für Dinge, die nur du erledigen kannst. Ich habe übrigens der Spedition ein bisschen Dampf gemacht. Die Bilder sollten übermorgen ankommen. Du kannst dir schon mal überlegen, wo wir sie lagern.«
Thea stieß einen noch tieferen Seufzer aus als gewöhnlich. Manchmal war es ganz schön, herumkommandiert zu werden. »Die meisten davon sollten in das kleine Schlafzimmer in der Galerie passen, und der Rest kommt in den Durchgang.«
»Gut«, meinte Molly. »Dann kannst du auch nicht mehr dort schlafen.«
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Kapitel 13
D er Boden war abgeschliffen, und die Bilder waren angekommen (nach wenigstens einem Dutzend Nachfragen nach ihrem Verbleib). Aber der Boden musste jetzt gestrichen werden, und Thea war fest entschlossen, diese Aufgabe niemandem zu überlassen. Sie war mit der Arbeit von Mollys »kleinem Kerl«, der das Abschleifen übernommen hatte, nicht zufrieden gewesen und hatte Molly gesagt: »Ich will verdammt sein, wenn ich noch einmal jemanden bezahle, um eine Arbeit schlecht zu machen, die ich genauso schlecht machen kann, ohne dass es einen Pfennig kostet.«
Sie hatte sich schnell trocknenden Lack auf Wasserbasis ausgesucht, der sie nicht mit seinen Dämpfen vergiften würde. Und sie hatte vor, den ganzen Abend und vielleicht einen Teil der Nacht darauf zu verwenden, eine Schicht Farbe nach der anderen aufzutragen - bis der Boden einem Glasschneider widerstehen könnte, sodass ihm das Scharren und Kratzen hunderter Paare Schuhe schon gar nichts ausmachen würde.
Sie hatte Lara und die Welpen mitgenommen, da zu Hause niemand war, der nach ihnen sehen konnte. Das war eine Premiere, denn bisher war immer jemand da gewesen, der sie gefüttert und ihre Zeitungen gewechselt hatte.
Thea hatte außerdem einen Schlafsack und ein Kissen in der Galerie deponiert, nur für den Fall, dass sie für die Rückfahrt zu müde sein sollte. Mit Lara und den Welpen als Schutz, einem Radio zur Unterhaltung und einem kleinen Vorrat von Leckereien für die gute Laune fühlte sie sich für einen Lackiermarathon ausreichend gerüstet.
Molly hatte angeboten, ihr zu helfen, und erklärt, es mache ihr nichts aus, sich die Hände schmutzig zu machen. Aber da Thea wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach und dieser Vorschlag nur einem Pflichtgefühl entsprungen war, lehnte sie ab. Molly erwies sich als wahrer Segen. Ihre bestimmende Art - ihre »Managerqualitäten«, wie Thea sie nun aus diplomatischen Gründen nannte - hatte sich als sehr nützlich erwiesen. Wenn es darauf ankam, Anzeigenvertreter von Zeitschriften dazu zu bringen, ihre Anzeigen auch nach Annahmeschluss noch zu akzeptieren, hart gesottenen, schweigsamen Typen wichtige Namen und Adressen zu entlocken oder dem Elektriker die Hölle heiß zu machen, nachdem Thea sich vergebens darum bemüht hatte, dann musste Molly an die Front. Sie war völlig hemmungslos, wenn es darum ging, andere zu Werbezwecken anzusprechen, und sie überzeugte mehrere große Firmen am Ort davon, ihre Broschüre mitzufinanzieren. Als Gegenleistung wurden deren Namen ziemlich klein auf der Rückseite abgedruckt. So weit waren sie und Thea gut miteinander ausgekommen. Irgendwann fragte Molly sie dann, was sie denn »nach Rory« ausstellen wolle. Bis zu diesem Moment hatte Thea noch nicht über die Zeit »nach Rory« nachgedacht. Sie hatte sich ganz darauf konzentriert, die Galerie einzurichten und seine Bilder zu bekommen. Aber Molly hatte völlig Recht. Rory war nur der Anfang, und außerdem war ihr
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