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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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gar nicht.«
    Sallie atmete den Rauch aus und kniff die Augen zusammen. »Hat deine Mutter dir nie erzählt, dass sie mit Glenn gegangen ist?«
    »Nein. Sie wollte es nicht mal zugeben, als ich sie an dem Abend anrief und darauf ansprach.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Sallie. »Darauf kann man nicht gerade stolz sein, seiner Freundin den Mann auszuspannen.«
    Annajane musste laut lachen. »Das sah Mama aber ganz anders. Sie erzählte, sie hätte sich mit Glenn in dem Sommer ein paarmal getroffen, nachdem er sich von dir getrennt hatte, aber bevor mein Vater von der Army zurückkam.«
    »So ist das sicherlich nicht gewesen«, sagte Sallie scharf. »Glenn und ich waren damals verlobt, das wusste jeder. Aber deine Mutter war total verschossen in ihn. Verständlicherweise. Er war der bestaussehende Junge der Schule und kam aus der besten Familie. In dem Frühjahr hatten wir uns über irgendetwas Albernes gestritten, so dass ich mit ihm Schluss gemacht hatte. Um sich an mir zu rächen, um mich eifersüchtig zu machen, ging er mit deiner Mutter zum Abschlussball. Die größte Feier des Jahres, ich hatte mir schon ein Kleid gekauft. Das wusste Ruth natürlich alles, aber sie ging trotzdem mit ihm hin.«
    »Und das hast du ihr nie verziehen und es auch mich spüren lassen«, sagte Annajane. »Sie hat dir auch nie verziehen, auch wenn sie sich weigert, über die Gründe zu sprechen.«
    »Die kenne ich auch nicht«, sagte Sallie leichthin. »Ruth war immer voller Missgunst. Deine Mutter ist kein glücklicher Mensch, Annajane.«
    »Meine Mutter war Anfang zwanzig, als mein Vater starb. Durch einen Quixie-Lkw«, sagte Annajane mit höflicher, ja freundlicher Stimme. »Sie war verwitwet mit einem Kleinkind. Sie musste zur Abendschule gehen und eine Ausbildung zur Krankenschwester machen, um uns ernähren zu können. Tagsüber arbeitete sie, um den Unterricht zahlen zu können. Sie hat es nicht gerade leicht gehabt.«
    »Ja, sicher«, sagte Sallie und verdrehte die Augen. »Schon geht es wieder los: die arme Ruth Hudgens. Zweifache Witwe und Märtyrerin mit allem Elend der Welt auf den Schultern.«
    »Hör auf damit, Sallie!«, warnte Annajane. »Ich bin deine Kritik gewöhnt, aber ich muss mir nicht anhören, wie du über meine Mutter herziehst.«
    Unbeeindruckt zuckte Sallie mit den Schultern. »Die Sache ist die: Ich wusste, was für eine deine Mutter war, und ich ging davon aus, dass du genauso wärst. So eine Frau wollte ich nicht für Mason. Außerdem kommst du aus einer ganz anderen Welt als er.«
    Annajane stand auf. »Ist noch irgendwas Wichtiges? Wenn nicht, kann ich mir nämlich einen angenehmeren Samstagmorgen vorstellen.«
    »Ich bin fast fertig«, sagte Sallie. »Setz dich bitte.«
    Annajane schaute auf die Uhr. »Fünf Minuten. Dann ist Schluss.«
    Mason hatte recht gehabt. Sie hätte nicht kommen sollen. Obwohl Annajane die besten Absichten gehabt hatte, hackte Sallie wieder auf ihr herum, piesackte und kritisierte sie, versuchte sie regelrecht fertigzumachen. Annajane spürte, wie der jahrelang unterdrückte Groll langsam hochkochte.
    Sallie nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette und schnippte die Asche in die ihr nächste Palme. »Ich wollte eigentlich nur … Ich wollte eigentlich nur folgendes sagen: Falls du Teil dieser Familie werden solltest … dann möchte ich, dass du aufhörst, uns auseinanderzubringen. Das ist alles. Kurz gesagt.«
    »Ich bringe eure Familie auseinander?«
    »Meinst du, ich wüsste nicht, was du alles getrieben hast?«, fuhr Sallie sie an. »Pokey ist wütend auf mich wegen dieses Schlamassels mit Celia, woran sie mir irgendwie die Schuld gibt. Mason erwidert meine Anrufe nicht. Er lässt sich von Voncile den Rücken freihalten. Und gestern Abend kam Davis vorbei und verkündete, er würde seinen Anteil an der Firma Pokey verkaufen und wegziehen.« Sallie blinzelte mehrmals, kämpfte gegen die Tränen. Ihre Stimme brach. »Das ist alles dein Werk.«
    Annajane war sprachlos. Fast eine Minute lang.
    »Du bist wirklich unglaublich«, sagte sie, als sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. »Ich soll deine Familie kaputtmachen? Wenn ich dir mal die Wirklichkeit nahebringen darf, Sallie, da du dich ja weigerst, sie wahrzunehmen: Deine Tochter ist wütend auf dich, weil du sie hast wissen lassen, dass du ihre Kinder nicht für ›echte‹ Bayless’ hältst. Du behandelst sie wie den letzten Dreck, nörgelst ständig an ihr herum, an ihrer Kleidung, ihrem Gewicht,

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