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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Schulstück gesehen hat.«
    »Wovon ist sie getrieben?«, fragte er gespannt.
    »Das weiß ich nicht. Sie hatte eine schwere Kindheit. Der Vater hat Selbstmord begangen und die Mutter hat Depressionen und trinkt. Caroline kümmert sich praktisch allein um ihren kleinen Bruder.«
    »Hm. Die besten Voraussetzungen für eine große Karriere.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Nichts treibt dich mehr an als ein Komplex. Wenn du keine Schwierigkeiten überwinden musst, wird kaum was aus dir. Aber zurück zu dir. Hat Carlos dir etwas anderes vorgeschlagen?«
    Mia schnaubte durch die Nase. »Allerdings. Er hat mir einen Job in der Maske und der Requisite angeboten.«
    Jetzt lachte Karl. »Der Mensch hat Nerven. Na, ich kann dir sagen, dass Mickey daheim schon das Messer wetzt. Sie wartet nur auf die Premiere von Romeo und Julia . Wenn es nach ihr geht, können nach dem ersten unvermeidlichen Abend samt Wohltätigkeitsgala die Lichter im Bimah für immer ausgehen.«
    Mickey daheim . Mia stellte sich plötzlich die gemeinsame Wohnung von Karl und Mickey vor. Sicher weitläufiger Altbau in einer gelungenen Mischung aus antikem und modernem Design. Was war nur los? Sie war doch beim Betreten der Agentur noch die Coole gewesen, die die Männer um den Finger wickelt und sich von ihnen holt, was sie will.
    Mach dich nicht lächerlich, mahnte sie sich selbst. Doch sie konnte nicht anders, als wieder auf Karls Lippen zu blicken. Von ihnen ging ein hypnotischer Reiz aus.
    »Ach ja? Vielleicht kann ich ihr ein paar Insiderstorys zu den Proben liefern?«, sagte sie scherzhaft.
    Karl sah sie überrascht an. »Das würdest du tun?«
    Mia zögerte. »Hm … ich weiß nicht. Ich bin zwar auf Carlos nicht gut zu sprechen, aber gleichzeitig will ich Caroline nicht schaden. Und Ben auch nicht.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Die Rolle ist für diese Caroline ein Sprungbrett, auch wenn die Inszenierung verrissen wird. Und Ben van Behrens ist schon zu erfolgreich, als dass ihm die Fehde zwischen Mickey und Carlos schaden würde.«
    »Mal sehen. Wenn es etwas zu berichten gibt, sage ich vielleicht Bescheid«, meinte Mia kurz.
    Sie musste daran denken, dass Carlos auf mehr oder minder unverblümte Art zu Mickey gesagt hatte: Du hast Scheiße im Kopf, meine Liebe. Auch wenn er es mit dem Intellekt einer in den Kuhfladen gefallenen Feldmaus nur vage feiner ausgedrückt hatte. Ganz schön mutig. Sie musste sich zwingen, nicht zu grinsen.
    Karl redete weiter. »Aber jetzt zu dir. Wir brauchen gute Fotos, und wenn es geht, auch Probeaufnahmen. Die können wir hier in der Agentur machen. Wir haben ein kleines Studio. Ich sage Nina draußen Bescheid, dann bucht sie einen Kameramann. Wie sieht es bei dir diese Woche aus?«
    Mias Herz machte einen kleinen Sprung. »Heißt das, du nimmst mich in deiner Agentur auf? Jederzeit!«
    »Was denkst du denn?« Seine Augen schillerten, und Mia dachte an das Karamell, das Anna ihr daheim manchmal buk. Goldbraun und bittersüß. Karl leerte sein Whiskeyglas. Wie lang und schmal seine Hände waren. Pianistenfinger. Ihr wurde heiß. Sie rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, während er sich gelassen die Ärmel seines weißen Hemdes bis zum Ellenbogen aufrollte.
    »Na dann, auf gute Zusammenarbeit!«, sagte sie und versuchte, gelassen zu klingen. Doch ihre Stimme zitterte.
    Karls dunkle Augen ließen sie nicht los. Sein Blick nahm ihr den Atem. Es war wie eine Einladung in ein lockendes, gefährliches Labyrinth. Welches Spiel spielte er? Mia spürte, wie ihr die Regeln entglitten, ehe sie überhaupt zum Würfel gegriffen hatte.
    »Auf gute Zusammenarbeit, Mia. Und …«
    Sie wollte schon nach ihrer Tasche greifen und aufstehen, sah nun aber auf. »Ja? Was und …?«
    Er lehnte nun wieder an seinem Schreibtisch, verschränkte die Arme und lächelte abwartend.
    »Ich hatte dir eine Frage gestellt, die du noch nicht beantwortet hast.«
    Mia spürte das Herz in ihrer Brust härter schlagen. Sie saugte kurz an ihrer Unterlippe. Karl Graf stand ganz still und ließ sie nicht aus den Augen. Sein Blick war amüsiert, aber auch lauernd und gespannt. Er genoss jeden Augenblick, das war klar. Mia legte ihre Hände auf die Armlehnen und entkreuzte langsam ihre von der Sonne gebräunten Beine, um Karl Grafs Frage zu beantworten.

»Bist du jetzt Caroline oder Julia?«
    »Was?« Caroline sah erschrocken auf. Sie war tief in Gedanken versunken gewesen. In Gedanken an Julia natürlich. Denn die saß mittlerweile in ihr wie eine zweite Seele

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