Sommernachtsgeflüster
sie hören wollen, und es gibt jetzt auch nichts mehr für sie zu tun, außer anzustreichen. Dass sie anstreichen, möchte ich jedoch nicht - es sind Kunststudenten.«
Mollys Kombi reichte für Petal, die Musikanlage und die vier Studenten. Thea sah, wie sie wild winkend am Fenster vorbeifuhren, und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Es waren wirklich nette Jungen und Mädchen. Zwei davon wohnten bei ihr, einer war Petals Freund und ein Mädchen gehörte zu einem ihrer Mieter. Trotzdem: Thea hatte zunächst einmal genug von junger Gesellschaft. Sie wollte jetzt den Laden für sich haben und brauchte etwas Ruhe, um zu einer groben Vorstellung zu kommen, wie lange es dauern würde, die Räume in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Bei voll aufgedrehten Bässen wäre ihr das nicht möglich gewesen.
Der Teppichboden war entfernt, der Boden darunter geputzt, aber in schlechtem Zustand. Er würde abgezogen werden müssen. Und danach würde er viele Schichten Farbe benötigen. Sie musste einen Lack besorgen, der schnell trocknete.
Im Untergeschoss hatten sie festgestellt, dass der Teppichboden geklebt und der Kleber nur durch mühselige Arbeit mit dem Spachtel zu entfernen war. Da Thea schon oben tagelanges Streichen des Bodens bevorstand, beschloss sie, sich für den Boden des Untergeschosses etwas anderes auszudenken.
Als sie jetzt allein war, streifte sie umher und erkundete ihr Revier. Sie hatte immer noch ein gutes Gefühl. Die Räume wirkten nach wie vor groß und hell, sogar noch heller, nachdem der Teppichboden entfernt war, und zu ihrer Überraschung hatte sie schon ganz das Gefühl, dass der Laden ihr gehörte und sie gern allein darin verweilte.
Sie ging hinunter in die Küche und setzte in dem Kessel, den Molly gestiftet hatte, etwas Wasser für eine Tasse Tee auf. Während sie wartete, bis das Wasser kochte, sah sie in die Schränke und stieß auf eine Tür, hinter die sie bisher noch nicht geschaut hatte. Sie führte in einen kleinen Raum mit einem Fenster, der aber zu klein war, um ihn als Ausstellungsraum zu benutzen. Eigentlich wirkte der Raum wie ein Schlafzimmer. Dann bemerkte sie das Waschbecken in der Ecke - es war tatsächlich ein Schlafzimmer! Was es hier sollte, hinter der Küche, konnte sie sich nicht erklären, aber es war vielleicht ganz nützlich - wenn es wirklich hart auf hart kam, konnte sie ihr eigenes Zimmer zu Hause vermieten und hier wohnen.
Thea breitete die Pläne des Ladenlokals auf dem Küchentisch aus. Sie waren ihr mit dem Schlüssel ausgehändigt worden. Tatsächlich war hinter der Küche dieses kleine Zimmer eingezeichnet. Thea beschloss, das nächste Mal einen Schlafsack und ein Kissen mitzubringen. Am Ende eines langen Tages kam ihr der Weg nach Cheltenham doch ziemlich weit vor, und es würde viele, viele lange Tage geben. Im Augenblick allerdings hätte sie, selbst wenn Schlafsack und Kissen schon bereitgelegen hätten, der Wunsch nach einem heißen Bad bestimmt nach Hause gelockt.
Zu ihrem Ärger, allerdings kaum zu ihrer Überraschung, hatten die Studenten zu Hause alles heiße Wasser verbraucht; der Heißwasserbehälter war kalt. Petal kam gerade aus dem Bad - rosig, glänzend und sauber. »Dass ihr es wirklich fertig gebracht habt, jeden Tropfen heißes Wasser zu verbrauchen«, raunzte Thea sie an.
Gewöhnlich nahm sie solche kleinen Enttäuschungen sehr viel gelassener hin, und prompt war Petal beleidigt. »Oh, tut mir Leid. Daran haben wir gar nicht gedacht. Wir waren alle müde und wollten baden.«
»Ja, das wollte ich auch!«
Der scharfe Ton sah der pflegeleichten Thea so wenig ähnlich, dass Petal sogar versuchte, sie zu besänftigen. »Wir haben uns eine Flasche Rotwein von dir ausgeborgt. Möchtest du ein Glas?«
Thea seufzte. Eigentlich stand ihr der Sinn eher nach einem Glas Whiskey pur, so wie Rory ihn servierte, aber noch lieber hätte sie sich den Schmutz vom Körper gewaschen. »Später vielleicht. Hast du das Wasser abgelassen? Aus der Wanne?«
»Ähm... Nein. Ich wollte sie gerade putzen.«
So, so, dachte Thea. Petal trug ein sehr knappes Top und ein Paar enger, schwarzer Hüfthosen. Keine Kluft, um sich mit Schwamm und Reinigungsmittel über eine Wanne herzumachen. Außerdem war ihr Haar noch nass, und Petal setzte klare Prioritäten.
»Dann steige ich jetzt schnell in die Wanne.«
Petal erschauderte bei dem bloßen Gedanken.
Thea seufzte und bemerkte, um Petal von dieser schrecklichen Vorstellung abzulenken: »Danke dafür, dass du
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