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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Willen bekommt? Was ist, wenn du die Firma doch verkaufen musst?«
    »Sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen, ändert nichts daran, was im Testament meines Vaters steht«, sagte Mason bestimmt. »Und wenn wir die Firma verkaufen müssen, habe ich immerhin eine Wahnsinnsfrau, die mir helfen wird, eine neue aufzubauen, oder?«
    »Ja«, sagte Annajane. Sie hielt ihm die Hand hin und wagte nicht zu atmen, als er ihr den Ring an den Finger steckte. Sie hielt den Schmuck ins Mondlicht, um ihn zu bewundern. »Ich hatte schon vergessen, wie wunderbar ich ihn immer fand.«
    »Und mich erst«, ergänzte Mason und zog sie wieder an sich.
    »Ja«, sagte Annajane. »Dich auch.« Sie rutschte auf ihren Sitz zurück. »Können wir jetzt bitte ins Pinecone fahren? Lass es uns langsam angehen, okay?«
    Auf dem Rückweg zum Motel fand sie die Kassette, die sie damals aufgenommen hatte, und schob sie in die Anlage. Als Steve Perry die ersten Zeilen von Open Arms sang, schielte Annajane zu Mason hinüber und sah, dass er mitsang. Shane hatte gesagt, Journey wäre kitschig. Das war ihr egal. Dies war ihr Lied. Sie bekamen eine zweite Chance. Zum ersten Mal war das Timing perfekt.

47
    Annajane sah sich im Besprechungsraum des Anwaltsbüros Thomas & Fleishman um und stellte fest, dass die Grenzen in dieser drohenden Familienschlacht bereits gezogen waren. Sallie in einem schicken schwarzen Strickkostüm, schwarz-beigen Pumps mit Lochmuster und ihrer stets präsenten Perlenkette hatte am Kopfende des eleganten Glastischs Platz genommen.
    Davis saß rechts neben ihr in seinem üblichen dunkelblauen Anzug und der gestreiften Stoffkrawatte. Er war mit seinem Stuhl herübergerutscht, so dass er nur Zentimeter von seiner Mutter entfernt war. Die beiden steckten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander.
    Mason hatte einen Platz weit hinten am Tisch gewählt. Er sah erstaunlich gefasst aus, fand Annajane. Sein blassgrünes Oberhemd und die khakifarbene Stoffhose waren tadellos, dazu trug er eine tannengrüne Krawatte mit dem roten Logo des Quixie-Pixie. Annajane lächelte vor sich hin, als sie den Schlips sah.
    Sie höchstpersönlich hatte die Krawatte in ihrem ersten Ehejahr für alle männlichen Bayless’ anfertigen lassen: Glenn, Mason, Davis, sogar für Pete. Mason trug nur selten schicke Hemden, von einer Krawatte ganz zu schweigen, aber er liebte seine Quixie-Krawatte. Annajane konnte sich jedoch nicht erinnern, ihn jemals damit gesehen zu haben. Sie jetzt umzubinden, war Masons subtile Art, seiner Familie mitzuteilen, wo er stand. Nämlich bei Quixie.
    Er warf ihr einen Blick zu, merkte, was sie sah, und zwinkerte. Annajane schaute beiseite. Wie konnte er so entspannt sein, wo er doch wusste, dass das Schicksal der Firma – ihr aller Schicksal – in wenigen Minuten offenbart werden würde?
    Sie war schon den ganzen Vormittag ein reines Nervenbündel gewesen, hatte verschiedene Outfits anprobiert und wieder verworfen, bis ihr Zimmer im Pinecone mit Kleidungsstücken, Schuhen und Schmuck übersät war. Am Ende hatte sie sich für ein schmal geschnittenes, ärmelloses blassblaues Etuikleid mit passendem Jäckchen entschieden. Sie hatte das Haar zu einem Knoten hochgesteckt und aus dem Bauch heraus Masons Verlobungsring mit dem Diamanten als einzigen Schmuck gewählt – eine unausgesprochene Erklärung ihrer Liebe. Zu ihm. Egal, was der Tag bringen würde.
    Als Annajane das Anwaltsbüro von Norris Thomas über der Mid-State Bank erreichte, wäre sie beinahe wieder umgekehrt. Was hatte sie hier zu suchen? , hatte sie sich zum zehnten Mal an diesem Morgen gefragt. Es war Masons Schlacht, nicht ihre. Aber als sie sah, dass Davis und Sallie gemeinsam in Davis’ Boxter vorfuhren, wusste sie, warum sie hier war. Wegen Mason, sicher, aber hauptsächlich wegen ihr selbst.
    Für Glenn Bayless hatte sie zur Familie gehört. Das hatte er ihr am Tag der Hochzeit mit Mason zu verstehen gegeben, als er extra zu ihr nach Hause gekommen war, um ihr von seinem Geschenk, den Quixie-Aktien, zu erzählen. Egal, was Davis oder Sallie dachten, auch Annajane hatte Interesse an der Zukunft der Firma.
    Sie wartete, bis Sallie und Davis im Gebäude verschwunden waren, gab ihnen fünf Minuten Vorsprung und folgte dann. Als Annajane den Besprechungsraum betrat, war Sallies Begrüßung deutlich unterkühlt.
    Erstaunt stellte Annajane fest, dass Sallies Feindseligkeit ihr gegenüber sie zum ersten Mal überhaupt nicht aus der Fassung brachte. Sie begrüßte

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