Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
Schlappe, denn sie dachte jeden Tag an ihn, an den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte – tat ihr das kleine Gefühl des Triumphes über eine andere gut.
    Wenn sie Caroline gegenüber schon den Kürzeren zog, dann konnte sie wenigstens mit Genuss mit Mickeys Typen schlafen! Was ihm wohl heute einfiel?
    Mickey sog gerade an ihrem Strohhalm und fragte dann leichthin: »Wie läuft es denn im Bimah ? Ist Carlos schon heiser vom vielen Brüllen? Ich wette, er lässt die Julia auf der Bühne Pickel ausdrücken, Romeo repariert sein Moped, wenn er nicht gerade durch die Straßen von Verona streift, und seine Kumpel tragen Nazi-Uniformen, Mercutio allen voran. Am Ende steigt dann aus allen Bühnenbrettern Trockennebel und das Ensemble erstickt vor Husten.«
    Mia musste kurz lachen. »Was für eine apokalyptische Vision von Carlos’ Inszenierung.«
    »Apokalypse? Carlos weiß nicht einmal, wie man das buchstabiert. Nein, nein. Der Trottel hält so was für Avantgarde. Willkommen in den Achtzigerjahren, Baby.«
    »In den Achtzigerjahren war Carlos gerade erst geboren!«
    »Verteidigst du ihn etwa? Karl sagte, du hättest ein Hühnchen mit ihm zu rupfen …«
    »Ja und nein.«
    »Was denn nun?« Mickeys lackierte Fingernägel trommelten auf dem Cafétisch.
    »Am Anfang war alles etwas schwierig. Aber dann haben sich die Dinge auf einmal gefangen. Irgendwie …«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, am Anfang klappte gar nichts. Vor allem hat Caroline die Julia nicht in den Griff bekommen …«
    »Und dann?«, fragte Mickey lauernd, aber Mia zuckte mit den Schultern. Sie hatte eigentlich trotz allem keine Lust, Carlos, das Bimah und auch Caroline Mickey auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Aber irgendwie konnte sie plötzlich nicht anders.
    »Ich weiß auch nicht, was passiert ist.« Mia hörte selbst, wie schwach das klang. Mickeys Blick ließ sie nicht los.
    »Du musst es doch wissen. Ihr beiden seid doch befreundet, sagt Karl«, beharrte sie.
    Ja eben , dachte Mia und sog an ihrer Limonade. Irgendwas verursachte ihr Bauchweh, als sie nach Worten suchte. War es nur der Neid auf Carolines Rolle? Nur die Eifersucht auf Bens Verliebtheit? Nein, da war mehr. Ihr beide seid echte Freundinnen , hatte Ben gesagt.
    Das war es, was schmerzte. Trotz aller Unterschiede waren sie beide echte Freundinnen gewesen. Das war jetzt vorbei, für sie zumindest.
    »Obwohl ihr ja sehr verschieden seid …«, lockte Mickey weiter.
    »Ja, sehr verschieden«, sagte Mia ausweichend.
    Sie hatte sich Caroline immer überlegen gefühlt. Ihr selbst war alles in die Wiege gelegt worden. Caroline dagegen hatte immer kämpfen müssen und nun schien sie zu siegen. Vielleicht hatte Karl doch recht mit seiner Theorie vom Persönlichkeitskomplex, den es zum Erfolg brauchte.
    »Hat sie denn jetzt die Julia im Griff? Ich meine, wirklich im Griff?«, hakte Mickey nach. Sie wirkte unruhig, bemerkte Mia.
    Schwammen ihr die Felle davon? Wenn Sie Carlos nicht bei diesem Stück, dieser Kritik fertigmachte, dann war er danach womöglich ein zu großer Happen.
    Dennoch, Mickey ließ nicht locker. Sie sah den Kern der Dinge und hielt wie eine Rakete darauf zu, bis sie ins Schwarze traf. Auch wenn sie Wesentliches, das direkt vor ihrer Nase geschah, wie zum Beispiel, dass Karl auf Mia scharf war, nicht kapierte.
    Sie traf ihre Entscheidung in Sekundenschnelle und sagte zu Mickey: »Also, das letzte Mal, als ich zugesehen habe, ja.«
    »Hm.« Die Antwort gefiel Mickey natürlich nicht. Sie wollte von den katastrophalen Umständen der Proben, verspäteten Zeitplänen und faulen oder schlichtweg unfähigen Schauspielern hören, soviel war klar.
    »Woran liegt das plötzlich?« Sie klang irritiert und rührte heftig mit dem bunten Plastikstäbchen in ihrer Limonade.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kannst du es herausfinden? Du bist ja auch nicht gerade gut auf Carlos zu sprechen, oder? Und wenn meine Freundin mir einfach so die Hauptrolle weggeschnappt hätte …«
    »Das hat sie nicht«, fuhr Mia auf.
    »Bist du dir so sicher?«
    Mia klappte den Mund zu. Nein, das war sie nicht.
    »Was ist mit Ben van Behrens?«
    Verdammt, die Frau hatte wirklich eine Spürnase. Freie Kulturjournalistin , das klang so harmlos. Aber man durfte nicht vergessen, dass Mickey machte, was sie wollte und was eigentlich alle gern so machen wollten. Das sah vielleicht einfach aus, war es aber wohl kaum. Sich diese Stellung zu erobern, war ein Hauen und Stechen, begriff Mia plötzlich. Es war besser, Mickey

Weitere Kostenlose Bücher