Sommernachtszauber (German Edition)
nicht mit ihr! Mit wem ist er dann wohl zusammen?«, log Mia verzweifelt und hob stolz den Kopf. Johannes aber zog verächtlich die Mundwinkel hinunter.
»Schlampe. Das ist es, was du bist.«
»Ha! Diese Überheblichkeit ist unerträglich. Du und Caroline, ihr seid zum Kotzen. Eure hehre Liebe! Euer großartiges Zusammensein! Aber euch werde ich es zeigen …« Sie schwang mit Wucht den Besen, doch Johannes fing ihn ab, ehe er das Geisterlicht treffen konnte.
Sein Gesicht war dem ihren nun ganz nah und einen Augenblick lang herrschte ein stummer Ringkampf, doch Mia hatte keine Chance. Er stieß sie nach hinten und warf den Besen zu Boden. Mia rappelte sich auf. Ihre Kehle war ihr eng vor Wut und Verzweiflung.
Johannes ballte die Fäuste und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Wehe, du schadest Caroline. Dann kenne ich keine Gnade. Ich weiß, weshalb du das Geisterlicht ausschlagen willst. Ich soll Caroline morgen in ihrer größten Prüfung nicht beistehen können. Aber du täuschst dich, Mia. Kleine, dumme, ehrgeizige, falsche Freundin. Ich bin immer da!«
Mia fing sich wieder. »Ich erzittere vor dieser Drohung, Johannes. Aber Caroline zu schaden, übernehmen schon andere für mich.« Sie kicherte.
»Wer denn?« Johannes zog die vollkommen geschwungenen Augenbrauen hoch.
Mia wollte nicht antworten, doch sie hatte sich in Rage geredet. Außerdem war Johannes’ Fürsorge um Caroline widerlich. Die Luft hier unter dem Geisterlicht schien ihr zum Ersticken dick und heiß.
»Mickey Hansen!«, stieß sie triumphierend aus. »Nicht nur liebt der Mann, mit dem sie zusammen ist,
mich,
sondern sie tut mir auch noch einen Riesen-Gefallen, wenn sie morgen Caroline und das
Bimah
in ihrer Kritik abschießt. Ha!«
Eine Schwingtür des Foyers schlug einige Male hin und her, als wäre gerade jemand aus dem Saal gelaufen. Mia fuhr zusammen und sah zum Eingang. War da wirklich jemand gewesen? Nein. Niemand zu sehen.
Johannes warf den Kopf in den Nacken und lachte.
Dann lehnte er sich gegen die Wand. Seine Augen schillerten. »Da kannst du ja mächtig stolz auf dich sein, Mia. Dieser Karl Graf scheint ein ganz feiner Mensch zu sein. Genau das, was man sich als Freund so wünscht. Und was sagst du – er liebt dich? Und du liebst ihn?«
Mia nickte trotzig, auch wenn ihre Augen feucht wurden. Wie kam es, dass dieser Johannes sie einfach so durchschaute? Sie fühlte sich hilflos, was sie noch ärgerlicher machte. Johannes’ Lachen brachte sie dann an den Siedepunkt.
»Ja. Wir lieben uns. Sehr«, sagte sie.
Johannes lachte wieder und wischte sich die Augen. Mia bemerkte seine geraden weißen Zähne. Dann sah er sie plötzlich ernst und unergründlich an.
»Du, Mia, hast ja keine Ahnung, was Liebe ist. Die Beine breitzumachen, ist eine Sache. Aber für jemanden zu brennen – lichterloh, sich und alles andere für dieses geliebte Wesen zu vergessen …« Auf einmal hielt er inne, und sein Gesicht verzog sich, als spüre er einen heftigen Schmerz. Er keuchte und legte sich die Hand an die Wunde.
Dann aber schüttelte er den Kopf und sprach weiter. »Das ist Liebe. Eins werden. Keine dummen Spiele. Sondern Ernst, mit jeder Faser deines Wesens. Schöner, tiefer, absoluter Ernst. Jede Menge Spaß, ja. Aber kein Spiel … Und das ist es, was ich für Caroline empfinde. Sie bedeutet mir alles und für sie würde ich alles geben.«
Ihm versagte die Stimme. Kurz schlossen sich seine Augen und er suchte an der Wand unter dem Geisterlicht Halt. Dann richtete er sich wieder auf. »So sehr liebe ich Caroline. Ich vergesse mich für sie. Nur sie zählt…«
Plötzlich keuchte er und krümmte sich vor Schmerz. Was war denn los? Egal, dies war ihre Möglichkeit. Mia schielte nach dem Besen, der vor ihr auf dem Boden lag. Jedes weitere Wort wäre ihr unerträglich, das wusste sie. Was er da sagte, brannte wie Feuer in ihr. Hatte je ein Mann so für sie empfunden? Würde irgendjemand auf dieser Welt das über sie sagen? Jemals? Nein, gab sie sich die kurze und niederschmetternde Antwort. In ihr zerbrach etwas. Im selben Augenblick fiel Johannes gegen die Kulissen und fing sich dann wieder, aber nur mit Mühe. Er fasste sich an den Kopf und keuchte auf. »Mir ist so schwindelig …«
Mia nutzte den Moment seiner Schwäche.
Sie bückte sich blitzschnell, hob den Besenstiel und schwang ihn hoch über ihrem Kopf. »Na, warte. Du bist immer da? Schmierenkomödiant. Das werden wir ja sehen!«
Kurz sah sie noch die Ungläubigkeit in
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