Sommernachtszauber (German Edition)
einmal hatte, wurde es nie mehr los. Selbst wenn es nur als bittersüße Erinnerung an das blieb, was vielleicht einmal möglich gewesen wäre, aber nicht mehr war.
Was, wenn er nie wiederkam?
Plötzlich war er da. So plötzlich, dass Caroline erschrocken zurückfuhr. Dann lachte sie auf. In dem Laut lag all ihre Hoffnung und ihre Erleichterung, aber auch Angst und Unsicherheit vor dem, was kommen konnte. Johannes hörte das. Es rührte ihn – nein, berührte ihn, auch wenn er das nicht zeigen wollte. Sie war davongelaufen.
»Johannes!«, sagte sie rau, verharrte aber auf der Bühne.
»Ja«, antwortete er ernst, als er zu ihr kam. Zu ihr, wo er schon seit drei Tagen gewesen war, ohne sich bemerkbar zu machen. Wo sonst sollte er sein als neben ihr, dachte er schmerzerfüllt. Da gehörte er doch hin, das wusste er nun. Wie er noch nie zu einem anderen Menschen gehört hatte. Er hatte versucht, sich von ihr fernzuhalten. Sich zu befreien von seinen Gedanken an sie, seiner Liebe für sie.
Doch je mehr er es versuchte, umso mehr scheiterte er daran. Sie war in diesen drei Tagen Wunde und Heilmittel zugleich gewesen. Wie sollte er je wieder ohne sie sein, was nun auch geschah? Er hatte überreagiert, ihr misstraut. Und er hatte einmal mehr geschwiegen, Idiot, der er war. Nein, er hatte nicht schnell genug gesprochen. Vielleicht stimmte der Glaube an ein ewiges Rad der Wiedergeburt. Möglicherweise wurde man immer wieder auf dieses Rad gespannt und machte denselben Fehler jedes Mal von Neuem, bis man kapierte, worum es ging. Denselben Fehler, immer wieder – als ob die Auswahl nicht groß genug war.
Es ist doch nur ein Spiel, Onkel Georg. Nur ein Spiel …
Caroline schlug sich kurz die Hand vor den Mund. Ihre großen braunen Augen schwammen in Tränen, und er ballte die Fäuste, um sie nicht sofort an sich zu reißen, sie nach oben zu entführen, hin zu Lachen und zur Liebe und sie nie wieder loszulassen. Die Stärke seiner Gefühle entsetzte ihn fast. Gab es so etwas denn? Ja, so etwas gab es. Wie hatte er erlauben können, dass sie sich so stritten? Wie hatte er so dumm und stolz sein können?
»Oh, Johannes!«, sagte sie und lachte unter Tränen auf. Ihr Gesicht glühte.
Sie streckte die Hände nach ihm aus, und ihr Mut und ihre Freiheit, mit der sie ihre Gefühle zeigte, ließen etwas heiß in ihm aufsteigen. Eine Hitze, die er lange schon vergessen geglaubt hatte. Er fasste ihre Hände und presste sie an seine Brust.
»Ich bin immer da, Caroline. Immer. Wie schön du aussiehst. Wie eine Prinzessin.«
Sie sah an dem Kleid hinab und schüttelte den Kopf. »Ach, das ist doch alles unwichtig … Ich konnte gar nicht schnell genug zu dir kommen!«
Ihm wurde noch wärmer in seinem Inneren. Wie schön es war, dass sie ihr Herz so auf ihrer Zunge trug nach dem, was vor zwei Tagen, 23 Stunden und 15 Minuten geschehen war. Wie mutig sie war und um wie viel schöner sie dieser Mut machte. Schöner als irgendein Kleid dieser Welt! Er wollte und konnte es ihr nicht schwer machen, denn alles an ihm zog ihn zu ihr. Wer wusste, wie viel Zeit ihnen noch blieb! Gewann er sie, verlor er sie. So schrecklich einfach war das. Dieser tödlichen Gleichung konnte er nur so viel Gegenwart wie möglich entgegensetzen.
Ihre Finger schlangen sich um die seinen und er zog Caroline an sich. Sie seufzte leise, als ihre Lippen miteinander verschmolzen, oder war es seine eigene Sehnsucht nach ihr, die ihn täuschte? Er zog sie enger an sich und spürte, wie ihr Kuss zu einer Brücke zwischen ihren Welten wurde. Die Erde hörte auf, sich zu drehen. Caroline klammerte sich an ihn, als fiele sie gleich in Ohnmacht. Ihre Lippen gehörten zusammen, er sog sie in sich ein, tiefer und immer inniger.
Er spürte ihren raschen Atem und fühlte die Hitze geradezu, die sich nun in ihr ausbreitete und bis zu ihm drang. Der Augenblick währte einen Herzschlag lang – er währte eine Ewigkeit. So fühlte sich nur eines an: Vollkommenheit.
Dann, endlich, hob er widerstrebend seinen Kopf und sagte leise: »Danke, dass du gekommen bist. Und verzeih bitte, dass ich so ein Esel war. Ich war noch nie zuvor eifersüchtig, Caroline. Aber du hast mir beigebracht, was Eifersucht heißt. Die letzten drei Tage und Nächte waren die längsten und schrecklichsten meines ganzen Daseins hier! Ich denke nur noch an dich.«
Wie sehr er diese Worte fürchtete – doch er musste sie sagen, auch wenn er wusste, was sie bedeuteten.
»Nun sind sie vorbei, diese drei
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