Sommernachtszauber (German Edition)
wieder. »Die Lichter von Berlin?«
»Ja, wunderschön«, sagte Johannes aus ganzer Überzeugung. Er konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Sie nie wieder loslassen. Johannes und Caroline. Zwei Seelen, die im Feuer des Geisterlichts eins geworden waren. Für alle Ewigkeit.
Da war sie wieder: die Ewigkeit. Er zwang den Gedanken zurück, erschrocken und entsetzt. Die Ewigkeit, der er nun schon so lange entfliehen wollte.
Aber was geschah dann mit Caroline?
»Entschuldige, dass ich zu spät komme! Ich hatte einen Termin in der Klinik«, sagte Mickey, als sie sich neben Mia an einem der Tische im Café Einstein niederließ und ihr ein Küsschen auf die Wangen hauchte. Mia erahnte ihr Parfum, Chance von Chanel , das so frisch und frei perfekt zu Mickey passte.
»Macht nichts. Ich bin selber noch nicht so lange hier«, sagte Mia. »Hoffentlich nichts Ernstes?«
»Nein, nein. Im Gegenteil … Also, mal sehen. Ich muss noch abwarten …«, sagte Mickey. Mia horchte auf. Sie erwartete eigentlich keine Vertraulichkeit von einer Frau wie Mickey, doch wem das Herz voll war, dem lief der Mund über, oder so ähnlich hieß es doch?
Mickey stellte ihre große Chanel -Handtasche zwischen ihre Füße, wobei ihre schweren Silberarmreife klirrten.
»Was hast du bestellt?«, fragte sie Mia, als die Kellnerin kam.
»Eine hausgemachte Limonade.«
»Das nehme ich auch, danke.« Mickey wartete, bis die Kellnerin verschwunden war, und fragte dann vertraulich: »Wie geht es dir? Karl hat dich ja in seine Agentur aufgenommen, höre ich. Ein toller Erfolg für eine Schauspiel-Studentin. Du musst sehr begabt sein, wenn du ihn gleich so überzeugen konntest?«
»Hm …« sagte Mia ausweichend. »Da war wohl auch viel Glück dabei.« Sie versuchte, bescheiden zu klingen und nicht an ihre aufgescheuerten Knie zu denken. Wie nannte man das? Carpet burn . Kein Wunder, bei Karls Vorliebe für die Liebe in der Steinzeit-Position. Höhlenmännchen trifft Höhlenweibchen oder so ähnlich – lange bevor an irgendeinen Missionar in der Liebeskunde zu denken war. Mickey plauderte weiter und Mia verscheuchte den Gedanken an Karl.
»Warst du neulich nicht sogar mit ihm im Grill Royale bei dem Essen mit den beiden Produzenten aus Frankreich, die für eine internationale Produktion besetzen? Hoch gegriffen. Aber wäre ja toll, wenn da was klappt. Gerade weil man deinen Typ in Frankreich sicher nicht so leicht findet. So hübsch und hell. Ich war leider zu müde, um euch zu begleiten. Diese Injektionen, die den Eisprung stimulieren …« Sie unterbrach sich rasch. »Da gebe ich Karl immer Ausgang und lasse es mir zu Hause gut gehen.«
»Aha«, entgegnete Mia deshalb neutral. Babygeschichten interessierten sie nicht. Auch wenn es vielleicht so war, wie sie es letztens gelesen hatte: Von 20 bis 30 macht man sich Sorgen, nicht schwanger zu werden, und von 30 bis 40 dann auch. Whatever .
Wie alt Mickey wohl war? Das warme Nachmittagslicht schmeichelte ihr, kein Zweifel. Aber wenn Karl an die 40 war, dann war sie es wohl auch. Das war natürlich last Chance Saloon . Dennoch sagte sie leichthin: »Doch, war ein super Abend«, und dachte an Karls Hände an ihren Brüsten: Er hatte sie im Auto nach dem Essen auf sich gezogen, ihr Höschen beiseitegeschoben und war ohne viel Federlesen in sie eingedrungen.
»Fick mich. Ich will dir ins Gesicht sehen, wenn du kommst«, hatte er geraunt.
Sie hatte gehorcht, hilflos vor Lust. Welches Spiel spielte er? Die Frage erregte sie und weckte den Wunsch nach Kontrolle über ihn. Eine Kontrolle, die sie nicht bekam, sondern angesichts seiner Wünsche zunehmend verlor.
»Bis nächsten Samstag, wir gehen zu einer Party in Potsdam«, hatte er beim Abschied vor der Villa Weiss gesagt. »Komm davor in die Agentur.«
»Können wir uns nicht eher sehen?«
»Nein. Ich habe keine Zeit. Aber in Potsdam sind viele wichtige Leute.«
»Was, wenn ich dort meine Eltern treffe? Oder Carlos?«
Karl hatte gelacht. »Deine Eltern sind nicht mehr auf dem neuesten Stand, Mia.«
»Quatsch.«
»Doch. Deine Mutter ist von zwei Besetzungslisten gestrichen worden. Das hat sie dir nur nicht gesagt. Aber ich kümmere mich um dich. Mach dir keine Sorgen.«
Mia bekam Gänsehaut, wenn sie an den Abend heute mit Karl dachte. Sie hatte eine Affäre , denn als Romanze konnte man das kaum bezeichnen. Eigentlich war es irre, jetzt hier mit Mickey zu sitzen und ihn nachher zu treffen. Doch nach der Schlappe mit Ben – nein, mehr als eine
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