Sommernachtszauber (German Edition)
das Geisterlicht hoch über unseren Köpfen brannte. Dann war Markttag in Verona …« Er brach ab und biss sich auf die Lippen.
»Aber es war eben nicht die Garderobenhilfe, die gelauscht hatte, nicht wahr?«
»Nein. Es war Judith.«
»Und dann hat sie dich getötet. Als Strafe für deinen Verrat«, flüsterte Caroline und ihre Stimme drang brüchig und wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
Johannes stützte sich auf seinen Ellenbogen. Jedes Wort schmerzte in seiner Kehle. So nahm er ihre Finger, die nun schlaff auf ihrer Brust lagen, und küsste sie zärtlich, ehe er sagte: »Aber, Caroline, du begehst denselben Fehler wie Judith.«
»Nämlich?« Ihre Augen waren dunkel vor Schmerz. Als er sprach, zerbrach er beinahe unter dem Gewicht des Geheimnisses, das er so lange schon mit sich trug.
»Wer sagt denn, dass ich sie verraten wollte? Niemals. Doch Judith ließ mir keine Zeit, mit ihr zu reden und Pläne zu schmieden. Sie hat mir nicht vertraut.
Dieses
Wissen war schlimmer als all die Jahre, die ich hier abgesessen habe. Schlimmer als all die Müdigkeit. Und nun ist das Ende nah.« Er setzte sich auf und nahm Caroline sanft bei den Schultern. Wie zerbrechlich sie sich anfühlte. Wer würde sie beschützen, wenn er nicht mehr da war? »Ich wollte mit ihr fliehen. Deutschland verlassen, für immer. Es war nicht mehr meine Heimat. Berlin wäre ohne sie nicht mehr meine Stadt gewesen. Wir hätten das schon geschafft.«
Sie war sprachlos. Johannes beugte sich zu ihr, küsste sie und flüsterte dann in ihre Lippen: »Ich hätte nie, hörst du: NIE! meine Liebe für meine Karriere aufgegeben.«
Mia bäumte sich mit einem Lustschrei auf und fegte in ihrer Ekstase einen Aschenbecher, Karl Grafs Telefon und irgendwelche Papiere von seinem Schreibtisch. Dann hielt sie keuchend still, während seine Zunge sie noch ein letztes Mal liebkoste und ihre Lust verebbte.
Einige Augenblicke vergingen, ehe sie sich auf ihre Ellenbogen stützte und nach Atem rang. Sie strich sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht und sagte: »Du treibst mich in den Wahnsinn. Schon wenn ich deine Lippen sehe, denke ich an …«
Er grinste und stand auf. »So soll das auch sein.« Sie setzte sich auf, glitt vom Schreibtisch und wollte sich an ihn kuscheln, doch er erwiderte ihre Umarmung nur kurz. Dann schob er sie von sich und sah auf seine Uhr. »Ich muss los, Mia.«
Mia machte einen Schmollmund. Schon wieder! »Los? Wohin denn? Es ist doch schon nach Mitternacht? Ich habe noch am
Bimah
zu tun, aber du …?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wohin wohl, Kleines? Nach Hause. Mickey ist sicher von der Bambi-Verleihung wieder da. Sie wollte noch tweeten und dann auf Facebook posten, ehe sie schlafen geht. Ich will sie nicht warten lassen.«
»Ach. Willst du nicht. Aber mich, mich lässt du einfach hier zurück«, sagte Mia trotzig und zog sich die Leggings wieder an, die sich noch um ihren einen Knöchel ringelten.
Er seufzte. »Mia. Jetzt sei doch nicht so. Was soll ich denn machen? Gerade jetzt …?« Er sah sie Mitleid heischend an. Vielleicht sollte er Schauspieler werden, dachte Mia kurz und plötzlich genervt. Doch mit solchen Gefühlen war hier kein Blumentopf zu gewinnen, das wusste sie. Darum legte sie ihm die Arme um den Hals. Lieber schmusig sein als patzig, so erreichte man bei Männern viel mehr. Meistens zumindest. Er legte seine Arme um ihre Taille. Na also. Schon besser.
»Karl, das geht jetzt schon seit Wochen so. Ich ertrag das nicht mehr.« War das wirklich sie, die da so sprach? Wollte sie ihn
wirklich
oder war es nur ihre verletzte Eitelkeit? Karl runzelte die Stirn, doch Mia redete weiter: »Ich will mehr, Karl. Mehr als das, mehr als nur einmal die Woche. Verlass Mickey.« Sie biss sich auf die Lippen. Das war die ultimative Herausforderung. »Verlass sie für mich«, flüsterte sie. »Bitte.«
Karl zuckte zurück, als hätte er einen Schlag bekommen. »Bist du wahnsinnig geworden? Mickey verlassen? Dann könnte ich mir ebenso gut einen Arm abschneiden. Wir sind seit beinahe 20 Jahren zusammen. Außerdem …«
»Außerdem …?«, half ihm Mia weiter. Innerlich kochte sie, doch Karl schien die gefährliche Ruhe in ihrer Stimme nicht zu bemerken. Sie lehnte sich an seinen Schreibtisch und legte den Kopf schief. »Ich will mehr von dir. Nicht nur diese verstohlenen Treffen.« Ha! Sie würde es Caroline schon zeigen!
Karl schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht, Mia. Mickey ist schwanger. Das Letzte, was ich jetzt
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