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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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dann.
    Johannes war hier, irgendwo. Aber wo? Sie würde ihn schon noch spüren, da war sie sich sicher. Caroline rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Sie wollte ihn so gerne noch einmal umarmen, ehe sie auf die Bühne ging. Er war die Quelle ihrer Kraft, ihres Könnens. Hatte sie noch Zeit, ihn zu suchen und zu finden? Vielleicht ruhte er oben auf dem Dachboden? Die letzte Nacht mit all ihren Geständnissen musste für sie beide anstrengend gewesen sein.
    »Halt still«, knurrte Mia.
    »Ich bin so nervös. Ist Mickey Hansen schon da?«
    »Ja.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie hat es mir getextet.«
    »Ihr seid in Kontakt?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Warum ist die Banane krumm. Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat. Mund zu jetzt.«
    Caroline musste erstaunt schweigen, während Mia ihr das Lipgloss auf den Mund strich. Weshalb war Mia mit Mickey Hansen in Kontakt? Genügte es nicht, dass sie sie betrog? Davon hatte die Frau wahrscheinlich keine Ahnung! Was hatte Mia vor?
    Caroline atmete tief durch. Sie alle hatten alles getan, um das
Bimah
neu zum Leben zu erwecken. Jetzt musste sie nur noch spielen. Spielen, wie sie es nun konnte, mit Johannes an ihrer Seite. Mit ihm konnte sie alles.
    »Fertig«, sagte Mia da und sah Caroline kühl an.
    »Du bist so ernst, Mia.«
    Mia zuckte mit den Schultern und legte den Puder-Pinsel ab. »Aufgeregt. Gleich kommt die Stunde der Wahrheit. Dann sehen wir ja, ob sich das alles gelohnt hat.« Nun lächelte sie geheimnisvoll.
    »Allerdings«, sagte Caroline und drückte rasch Mias Hand, doch die blieb schlaff. Die Freundin entzog ihr die Hand, als hätte sie sich verbrannt.
    Caroline hob die Augenbrauen, schwieg aber, als Mia den Blick abwandte und nur sagte: »Hast du das gesehen?« Sie entfaltete die BILD-Zeitung. »Seite zwei. Ein gutes Bild von dir in Mickey Hansens Kulturspalte.«
    »Ach ja? Wo denn? Nein, ich habe heute Morgen noch keine Zeitung gesehen.«
    Sie nahm die große Zeitung und schlug sie auf. Tatsächlich – Ben und sie auf dem roten Teppich. Sie sah ganz entspannt aus: Man merkte ihr die Furcht vor dem Blitzlichtgewitter nicht an. Ihre Hand lag in Bens und sie beide lächelten in die Kamera des Fotografen. Was hatte Mickey Hansen dazu geschrieben?
»Ben van Behrens und Newcomer Caroline Siebert. Zusammen geben sie
Romeo und Julia
am Bimah. Noch lächeln sie!«
    Hexe, dachte Caroline und schlug verärgert die Zeitung zu.
    Und weshalb zeigte Mia ihr das jetzt? Mut machte ihr das ja nicht gerade für die Premiere.
    Als sie fragend aufsah, funkelten die Augen ihrer Freundin trotzig, doch Mia wich ihrem Blick nicht aus. Caroline runzelte die Stirn, schwieg aber.
    Mias Stimme klang gleichgültig, als sie sagte: »Mach dir nichts daraus, Caroline. Jeder kriegt mal was ab. Sogar du. Aber jetzt musst du gehen.«
    Caroline raffte ihr Kleid. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie aus der Garderobe trat.
Noch lächeln sie!
Mickey Blöde Kuh Hansen. Ha, der würde sie es zeigen!
    Im Gang zu den Kulissen war die Luft warm und stickig und das Ensemble drängte sich bereits um die Bühnentechniker und Beleuchter. Der Souffleur hastete mit seinem Text an ihr vorbei, um seinen Platz in der altmodischen Muschel am vorderen Bühnenrand einzunehmen. Aus dem Saal drang gedämpft der Lärm der Gala zu ihr: Hunderte von Leuten in Smokings und Abendkleidern, die bereits Champagner schlürften und an Canapés nibbelten. Die Tickets waren nicht billig gewesen, aber der Erlös kam ja einem guten Zweck zu – das
Bimah
wieder ganz auf Vordermann zu bringen.
    Gläser klirrten und Caroline hörte helles Lachen. Unzählige Stimmen wuschen über sie hinweg, die bald verstummen würden. Verstummen, für sie und ihren Auftritt. Statt der Stimmen wären dann die Augen da und ihre prüfenden Blicke. Aber das schreckte sie heute alles nicht. Sie hatte Johannes. Sie hielt einen Augenblick lang inne. Alles in ihr wurde still, reglos, und sie horchte in sich. Caroline versuchte abermals, ihn zu spüren, doch vergebens. Wo war er? Doch nicht etwa wirklich dort oben, unter dem Segel? Das konnte nicht sein. Nein, sicher war er hier bei ihr, ganz in der Nähe. Er wusste ja, was von diesem Abend für sie abhing … Jetzt, gleich, jeden Moment würde sie ihn spüren. Sie war sich ganz sicher und trug den Gedanken an ihn wie einen Panzer, der sie stärkte und schützte.
    Sie bog im Garderobengang um die Ecke. Dies waren die letzten Meter bis zur Bühne. Plötzlich merkte sie, dass Mia hinter ihr

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