Sommernachtsgeflüster
Spülbürste aus Lurex, ein Plastikgoldfisch in der Spülmittelflasche und am Herd Drehknöpfe aus Zuckerguss. Sie suchte nach irgendeinem Schildchen oder etwas anderem, das ihr verraten hätte, wer der Künstler war, als ein großes, elegantes und sehr hübsches Mädchen zu ihr trat.
»Ist das Ihre Installation?«, fragte Thea. »Ich finde sie toll! Ich würde sie gern in meiner Galerie ausstellen.«
Das große, elegante, hübsche Mädchen fiel Thea um den Hals.
Seelisch gestärkt sah Thea sich den Rest der Ausstellung an. Was sie nicht ebenso stark bewegte wie diese Barbieküche, so nahm sie sich vor, würde sie links liegen lassen. Mit allem, was sie ausstellte, musste sie eine Leidenschaft verbinden. Nicht dass ihr alle Arbeiten gleich gut gefallen mussten, aber sie sollte jede bewundern und wirklich davon überzeugt sein, dass sie gut war.
Auf der Heimfahrt schlief sie. Ihre Ausbeute war eine ganze Tasche voller Kunstpostkarten, Visitenkarten und Adressen, außerdem drei Rollen belichteten Films. Es war viel mehr, als sie von nur einer Kunstakademie gebrauchen konnte, doch sie wollte beim ersten Mal aus dem Vollen schöpfen können.
Sie schlief, weil sie sehr müde war und sich so der Notwendigkeit entziehen konnte, mit Ben über das zu sprechen, was sie gesehen und ausgewählt hatte. Noch am Morgen hatte sie sich gewünscht, dass er sie begleitete und die Verantwortung für die Auswahl übernahm. Jetzt wollte sie nur, dass er ihre Auswahl nicht kritisierte. Wenn sie alles beisammen hatte, würde sie es ihm vielleicht zeigen. Vielleicht aber auch nicht.
Zwei Tage später, als er sie in die Gegend nördlich von Leeds mitnahm, gab Ben einen Kommentar zu ihrer Zurückhaltung ab: »Zuerst wollten Sie, dass ich Sie begleite und Händchen halte. Jetzt möchten Sie mir nicht einmal mehr erzählen, was Sie gesehen haben.«
»Nachdem ich erst einmal begriffen hatte, dass Sie mit Ihrer Meinung, ich müsste selbst entscheiden, ganz richtig liegen, wollte ich mein Urteil nicht mehr von der Meinung eines anderen trüben lassen.« Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich ab, damit er sie nicht lächeln sah. Das sollte ihm eine Lehre sein!
Ihre letzte Fahrt führte sie nach Cornwall. Ben hatte die Nacht bei Derek und Molly verbracht und holte Thea sehr früh morgens ab. »Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass Sie schon fertig sind«, bekannte er, als Thea gekämmt, geschminkt und fahrbereit erschien. »Ich dachte, keine Frau würde es schaffen, sich in weniger als zwei Stunden anzuziehen.«
Thea warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Sie kennen nicht viele Frauen, Ben, oder? Sie waren doch auch in Irland. Haben Sie nicht bemerkt, dass ich nur außerordentlich wenig Zeit im Bad zugebracht habe?«
»Tut mir Leid - ich dachte, das hätte daran gelegen, dass Sie es sich mit Molly und Petal teilen mussten. Bitte sehen Sie mir meine Mutmaßung nach.« Er sah sie an. »Zwei Stunden oder zehn Minuten, das Ergebnis ist jedenfalls ... bezaubernd.«
Gut, es war eine Art Kompliment, aber: »bezaubernd«? Hätte er nicht sagen können: »umwerfend«, oder: »hinreißend« - irgendetwas, das ihr bestätigte, dass sie sexy aussah? Später kam sie zu dem Schluss, dass er ihr dieses Kompliment nur aus Höflichkeit gemacht hatte und sie in Wirklichkeit noch nicht einmal »bezaubernd« war.
Nur eines war wirklich dumm: dass Ben, obwohl er sich so frustrierend abgehoben und entrückt gab, dadurch nicht ein Jota weniger attraktiv wirkte. Im Gegenteil, jedes Mal, wenn sie sich einen schnellen Blick gestattete, sah er noch besser aus als zuvor.
Am Ende ihrer drei Streifzüge in die Welt der Kunst hatte Thea einen dicken Ordner mit Kontakten, Namen und Adressen beisammen. Dazu die Dias der Künstler, ihre eigenen Dias, Kataloge und Kunstpostkarten. Sofort nach Eröffnung von Rorys Ausstellung würde sie daraus eine Auswahl treffen, vielleicht sogar schon früher. Und dann würde Molly den angehenden Künstlern erklären müssen, dass sie eine kleine Gebühr für das Privileg entrichten mussten, ihre Werke an einem wirklich schönen Platz auszustellen.
Sie war Ben sehr dankbar, dass er sie mit über Land genommen hatte. »Es wäre wirklich schwierig für mich gewesen, allein zu diesen Akademien zu kommen, da meine Zeit so knapp ist. Ich möchte deshalb, dass Sie diese Flasche Wein als kleines Dankeschön annehmen.« Sie merkte, dass sie so klang wie bei einer öffentlichen Versammlung, und fügte hinzu: »Derek hat sie
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