Sommernachtszauber (German Edition)
begann, Strähne um Strähne anzutoupieren.
»Autsch. Kannst du das etwas sanfter machen?«, maulte Caroline, doch Mia ignorierte sie.
»Johannes heißt er also. Schön. Ein bisschen altmodisch, aber schön.«
Mia entging nicht, dass Caroline wieder rot wurde. Altmodisch. Kein Wunder. Leichenfledderei war das, was Caroline da machte, nichts anderes! Wenn es denn stimmte, was Ben ihr erzählt hatte. Aber es klang ganz danach. Verrückt, aber Mia hatte es ihm sofort geglaubt und Caros Geheimniskrämerei bestätigte das nur.
»Also, wie oft siehst du ihn?«, bohrte Mia nach.
»Jeden Abend eigentlich.«
»Jeden Abend? Wie schaffst du das denn?
Nach
den Proben noch?«
»Hm, ja.«
»Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Habt ihr schon … ich meine, hast du schon mit ihm geschlafen?«, fragte sie. »Kopf hoch jetzt. Der Scheitel muss exakt sein, Puppe.«
Ehe Caroline gehorchte, sagte sie: »Nein, nein. Das hat noch Zeit.«
»Was macht ihr denn dann miteinander, wenn ihr euch seht? Sex ist Macht.«
Caroline wartete geduldig ab, bis Mia sich durch ihre dunkle Mähne gekämmt hatte. »Kein Sex ist auch Macht. Es schadet gar nichts, einen Typen warten zu lassen. Außerdem geht es mir nicht um Kontrolle, sondern darum, mit ihm zusammen zu sein. Wir reden, wir lachen. Er weiß sehr viel über das Theaterleben und ist selber ein sehr begabter Schauspieler. Wir
lieben
uns, Mia. Ich habe so etwas noch nie erlebt, um ehrlich zu sein.«
»Das klingt schön«, sagte Mia leise und schluckte ihre Galle hinunter. Sie wollte Caroline nicht nur den Scheitel ziehen, sondern ihr auch den Hals umdrehen. Wie verdammt überheblich wollte sie noch werden?
»Habe ich ihn schon mal auf der Bühne gesehen? Johannes – und wie weiter?« fragte sie.
»Ich glaube kaum.« Caroline knuffte sie in die Seite. »Jetzt hör auf zu bohren, Spürnase. Du wirst schon noch alles erfahren, okay? Erzähl mir lieber von deiner Romanze mit Karl Graf. Was gefällt dir an ihm?«
»Hm. Er ist – geheimnisvoll. Und sehr sexy.«
»Sexy. Ist es denn eine Romanze oder eine Affäre? Wenn du sagst, er hilft dir sehr … das brauchst du doch gar nicht, oder? Du hast doch Talent und Beziehungen genug. Um nach oben zu kommen, musst du doch mit niemandem ins Bett steigen.«
Mia sagte missmutig: »Das glaubst du. Nun, dann haben wir eben eine Affäre. Und jeder hat Hilfe nötig. Du ja auch, von deinem
Mystery Lover.«
»Touché.
Aber will er sich denn nun von Mickey Hansen trennen?«
»Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Außerdem versucht Mickey gerade, schwanger zu werden. Mit IVF und so.«
Carolines Ernst und ihre Fragen machten die Diskussion nicht so spannend, wie Mia es sich vorgestellt hatte. Jetzt sah Caroline sie empört an.
»So ein Schwein. Rennt scheinheilig mit seiner Partnerin ins Krankenhaus und trifft sich danach mit dir. Mia, hör damit auf, das führt doch zu nichts!« Sie fasste Mia fest ans Handgelenk. »Das ist kein Spiel. Und wenn jemand verliert, dann du.«
»Er ist aber klasse im Bett«, grinste Mia in dem Versuch, die Diskussion auf eine andere Ebene zu ziehen. Irgendwo tief drinnen berührte sie Carolines Sorge um sie. Was war nur schiefgelaufen zwischen ihnen? Sie waren doch unzertrennlich gewesen. Caroline packte sie noch fester am Arm.
»Das interessiert mich nicht. Noch mal: Da kriegst du nur die Krumen, die vom Tisch fallen. Und verschwendest deine Zeit. Dazu bist du dir zu gut, damit das klar ist!«
Mia zuckte nur mit den Schultern. »Jedem das Seine, okay? Kann ja nicht jeder die tiefste und romantischste Liebe der Welt erleben, jeden Abend wieder.«
Caroline sagte leise: »Ich denke doch nur an dich. Du sollst dich nicht erniedrigen, und ich will auch nicht, dass dir dieser Macho wehtut.«
Mia schwieg. Caroline sollte ruhig die hehre Freundin spielen, nachdem sie ihr weggenommen hatte, was wegzunehmen war. Carolines Geheimnistuerei war ein Eingeständnis dessen, was Ben gesehen hatte. Es stimmte. Caroline wurde von einem Geist gecoacht. Und mehr!
Ohne ihn kann ich nicht sein.
Mia sah Caroline an, die ihren Blick mit brennendem Ernst erwiderte.
»Versprich mir, dass du diese Geschichte mit Karl Graf beendest. Das kann nur böse ausgehen. Für alle Beteiligten. Bitte.«
Mia zuckte wieder nur die Schultern. »Was auch immer. Mal sehen. Also, was hältst du von deinen Haaren? Oder lieber doch Mittelscheitel und mehr toupieren? Oder tiefer Seitenscheitel, mit Haaren vor dem einen Auge? Auf jeden Fall
Weitere Kostenlose Bücher