Sommernachtszauber
geschwärmt hast, hast du im Grunde Nicky Hambly gemeint?«
»Ja, okay?« Chelsea wurde plötzlich abweisend. »Und schau mich nicht so an, als wolltest du sagen: Ich bin deine älteste und beste Freundin, warum hast du mir das nicht erzählt?«
»Gut, aber warum nicht?«
»Weil du mit Jungs nie Schwierigkeiten hattest, und da fand ich es einfacher, eine gut gelaunte Freundin mit zahlreichen Affären zu sein, als einen auf Trauerkloß zu machen, sentimentale Liebeslieder zu hören, auf alles, was nicht niet- und nagelfest ist, »Chelsea Hambly« zu kritzeln und von unserer Hochzeit, unserem Haus und unseren Kindern zu träumen.«
»Mensch.« Sukie war ernstlich erschüttert. »Chelsea, ich hatte ja keinen Schimmer! Und du, äh, magst ihn noch immer?«
»Ich liebe ihn. Wahrhaft, wie verrückt, aus tiefstem Herzen. Ich liebe ihn so sehr, dass jeder andere Kerl an meiner Nicky-Hambly-Skala gemessen wird und ihm nie auch nur halbwegs das Wasser reicht. Hoffnungslos unerfüllte Liebe zu einem mageren Jungen, aus dem inzwischen ein unbekannter Erwachsener geworden ist, wahrscheinlich glücklich verheiratet mit soundso vielen Kindern, der sich bestimmt nicht einmal mehr an meinen Namen erinnert.« Chelsea starrte sie an. »Und was willst du in so einem Fall machen, bitte schön?«
Sukie senkte den Blick auf ihr Shandy. Das kleine Fläschchen drängte sich geradezu an die Oberfläche ihrer Handtasche empor. »Mein Gott, Chelsea, das tut mir leid, ehrlich. Ich hatte ja keine Ahnung. Du hättest es mir erzählen sollen.«
»Da gab es nichts zu erzählen. Mach doch nicht so ein schuldbewusstes Gesicht, Sukie. Es war mein Geheimnis. Wenn du davon gewusst hättest, wäre alles nur noch trauriger gewesen. Wer weiß, vielleicht kommt eines Tages ja ein anderer des Wegs und verdrängt Nicky auf den zweiten Platz.«
Sukie umarmte Chelsea quer über den Tisch. Anschließend mussten sie sich die hängengebliebenen Biermatten wieder abpulen.
»Weißt du, was ich daran wirklich komisch finde?« Sukie schwenkte den letzten Schluck ihres trüben Shandy. »Dass ausgerechnet du, die Klatschbase vom Dienst, es geschafft hast, dieses Geheimnis so viele Jahre für dich zu behalten. Ich hätte nicht gedacht, dass du je über irgendetwas Stillschweigen bewahren könntest.«
»Da spricht die wahre beste Freundin.« Chelsea grinste. »Da sieht man, dass du eben doch nicht alles über mich weißt.«
Sukie nickte. So war es. Und es bedeutete auch, dass sie Chelsea vielleicht, eventuell, doch das Geheimnis von Pixies Laughter anvertrauen könnte. »Hör mal, wie wär’s mit einem kleinen Experiment -«
»Ach!« Chelsea seufzte. »Jetzt komm mir doch nicht wieder mit diesem Hexenkrams.«
»Es geht nicht um Hexerei. Es geht um Naturkräfte. Nein, bitte, hör doch mal, Chelsea. Aber du darfst niemandem verraten, was ich dir jetzt erzähle. Hör zu …«
Chelsea hörte zu. Gelegentlich lachte sie, ein- oder zweimal schnaubte sie verächtlich, mehrmals schüttelte sie ungläubig und spöttisch den Kopf, aber sie hörte zu.
»Und darum«, schloss Sukie, »dachte ich mir, du könntest die Richtige für einen Probelauf sein, bevor ich es bei Milla und Bo-Bo versuche …«
»Diesen Bockmist werd ich bestimmt niemandem erzählen.« Chelsea zuckte die Schultern. »Dein Geheimnis ist bei mir sicher – die ganze Sache ist völliger Irrsinn, das muss dir doch klar sein. Es ist ja schön für dich, dass du aus dem Garten von Pixies Laughter natürliche Essenzen gewinnen kannst – aber du bildest dir doch nur ein, dass Coras Flower-Power-Mixturen irgendwas bewirken würden, weil Topsy das behauptet. Und komm mir jetzt nicht mit Mitzi Blessings magischer Kräuterküche – und erst recht nicht mit Fiddlesticks und den Wünschen ans Universum – an all diesen Kram glaub ich genauso wenig.«
»Okay, wenn du so gar nicht daran glaubst, kannst du ja ruhig einen Versuch mit mir machen. Was kann denn schlimmstenfalls schon passieren? Höchstens, dass Nicky Hambly wie von Zauberhand erscheint und all deine Träume in Erfüllung gehen.«
»Das wird nicht geschehen. Das weißt du, und ich weiß es auch. Und ich finde es nach wie vor nicht richtig, so was mit Milla zu versuchen, ohne ihr Wissen. Und außerdem halte ich es noch immer für einen Irrtum, wenn du meinst, dass du bessere Chancen bei Derry bekämst, indem du ihn und Milla auseinanderbringst. Für mich ist das Männerklau, ob man nun Zaubertricks anwendet oder Hinterlist.«
Sukie begann, wankend
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