Sommernachtszauber (German Edition)
kannst du bald sogar mit deiner Mutter drehen?« Georgs Augen hatten eigentümlich geglitzert. »Ich weiß, sie mag mich nicht besonders. Vielleicht mag sie mich mehr, wenn sie erfährt, dass ich hier nicht nur deine, sondern auch ihre Karriere rette? Erzähl ihr das doch bitte, ja?«
Denk an Berlin und an die Lichter der großen Stadt.
Johannes hatte sich wie betäubt gefühlt, als hätte Georg ihm eins über den Schädel gezogen. Eben noch war sein Leben auf dem Weg zur glückseligen Vollkommenheit gewesen. Und jetzt?
»Also, was sagst du? Ist es dir immer noch Ernst mit dieser – Jüdin?«
Er hatte unendlich langsam den Kopf geschüttelt. »Ach Onkel. Es ist doch nur ein Spiel. Alles ist nur ein Spiel …«
Spiel. Heiliger Ernst. Spiel. Zeit gewinnen, um jeden Preis. Seine Gedanken rasten. Stille war seiner Antwort gefolgt, beredter als alle Worte. Dann hatte Georg zufrieden genickt.
»Gut, mein Junge. Was anderes habe ich von dir nicht erwartet. Mein Rat: Mach’s kurz und schmerzlos. Sonst laufen einem die Weiber noch ewig hinterher. Und das wollen wir ja nicht, oder?«
Johannes’ Finger krampften sich bei der Erinnerung in Carolines Schulter. Sie hob den Kopf und sah ihn fragend an. Ihre Hand strich über seine Brust und verharrte schließlich auf seinem Bauch. Nur einige Zentimeter von seiner Wunde entfernt.
»Woran denkst du?«, fragte sie leise.
»An nichts«, versuchte er zu lügen.
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn ernst an. »Sag mir die Wahrheit. Ich bin bei dir. Immer, okay? Geht es um … deine Wunde?«
Er nickte.
Sie musste diese Frage einfach stellen. »Johannes, bitte antworte mir. Weshalb bist du hier? Was ist damals geschehen?«
Er sah sie an. Der Schmerz in seinem Blick traf Caroline. Konnte sie ihm nicht helfen? DOCH! Sie spürte sein Zögern und drängte umso mehr.
Er schüttelte nur den Kopf. »Nein, Caroline.«
Sie aber ließ nicht locker. »Warum hat sie dich verflucht? Aus Neid? Rache? Eifersucht? Oder … Liebe?« Sie flüsterte das letzte Wort. Sie wollte nicht daran denken, dass er eine andere so geliebt haben könnte.
Johannes ließ einen Augenblick verstreichen und lächelte traurig. Der Anblick machte Caroline schwindelig.
»Ich bin noch hier, Caroline, weil der Teufel mich damals vor eine Entscheidung gestellt hat.«
»Der Teufel? Das ist doch Unsinn.« Sie versuchte zu lachen, doch es blieb ihr im Hals stecken.
»Das kannst du heute sagen. Doch, es war der Teufel. Oder eben sein rußiger Bruder …«
»Aber …«, setzte sie an, doch er legte ihr seinen Finger sanft auf die Unterlippe, was wieder Schauer durch ihren ganzen Körper jagte.
»Frag mich nicht. Noch nicht.«
Caroline zitterte nun am ganzen Leib. »Wirst du es mir je sagen?«
»Ja. Wenn die Zeit gekommen ist …«
Er blickte in ihre dunklen Augen, die ihr Gesicht beherrschten. Sie waren voller Fragen, aber auch voller Vertrauen. Alles an ihm wuchs ihr entgegen, verankerte sich in ihm. Caroline gab ihm die Zeit, die Judith ihm nicht gegeben hatte.
»Ja. Irgendwann«, versprach er. »Wenn die Zeit reif ist und ich die Kraft dazu habe. Gibst du mir diese Zeit?«
Sie nickte nach kurzem Zögern.
»Jetzt muss es noch mein Geheimnis bleiben. So wie ich dein Geheimnis bleibe. Erzähl niemandem von mir. Sie würden es nicht verstehen«, flüsterte er.
»Mein Geheimnis«, sagte sie zärtlich. »Nur meins. Alles andere folgt irgendwann.«
Er spürte ihr Leben an seinem Körper und wie sie ihren Kopf dem seinen entgegenhob, abwartend und einfach unwiderstehlich. Ihre Lippen waren so rot wie die Kirschen, die nun gerade reif sein mussten. Die auch damals gerade reif gewesen waren.
Langsam, ganz langsam senkte er seinen Mund ihrem entgegen, wieder bereit für das Gefühl, das er tot und vergessen geglaubt hatte und das alle Mauern in ihm einriss. Caroline verschmolz mit ihm in diesem zweiten Kuss. Die Berührung ihrer Lippen setzte fort, was der erste Kuss unter dem Geisterlicht versprochen hatte. Er gehörte ihr, sie gehörte ihm. Sie war ohne Angst zu ihm gekommen und er hatte mit jeder Faser seines Seins auf sie gewartet. In dem langen, langsamen Kuss lag ein Versprechen, ein süßer Bund ohne Worte. Als er sich von ihr löste, ließ sie die Augen geschlossen und die Lippen leicht geöffnet. Ihr Kopf lehnte hingebungsvoll an seiner Schulter. Er hörte ihren raschen Atem, spürte ihr Herz schlagen. Es tat so gut, sie und ihr Leben so nahe zu spüren!
»Sind sie nicht wunderschön?«, fragte sie
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