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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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bemerkte Annajane. »Wie beim letzten Weihnachtsfest. Bei der Weihnachtsfeier der Firma.«
    »Das war unmöglich von ihm!«, sagte Sallie mit bebenden Nasenlöchern. »Selbst für seine Verhältnisse. Ich wartete die ganze Nacht und machte mir Sorgen, ob Mason und er überhaupt noch lebten. Weit nach Mitternacht kam er ins Haus gestolpert, immer noch betrunken. Dabei war Glenn selten betrunken. Er zog sich bis auf die Unterhose aus und fiel ins Bett. Ich schlief im Gästezimmer. Am Morgen fand ich seine Kleider im Badezimmer auf dem Boden, wo er sie liegen gelassen hatte. Alles stank nach Parfüm. Das war das erste Mal. Bis dahin hatte er immer sehr darauf geachtet, seine … Affären zu verbergen. Dann packte ich seine Reisetasche aus, wollte die restlichen Sachen in die Wäsche tun. Ich leerte seine Taschen, bevor ich die Hosen in die Waschmaschine steckte. Er hatte immer Kleingeld und sein Taschenmesser in der Hose; auf diese Weise habe ich mir mehr als eine Ladung Wäsche ruiniert. Diesmal fand ich aber noch etwas anderes: eine Packung mit blauen Pillen, die ich nicht kannte.«
    »Die Medikamente für sein Herz?«, fragte Annajane.
    »Sildenafilcitrat. Schon mal gehört? Ich nicht. Musste es im Internet suchen.« Sallie stellte das Glas vorsichtig auf dem Tresen ab, dann nahm sie einen Schwamm, um den verschütteten Wein wegzuwischen. »Er hatte sich Viagra verschreiben lassen, damit er wie ein junger Hengst loslegen konnte, für den er sich immer noch hielt. Ob er einen für seine Frau hochbekam, das war ihm egal«, sagte sie verbittert. »Aber bei seinen Freundinnen war das was anderes.«
    Sallie öffnete den Schrank unter der Spüle und holte einen Sprühreiniger heraus. Sie sprühte die längst makellose Arbeitsfläche ein, wischte sie mit fast einer halben Rolle Küchentüchern trocken, während Annajane wie gebannt daneben stand und darauf wartete, den Rest der Geschichte zu hören.
    »Du hältst mich für eine Hexe«, sagte Sallie. »Für eine gemeine, verhutzelte, verbitterte alte Hexe.«
    Annajane zuckte mit den Schultern. »Gemein und verbittert ja. Aber nicht verhutzelt.«
    Sallie musste lachen. »Ich habe viel Geld ausgegeben, um so auszusehen. Letztes Jahr habe ich mich liften lassen, wusstest du das?«
    »Ich habe es vermutet«, gab Annajane zu. »War das in Florida?«
    »Ja. Da gibt es einen Chirurgen, der wirklich unglaubliche Arbeit leistet. Ich überlege, ob ich mir als Nächstes den Bauch straffen lasse. Ich habe sogar schon einen Vertrag für einen kleinen Bungalow unten in Palm Beach unterschrieben, da werde ich nächstes Jahr überwintern. Das Cottage in Wrightsville Beach werde ich verkaufen. Habe ich eh nie gemocht. In Highlands ist es viel schöner, die meisten Freundinnen von mir haben dort Ferienhäuser. Das gesellschaftliche Leben ist deutlich interessanter.«
    »Klingt, als würdest du nicht mehr viel Zeit in Passcoe verbringen«, sagte Annajane. »Wie lange ist das schon geplant?«
    »Darüber denke ich schon lange nach. Und da ich jetzt nicht mehr an Quixie gebunden bin, tja, gibt es für mich keinen triftigen Grund mehr hierzubleiben. Dieses Haus ist mehr als bedrückend. Ich bin erst sechsundsechzig, wusstest du das, Annajane? Glenn hat mich gut versorgt, jetzt will ich rausgehen und mein Leben genießen. Vielleicht lerne ich sogar jemanden kennen? Wer weiß? Ich könnte sogar noch mal heiraten.«
    »Von mir aus gern«, sagte Annajane. »Aber du hast mir eben von Glenn erzählt. Von dem Tag, als er starb.«
    »Ich habe die Viagra im Badezimmer auf den Schrank gelegt, direkt neben sein Rasierset, dann habe ich darauf gewartet, dass er aufwacht und die Pillen findet«, antwortete Sallie. »Er kam nach unten, immer noch im Bademantel. Glenn verließ das Schlafzimmer normalerweise nur voll bekleidet. Das war so eine Eigenart von ihm.«
    »Ich weiß noch, dass Pokey sich früher immer erst anziehen musste, bevor sie nach unten kam, selbst samstagsmorgens«, sagte Annajane.
    »Ich hätte wissen müssen, dass es ihm nicht gutgeht«, sagte Sallie. »Aber ich war so wütend!«
    »Hast du ihn auf das Viagra angesprochen? Auf die Frau, mit der er zusammen gewesen war?«
    »Eva. Sie hieß Eva«, sagte Sallie. »Er meinte, es wäre nur ein … kleiner Flirt. Wir stritten uns. Ich sagte, ich würde es mir nicht mehr gefallen lassen, so gedemütigt zu werden. Ich fragte ihn, ob er sich scheiden lassen wolle, er verneinte: nein, natürlich nicht. Er entschuldigte sich, und kurz darauf brach ich

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