Sommernachtszauber (German Edition)
Typisch Caroline. Nicht nur war sie die Julia. Sondern auch Ben war in sie verknallt. Und jetzt sah dieser Geist auch noch besser aus, als jedes nur denkbare lebendige männliche Wesen und war ihr ohne Zweifel treu ergeben. Ohne Zweifel? In Mia regte sich ein Stachel. Eifersucht, hässlich und grünäugig.
»Nein, allerdings, verbergen tust du nichts. Ich beobachte dich seit dem Tag, als du hier vorgesprochen hast.«
»Ach ja? Und zu welchem Schluss bist du gekommen? Nur zu.«
»Dein Problem ist, Mia, du bist nichts als Mogelpackung. So haben wir das zumindest früher genannt.«
Mia gähnte gekünstelt. »Früher! Ach ja … stammst du nicht aus dem Jahr 1935? Erspar mir deine Jugenderinnerungen, Johannes, dafür interessiert sich kein Mensch.«
Wie cool sie plötzlich war. Sie sprach hier mit einem GEIST! Einem schönen, jungen Geist. Aber dennoch ein Geist. Vor allen Dingen einem, der sie ganz offensichtlich nicht mochte.
»Schade. Denn ich erinnere mich noch an mehr Dinge, die für dich interessant sein könnten.«
»Wie zum Beispiel?«
»Zum Beispiel an deinen Urgroßvater.«
Mia fuhr auf. »Er war ein begnadeter Künstler!«
»Meinst du? Damals war er noch ein junger, aufstrebender Regisseur mit … na, sagen wir mal, flexibler Moral, wenn man das freundlich ausdrücken will. Ein anderes Wort wäre: hochkorrupt. Er war offensichtlich bereit, alle Augen zuzudrücken, wenn es darum ging, wer seine Karriere wie förderte. Er wollte den Erfolg und die Früchte dieses Erfolges ernten – auf ehrliche oder unehrliche Weise.«
»Was soll das heißen?«
»Hast du mal nachgeforscht, wie das Haus, in dem du wohnst, in deine Familie gekommen ist? Wem hat es vorher gehört? Wenn du es nicht weißt – ich schon.«
»Wem denn?«
»Familie Goldmann, der auch das
Bimah
hier gehörte, als es noch
Fasanentheater
hieß.«
»Goldmann? Nie gehört.« Mia zuckte mit den Schultern. »Waren das Juden? Klingt so…«
»Allerdings«, sagte Johannes und sah sie durchdringend an. »Ich weiß nicht viel über das, was geschehen ist, aber so viel weiß ich doch: Ezra Goldmann hätte sein Haus niemals, NIEMALS verkauft. Und schon gar nicht an so einen Widerling wie deinen Urgroßvater.«
»Widerling! Nur weil er ehrgeizig war und erfolgreich sein wollte? Wer unter uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Was ist daran so schlimm?«
In Johannes’ Gesicht veränderte sich etwas. Bingo, dachte Mia.
Doch da sagte er schon: »Stimmt. Nur weil man ehrgeizig ist und Erfolg haben will … Bei dir ist das ja ganz ähnlich, nicht wahr?«
»Was willst du damit sagen?«
»Na, du hast doch eine Affäre mit deinem Agenten, oder? Liebst du ihn? Oder tust du das nur, um Erfolg zu haben? Vergiss es, Mia, so wird das nichts.«
Das hatte gesessen. Mia presste die Lippen zusammen und Johannes sprach weiter.
»Ich weiß, das ist alles hart für dich. Ich beobachte dich ja, wie gesagt, schon seit deinem ersten Vorsprechen, als du dich Ben so an den Hals geworfen hast. Noch weniger subtil ging wohl kaum mehr.«
»Du musst es ja wissen.«
»Ja«, sagte er schlicht. »Liebe braucht Zeit. Und kein Hauruck-Verfahren.«
»Ach.«
»Das Ergebnis spricht doch für sich. Er verliebt sich nicht in dich, sondern in Caroline!«
»So wie du!«, warf Mia trotzig ein. Wahnsinn, sie stritt sich hier mit einem Geist! Aber er war hier und sie hatte ihre Hörner mit den seinen in einem bitteren Zweikampf verhakt.
»So wie ich«, gab er gelassen zu, und plötzlich strahlte da noch ein anderes Licht um ihn, das nichts mit dem Schein des Geisterlichtes zu tun hatte. Er leuchtete von innen heraus, genau wie Caroline vorhin am Eingang.
Mia würgte vor Hass.
Johannes aber ließ sie nicht aus den Augen. »Also, aus der Sache mit Ben ist nichts geworden. Und dann bekommst du nicht einmal eine Rolle, sondern wirst in die Maske verbannt und darfst Kleider aufbügeln. Kein Wunder, dass sich deine Gefühle Caroline gegenüber wandeln.«
»Woher weißt du das?«, keuchte Mia.
»Ich weiß alles, Mia.«
»Bescheidenheit ist eine Zier …«, spuckte sie aus.
»Doch weiter kommt man ohne ihr, okay? Ich weiß genau, was du fühlst und denkst. Vielleicht würde jede andere auch so fühlen. Aber ich weiß, dass du es mit diesem Agenten treibst, und irgendwie spüre ich, dass das noch nicht alles ist. Er ist doch mit der Kritikerin zusammen, die Carlos und das
Bimah
hasst, oder?«
»Zusammen! Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann. Er schläft mit mir und
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