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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Schokolade.
    »Hallo, Mia. Sorry, dass du das miterleben musstest. Das sind die Momente, die ich in meinem Agentenleben hasse. Ich weiß genau, wie viele Hoffnungen und Träume in diesem Beruf stecken. Aber es ist eben knallhart.«
    »Schon okay. Sie war doch bildhübsch. Wie kann es sein, dass sie keine Rollen bekommt?«
    »Hübsch genügt nicht. Was schön ist, kann man mit der Hand zudecken. Das steht schon in der Tante Jolesch .«
    »Wo?«, fragte Mia erstaunt.
    »Eines meiner Lieblingsbücher über die Jüdische Intelligenzija in Wien und Prag vor dem Zweiten Weltkrieg. Die beste Geschichte darin handelt von einem Jungen, der mit seinem Gezappel das Kartenspiel seines Vaters ständig unterbricht, bis der mit ihm nach draußen geht. Zehn Minuten vergehen, und als sie wieder reinkommen, ist der Bub ganz ruhig. ›Was hast du jetzt gemacht?‹, fragen seine Freunde den Vater. ›Ich hab ihm das Onanieren beigebracht‹, antwortet der Vater.«
    Mia lachte schallend. »Das ist klasse. Haben Sie das Buch da?«
    »Ja. Ich leihe es dir gerne. Und wenn ich dich duze, dann musst du das auch machen.«
    »Okay.«
    »Und nun komm rein. Deinen Tee kannst du mitnehmen. Ich brauche jetzt was Stärkeres. Diese Art von Gesprächen geht mir an die Nieren.«
    Mia folgte Karl in sein helles, großes Büro, das sparsam mit einigen schweren Möbelstücken eingerichtet war. Auf seinem antiken Schreibtisch stand ein Bild von Mickey und ihm.
    Mia bemerkte, wie geschmeidig er sich bewegte. Es machte Freude, ihn zu beobachten. Er hatte die Haltung einer Großkatze, die gerade gefressen hatte, aber doch die Wildbahn nicht aus den Augen ließ. Sie musste sich getäuscht haben. Da hatte sicher nichts auf der Visitenkarte gestanden. Und schon gar nicht das!
    Sie entspannte sich etwas. Er goss sich zwei Fingerbreit Whiskey in ein niedriges Glas, fügte ein paar Tropfen Wasser hinzu und prostete ihr kurz zu, ehe er trank. Dann zeigte er auf einen der mit weißem Leder bezogenen Freischwinger, die vor seinem Schreibtisch standen.
    »Bitte, setz dich.«
    Mia gehorchte. Sie trug ein kleines Schwarzes, das in seiner A-Linie an ein Kinderkleid erinnerte. Als sie die Beine übereinanderschlug, rutschte der Saum noch etwas höher. Karls Blick glitt kurz über ihre nackte Haut, doch sie konnte ihn nicht deuten. Das machte sie unsicher.
    Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Jetzt erzähl mir mal von dir. Seit wann bist du auf der Schule? Chapeau übrigens. Da kommen nur die Besten rein, ob man nun Weiss heißt oder nicht.«
    »Das hat mir gerade daran so gefallen. Außerdem hat mich keiner der Prüfer gefragt, ob ich denn nun mit diesen Weiss verwandt bin.«
    »Das mussten sie auch nicht. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Trotzdem hab ich das allein geschafft«, sagte Mia angriffslustig.
    Karl sah sie aufmerksam an. »Hattest du schon ein Engagement? Ihr müsst doch ziemlich schnell Berufserfahrung sammeln, oder? Ich erinnere mich nicht mehr, was du mir gesagt hast.«
    »Nein«, musste Mia zugeben. »Aber ich habe ja auch gerade erst das zweite Semester abgeschlossen.«
    »Und was ist mit der Rolle am Bimah , von der du beim Abendessen erzählt hast? Hast du die bekommen? Du warst dir sehr sicher.«
    »Das ist nichts geworden. Carlos hat eine andere als Julia genommen.«
    Karl strich sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die vollen Lippen und zog die Augenbrauen hoch.
    Mias Blick blieb an seinem Mund hängen. Sie wartete plötzlich nicht mehr auf seine nächsten Worte. Im Gegenteil: Er sollte weiter so schweigen und sie weiter so ansehen. In seinem Schweigen lag etwas, das sie unsicher machte, aber es zog sie auch an. Sie genoss das Gefühl, aber es irritierte sie. Seine Zungenspitze fuhr kurz über seine Lippen, und Mia setzte sich in ihrem Stuhl auf, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.
    »Wer hat die Rolle denn bekommen?«, fragte er leise.
    »Meine beste Freundin«, sagte Mia. Sie konnte sich nicht helfen: Ihre Stimme klang noch immer enttäuscht.
    »Autsch«, sagte Karl mitfühlend. »Wie heißt sie?«
    »Caroline Siebert.«
    »Ist sie gut?«
    »Ja. Oder: Jein. Sie ist …«
    »Was? Hübsch?«
    »Sehr begabt. Und mehr als nur hübsch. Sie ist – getrieben. Aber irgendwie kommt noch nicht alles so zusammen, wie es zusammenkommen soll.«
    »Hm. Eine reife Aussage.«
    Mia schnitt eine Grimasse. »Die leider nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Das hat mein Vater gesagt, als er sie in unserem

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