Sommernachtszauber
einen Weg finden, Milla und Bo-Bo wieder zusammenzubringen – denn sie liebt ihn wirklich, weißt du, und wäre ohne ihn ihr Leben lang unglücklich -, wäre das denn wirklich so verkehrt?«
»Natürlich wäre das verkehrt! Unerlaubte Einmischung! Und außerdem hieße das noch lange nicht, dass du dadurch Derry in deine manikürten Krallen bekommst. Oder willst du auch ihn mit einem Voodoo-Zauber belegen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber Milla und Bo-Bo -«
»Stopp! Erste Hürde: Wie zum Teufel willst du diesen Bo-Bo finden? Keine von uns kennt seinen richtigen Namen. Milla wird ihn dir wohl kaum sagen, ohne den Grund dafür wissen zu wollen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass man dir beim Handelsregister oder wo auch immer eine Personalakte auf so einen Namen aushändigt, der nach Zeichentrick-Kaninchen klingt.«
»Ja, ich weiß. Aber nehmen wir mal an, ich müsste Bo-Bo gar nicht finden, angenommen, ich bräuchte nur Milla, und angenommen, alles, was sie tun müsste, wäre, sich vorzustellen, mit ihm auf ewig wieder vereint zu sein.«
Chelsea stand auf und nahm die leeren Gläser. »Ich glaube, du drehst allmählich richtig durch. Manchmal machst du mir Angst, Sukie, weißt du das? Noch mal dasselbe?«
»Ja bitte …«
Sukie seufzte und sank in die Bank zurück. Sie hätte sich eigentlich denken können, dass Chelsea auf diese einmalige Gelegenheit, ein Liebeselixier auszuprobieren, nicht unbedingt begeistert anspringen würde. Vielleicht hätte sie ihr die Wahrheit erzählen sollen, über Cora und die Verse und ihre Entdeckung der Naturmagie im Garten von Pixies Laughter .
Nein – das ging einfach nicht. Wenn Chelsea jetzt schon skeptisch war, würde sie ganz bestimmt erst recht die Flucht ergreifen, sobald Sukie ihr die ganze Geschichte erzählte. So ein Mist.
»Danke.« Sie nahm das zweite Shandy entgegen. »Ach wie reizend, es sind Krümel drin.«
»Hilton hat gerade Chips geknabbert.« Chelsea setzte sich hin. »Am besten, du fischst sie mit einer Biermatte raus.«
»Sieh es doch mal so«, versuchte Sukie es erneut, »wenn wir in der Schule in einen Jungen verknallt waren, haben wir doch immer ›Wahrheit, Wagnis, Kuss, Versprechen‹ gespielt, weißt du noch? Und wir waren überzeugt, dass es funktioniert, weil wir fest daran geglaubt haben. Erinnerst du dich, wie du bei Phoebes Geburtstagsparty bei ›Versprechen auf ewige Liebe‹ dreimal den Namen von Nicky Hambly gezogen hast und ihm anschließend nachgerannt bist wie ein Hund der Leberwurst?«
» Gar so romantisch hatte ich es nicht in Erinnerung.« Chelsea funkelte sie an. »Aber stimmt schon. Und weiter?«
»Nun, vielleicht wär ja auch eine Spielversion für Erwachsene möglich. Wie wäre es, wenn es einen erwachsenen Mann wie Nicky Hambly gäbe – die Liebe deines Lebens -, der irgendwo da draußen auf dich wartet? Wie wäre es, wenn du ihn treffen und dich in ihn verlieben und für immer mit ihm zusammen sein könntest?«
»Wie wäre es, wenn du mal wieder auf den Boden der Tatsachen kämst?«
»Ach komm schon, Chelsea, sei doch nicht so – sonst bist du bei Partyspielen und Geisterspäßen auch immer gleich dabei. Du sagst doch immer, du hättest es satt, Single zu sein und immer noch zu Hause bei deinen Eltern und Geschwistern zu wohnen. Du bist doch diejenige, die ihren Traummann heiraten will und sich Kinder wünscht und eine Doppelhaushälfte. Wäre es nicht wunderbar, einen Mann zu lieben, der für dich der Richtige ist, der dich ebenso sehr liebt wie du ihn, und zwar für immer? Mit wem würdest du gern den Rest deines Lebens verbringen? Wem gilt dein geheimer Herzenswunsch? Ich meine nicht irgendeinen Filmstar oder Fußballer oder so, sondern einen richtigen Mann. Wer wäre dein erwachsener Nicky Hambly?«
»Nicky Hambly.«
»Nein, ich meine … Was? Wirklich? Wieso wusste ich nichts davon?«
»Weil.« Chelsea schob eine Biermatte in kreisenden Bewegungen auf dem Tisch herum. Sie blieb kleben und verkrumpelte. »Weil er, als wir sechzehn waren, zu mir gesagt hat, ich soll ihn in Ruhe lassen, und mir damit das Herz gebrochen hat.
Er war damals nicht in mich verliebt und würde mich auch heute nicht lieben – selbst wenn er noch solo und hetero und am Leben wäre.«
»Ist er nicht zur Royal Air Force gegangen?«
»Genau. Hab seit mehr als zehn Jahren nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«
»Hätte denn kein anderer seinen Platz einnehmen können?«
»Nein.«
»Und immer, wenn du von deinem Traummann
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